An den Busspuren stehen Schaukästen mit Fahrplänen. Verschiedenste Layouts, unterschiedliche Schriftgrößen. Übersichtlich geht anders, und Büchler wundert sich: "Ich komm' ja viel rum. Aber so was habe ich noch nicht erlebt." Die Stadtbushaltestelle hinter der Mauer registriert er zunächst nicht.
Zahlen ohne Erläuterung
Es braucht erneut einen Tipp von Dagmar Keis-Lechner, damit Büchler die Haltestelle findet. Aber wann fährt der Bus? Die kleingedruckten Fahrpläne sind eine Herausforderungen für nicht mehr ganz junge Augen. Manche Touren sind mit Zahlen markiert. Eine Legende dazu sucht man vergebens.
Rund eine halbe Stunde sind wir mittlerweile unterwegs, zwar immer in Bewegung, aber doch schon ein bisschen ausgefroren. Wo überbrückt man längere Wartezeiten, wenn es kalt ist? Die Wartehäuschen bieten nur wenig Schutz; bleibt nur der Weg ins "fritz"-Einkaufszentrum.
Irgendwann sitzen wir dann im Bus, der uns via Stadthalle und Schwedensteg in wenigen Minuten hinauf zum Klinikum bringt. Wir wollen gleich schauen, wann wir wieder zurückfahren können. Michael Büchler findet den ausgehängten Fahrplan verwirrend, lässt sich von uns erklären, dass der Bus auf der Linie 1 einmal im Uhrzeigersinn und einmal entgegen dem Uhrzeigersinn fährt. Endlich ist es dann geklärt: Wir haben jetzt eineinhalb Stunden Zeit.
In der Caféteria treffen wir auf weitere Teilnehmer an dem Experiment, die Interessantes zu berichten haben. Ilse Seuß und Stefan Opel fahren selten Bus. Sie wohnen stadtnah, können viel zu Fuß erledigen. Mit einem Bus der Linie 5 sind sie von der Wolfskehle in die Innenstadt gelangt - eine Schleife über die Plassenburg inklusive -, hatten sich eigentlich darauf eingestellt, eine längere Wartezeit hinnehmen zu müssen, haben dank eines Tipps des Busfahrers dann aber doch eine schnelle Verbindung erwischt und sitzen deshalb schon vor Kaffee und Kuchen. Claus Gumprecht hingegen, Fraktionssprecher der Grünen im Kreistag, hat sich nach einiger Planung fürs Auto entschieden. Von Gößmannsreuth mit dem Vario-Bus nach Kulmbach und dort mit dem Stadtbus weiter - so viel Zeit hat er nicht.
Der Zeitfaktor ist auch für Markus Büchler das entscheidende Problem. Er hat mittlerweile die Fahrpläne studiert und registriert, dass längere Wartezeiten unvermeidlich sind. Ein Unding, wie er findet: "Die Wege von Tür zu Tür müssen sich in ähnlich komfortabler Zeit zurücklegen lassen wie mit dem Auto."
Nahverkehr in der Stadt funktioniere nun einmal nur dann, wenn er keine "Insellösung" sei, sondern gut vernetzt mit dem übrigen ÖPNV, in großen Verbünden. "Da ist hier noch viel Luft nach oben." Büchler rät dringend zum Beitritt zum Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) und dazu, den Kulmbacher Stadtbusverkehr in die wichtigsten Apps einzubinden. Immerhin habe Kulmbach wenigstens ein Stadtbusnetz, so der Experte. In anderen Städten vergleichbarer Größe gebe es nicht einmal das.
Wichtig ist es nach Büchlers Ansicht auch, einen Nahverkehrsplan mit den Nachbarlandkreisen abzustimmen. Kein einfaches Unterfangen. "Aber es ist leistbar und es geht."
Klimafreundlich
20 Milliarden Euro werden seinen Worten zufolge in jedem Jahr in Deutschland für klimaschädliche Verkehrs-Investitionen ausgegeben. Da müsse es doch auch möglich sein, in einen klimafreundlichen Nahverkehr zu investieren.
Unsere Kaffeerunde trennt sich. Ich habe so geplant, dass ich ohne Wartezeit zurück zum ZOB komme. Immer scheint das nicht zu klappen: An der Bushaltestelle treffe ich auf eine Frau, die ratlos vor dem ausgehängten Fahrplan steht. Gemeinsam und nicht ohne Mühe finden wir heraus, dass der Bus, der ohne Umwege nach Ziegelhütten fährt, erst in einer halben Stunde kommt. "Das dauert mir zu lang", sagt die Frau, zieht ihre Stiefeletten aus, holt ein Paar derbe Stiefel aus dem Rucksack. "Da laufe ich doch lieber."
Auch ich wollte von Melkendorf aus an der Sternfahrt teilnehmen. Meine App (ich verwende sehr erfolgreich in anderen Städten z.B. Bamberg, München, Nürnberg die App Öffi) hat mich zur Blaich geschickt und dann laufen. Den Busplan habe ich dann nach längerer Suche zwar im Netz gefunden, aber die Darstellung auf dem Handy ist eine Frechheit. Ich hätte bereits um 14.30 in Melkendorf (das ist übrigens Stadt Kulmbach)starten müssen, ca. 1 Stunde warten am ZOB und dann Stadtbus. Zu Fuß hätte ich die 6km schneller geschafft. Da frage ich mich was machen Leute, die nicht mehr so gut laufen können. Also doch mit dem Auto die Schauerkreuzung verstopfen.