Nix Neues unter dem Stahlhelm

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Foto: Symboldbild Martin Schutt/dpa
Foto: Symboldbild Martin Schutt/dpa

Jetzt geht es unseren Soldaten an den Kragen, pardon: an den Spind. Wegen des Skandals um Franco A. werden die Kasernen razziaartig durchleuchtet.

Das ist richtig so, auch wenn der mutmaßliche Nazi-Offizier überall gearbeitet haben könnte. Der derzeitige Wirbel um die Bundeswehr, der nicht zuletzt auf der pauschalen Schelte von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen fußt, die der Truppe "Haltungsprobleme" und eine "verbreitete Führungsschwäche" attestiert hatte, erinnert mich an meine Zeit beim Barras.

1978 war das, der SPD-Politiker Hans Apel war gerade als Bundesverteidigungsminister installiert worden. In der Kaserne in Niedersachsen, wo ich zur Grundausbildung antreten musste, herrschte das Recht des Stärkeren. Die abendlichen Stubendurchgänge waren die reine Schikane. Selbst Barthaare, die der Diensthabende - heute würde man Controller sagen - im privaten (!) Rasierer entdeckte, führten zu einer Standpauke, die sich gewaschen hatte. Tagsüber wurden wir, auf dem Bauch robbend, durch eine Wiese gescheucht, auf der zuvor eine Schafherde ihre Exkremente hinterlassen hatte. Und nicht selten wurden die "Neuen", despektierlich Füchse genannt, mitten in der Nacht von einem fünf- bis sechsköpfigen Rollkommando samt Feldbett unter die eiskalte Dusche geschleppt. Aufnahmeprüfung, hieß es.

Leute, die daheim nichts zu melden haben und ihren Frust an Untergebenen auslassen, gibt es immer. Kein Wunder, dass schon damals rund zehn Prozent eines Musterungsjahrgangs den Kriegsdienst verweigerten.
Nicht viel Neues also unter dem Stahlhelm.

Naja, vielleicht doch. Schauen Sie sich mal das Titelbild der aktuellen Spiegel-Ausgabe an. Ursula von der Leyen mit einer neuen "Frisur" - wer den Schaden hat...