Das Grundstück von Anna Juli Weber ist einer der ersten zertifizierten Naturgärten im Landkreis Kulmbach. Warum geplante Unordnung eine Auszeichnung verdient.
Noch hält der Gemüsegarten Winterschlaf unter einer dicken Mulchschicht, doch Anna Julia Weber muss das schützende Pflanzenmaterial nur ein wenig zur Seite ziehen und hat sofort Beete voller dunkler, feinkrümeliger Erde, gut belüftet von zahlreichen fleißigen Regenwürmern und fertig zum Bepflanzen.
Der gute Boden für den Gemüseanbau ist einer von vielen Vorzügen, den ihre naturnahe Gartengestaltung mit sich bringt. Vor gut zwei Jahren haben Anna (33) und ihr Mann Matthias Wellhöfer-Weber (37) ein rund 200 Jahre altes Bauernhaus im Untersteinacher Ortsteil Hummendorf gekauft. 2,5 Hektar Land gestalten sie als Naturerlebnishof, in weiten Teilen nach den Grundsätzen der Permakultur.
Die Gemüsebeete sind mit Feldsteinen eingefasst und dick mit Grasschnitt gemulcht. "Im Moment sieht alles ein wenig unordentlich aus, weil ich über den Winter alles Abgeblühte stehen lasse. Aber im Sommer ist es vielfältig bunt, und wir konnten uns letztes Jahr komplett selbst mit Gemüse, Kräutern und Salaten versorgen."
Anna Weber ist Pädagogin und ausgebildet in Permakultur-Design. Ihr Wissen weiterzugeben, vor allem an Kinder interessierte Hobbygärtner, ist ihr ein großes Anliegen. Und so ist ihr Garten nicht nur ihr privates Vergnügen, sondern auch ein Ort, wo man sich anschauen kann, wie die Theorie in der Praxis aussieht.
Eine vorbildliche Umsetzung
2021 haben sich die Webers beworben, ihr blühendes Paradies als Naturgarten zertifizieren zu lassen. Zwei Zertifizierer des Gartenbauverbandes sahen sich alles genau an und waren sehr angetan. So konnten Günter Reif, Vorsitzender des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege, und Anna Lena Neubig, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege jetzt die Auszeichnung überreichen. "Dieser Garten erfüllt vorbildhaft alle Vorgaben des Siegels ,Bayern blüht - Naturgarten'", sagte Reif.
So werden neben einer hohen ökologischen Vielfalt im Garten weder chemische Pflanzenschutzmittel noch chemisch-synthetische Dünger verwendet, und auch auf den Einsatz von Torf wird verzichtet. Neben diesen Mindestvoraussetzungen erfüllt der Garten auch Zusatzkriterien des Siegels, wie extensive Wiesenflächen, Kompostierung, einen bewirtschafteten Nutzgarten und ein "Wildes Eck".
"Der Naturerlebnishof ist ein schönes Beispiel für eine ökologische Gartengestaltung im Einklang mit Natur- und Umweltschutz", lobt deshalb auch Kreisfachberaterin Neubig. "Der Erhalt und die Förderung unserer heimischen Tierwelt sind gerade heute, in Zeiten des Artensterbens, von unschätzbar großer Bedeutung."