Obdachloser in Kulmbach gequält: Mann schwer verletzt

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Die Blaicher Obdachlosenunterkunft in der Hermann-Limmer-Straße war am Wochenende Schauplatz eines Verbrechens. Die Polizei ermittelt wegen eines Tötungsdelikts. Foto: Archiv/Alexander Hartmann
Die Blaicher Obdachlosenunterkunft in der Hermann-Limmer-Straße war am Wochenende   Schauplatz eines Verbrechens. Die Polizei ermittelt wegen eines Tötungsdelikts. Foto: Archiv/Alexander Hartmann

Update - Staatsanwalt bestätigt jetzt: Opfer wurde massiv misshandelt. Als die Polizei anrückte, ergriffen die beiden Peiniger des 18-Jährigen die Flucht.

Die Obdachlosenunterkunft in der Hermann-Limmer-Straße kommt nicht aus den Schlagzeilen raus. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei Bayreuth wegen gefährlicher Körperverletzung, Nötigung und Beleidigung, nachdem ein 18-jähriger Mann offenbar in dem Haus gequält worden ist. Die beiden mutmaßlichen Täter wurden am Sonntag festgenommen. Einer sitzt in U-Haft.

Wie Nachbarn berichten, wurde am späten Samstagabend - wie schon so oft - in dem Haus wieder lautstark gefeiert und randaliert. Sicher war auch Alkohol im Spiel. Später seien Schreie zu hören gewesen. Ein Mann habe vor Schmerzen gebrüllt.


Nachbar alarmiert Polizei

Ein Anwohner setzte nach Angaben von Kripo und Staatsanwaltschaft um 0.30 Uhr den Notruf ab und meldete eine Auseinandersetzung in dem heruntergekommenen Haus. Die Polizisten fanden den 18-Jährigen, der schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt war. Der Rettungsdienst brachte den Mann ins Krankenhaus, wo er zunächst auf der Intensivstation behandelt wurde.

Als die Polizei mit Blaulicht anrückte, ergriffen die beiden Peiniger (28 und 19) des Opfers die Flucht. Sie wurden aber wenig später festgenommen und am Montag dem Ermittlungsrichter in Bayreuth vorgeführt. Der ältere der zwei Verdächtigen sitzt in Untersuchungshaft. Der 19-Jährige kam - weil sein Tatbeitrag offenbar geringer war - wieder auf freien Fuß.


Schläge mit Dachlatte

Nach den Erkenntnissen der Kripo begannen die Streitereien gegen 22.15 Uhr. Worum es ging, ist nicht bekannt. Jedenfalls malträtierten die beiden Männer den 18-Jährigen mit Schlägen und Fußtritten und misshandelten ihn mit verschiedenen Gegenständen. Unter anderem sollen die Täter nach Angaben von Zeugen mit einer Dachlatte zugeschlagen haben.

Was war das Motiv der Peiniger? Wollten sie etwas von dem Mann erpressen? Hatten sie ihr Opfer gefesselt? "Zu Einzelheiten können wir noch nichts sagen", erklärte der Chef der Bayreuther Staatsanwaltschaft, Herbert Potzel, auf Anfrage. Er bestätigte nur, dass es sich bei allen drei Beteiligten um Obdachlose handelt, die in der Gemeinschaftsunterkunft wohnten.


Vorfall erinnert an grausigen Tod in Würzburg

Der Kulmbacher Fall erinnert an den schrecklichen Tod eines 39-Jährigen in einer Obdachlosenunterkunft in Würzburg im Mai 2009. Der Mann war von einem Mitbewohner mit 45 Hammerschlägen und 19 Messerstichen gequält und getötet worden. Der 35-jährige Täter wurde von einem psychotischen Wahn getrieben.

Über die Obdachlosenunterbringung in Kulmbach wurde seit dem Brand im Dreibrunnenweg diskutiert, als im Dezember 2015 ein 61-jähriger Mann in den Flammen starb. Vor zwei Monaten beschloss der Kulmbacher Stadtrat, am Goldenen Feld eine neue Notunterkunft aus Wohncontainern zu errichten. Dort gebe es kaum Nachbarn, die belästigt würden. Einkaufsmöglichkeiten und das Landratsamt seien in der Nähe.


Wer bezahlt Sozialarbeiter?

Der Bau der neuen Wohnanlage soll im ersten Halbjahr beginnen. Wann die neue Unterkunft fertig wird, hängt laut Stadtsprecher Simon Ries an der Lieferzeit der Container. Die Stadt will aber auch, so Ries, dass die Obdachlosen nicht wie bisher sich selbst überlassen bleiben, sondern von Sozialarbeitern betreut werden. Aber es gibt noch Gesprächsbedarf, wer dafür bezahlt. Die Stadt möchte, dass der Landkreis als Sozialbehörde die Kosten übernimmt.

Der Text wurde um 18 Uhr aktualisiert.