Nicht alle Gemeinden im Kreis Kulmbach verzichten auf Glyphosat

4 Min
Archiv
Archiv

Nicht alle Gemeinden im Kreis Kulmbach verzichten auf Glyphosat. Das geht aus einer Umfrage der Grünen hervor.

Im Dezember hatten die Grünen im Kreistag von der Landkreis-Verwaltung wissen wollen, inwieweit sie das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat verwendet, das im Verdacht steht krebserregend zu sein. Das Landratsamt hatte hier mitgeteilt, es verzichte auf Glyphosat und setze bei der Unkrautbekämpfung auf konventionelle Mittel.

Nun hat Fraktionsvorsitzender Claus Gumprecht die gleichen Fragen an die Gemeindeverwaltungen im Landkreis gerichtet. Konkret fragte er: Konkret fragte er, in welchem Mengenumfang glyphosathaltige Herbizide 2017 im Auftrag der jeweiligen Gemeinde - direkt oder von Dienstleistern - auf Grünflächen, Verkehrsbereichsflächen, Sport- und Spielflächen oder auf anderen kommunalen Flächen in öffentlicher Nutzung insgesamt ausgebracht wurden.

Darüber hinaus wollten die Grünen wissen, welche Mengen an Pflanzenschutzmitteln insgesamt 2017 im Auftrag der jeweiligen Gemeinde - direkt von Mitarbeitern kommunaler Ämter sowie Betriebe oder indirekt von Dienstleistern - auf öffentlich genutzten kommunalen Flächen ausgebracht wurden.
Schließlich interessiert sich die Fraktion dafür, welche Maßnahmen die Verwaltung durchgeführt beziehungsweise geprüft hat, um die ausgebrachten Pestizidmengen zu reduzieren.

Die Fraktion der Grünen erhielt folgende Antworten:

Kasendorf
Die Gemeindeverwaltung teilt mit, dass "durch den gemeindlichen Bauhof jährlich ca. fünf Liter Glyphosat verwendet werden (für Parkplätze, Freihaltung Schieberkappen, eingezäunte Flächen)".

Thurnau
Bürgermeister Martin Bernreuther schreibt: " Der kommunale Bauhof des Marktes Thurnau hat im vergangenen Jahr weder glyphosathaltige Herbizide, noch Pflanzenschutzmittel verwendet."

Harsdorf
Die Gemeindeverwaltung schreibt, dass "die Gemeinde Harsdorf bei ihren Pflegemaßnahmen keine
chemischen Mittel zur Unkrautbekämpfung einsetzt".

Neuenmarkt
Die Verwaltung in Neuenmarkt teilt mit, dass die Gemeinde "bereits seit zwei Jahren kaum bis kein Glyphosat und andere Pflanzenschutzmittel auf öffentlichen Flächen verwendet. Nur noch in Ausnahmefällen, punktuell zum Beispiel beim Riesenbärenklau, wird es angewendet".

Mainleus
Bürgermeister Robert Bosch antwortet: "Wir verstehen den Anhang Ihrer Nachricht, so, dass sich die Fragen an den Markt Mainleus richten. Soweit sich Ihr Informationsbedarf an Zweckverbände richtet, in denen der Markt Mainleus Mitglied ist, wenden Sie sich bitte an die jeweiligen Vorsitzenden.

Zu 1)
Im Auftrag des Marktes Mainleus kamen 2017 Herbizide zum Einsatz. Mit Sicherheit waren diese Mittel glyphosathaltig. Angewendet wurden sie punktuell in geringen Mengen, beispielsweise im Bereich der Friedhofpflege und bei im Boden verbauten Armaturen der Wasser- und Löschwasserversorgung (z.B. Hydranten, Schiebern).

Zu 2)
Unter Pflanzenschutzmitteln, sowie dem weit gefassten Begriff "weiterer Pestizide", können sehr viele Wirkstoffe erfasst werden. Entsprechend hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Markt Mainleus 2017 solche eingesetzt hat - allerdings nicht mit dem Ziel, Nutzpflanzen und deren Erzeugnisse vor Schadorganismen zu schützen, sondern zum Schutz der Gesundheit des Menschen im Bereich der Trinkwasserversorgung, der Abwasserbeseitigung, unseres Freibads oder der Reinigung öffentlicher Toiletten.

Trinkwasser und Schwimmbeckenwasser muss so beschaffen sein, dass durch seinen Genuss bzw. Gebrauch keine Schädigung der menschlichen Gesundheit, insbesondere durch Krankheitserreger, erfolgt. Unter diesem Leitsatz steht der Markt Mainleus unter Überwachung der Gesundheitsämter. Und schließlich werden jeder Kommune Abwasserbeseitigungspflichtigen aufgetragen, Abwasser für die menschliche Gesundheit unschädlich zu beseitigen.

Insbesondere achtet der Markt Mainleus auch auf die Einhaltung der vorbeugenden Infektionshygiene bei eigenen Gemeinschaftseinrichtungen, in denen überwiegend Säuglinge, Kinder oder Jugendliche betreut werden, insbesondere Kinderkrippen, Kindergärten, Kindertagesstätten und Schulen.

Die Zwänge aus dem Infektionsschutzgesetz führen daher hauptsächlich zum Einsatz folgender Pestizide: Bakterizide, Fungizide, Rodentizide und Viruzide.

Zu 3)
Der Markt Mainleus hat vor einigen Jahren für die flächige Unkrautbekämpfung ein Heißschaumgerät erworben, welches seitdem gute Dienste leistet. Herbizide kommen nur noch dann zum Einsatz, wenn physikalische Methoden vor dem Hintergrund der gesamten öffentlichen Aufgaben in äußerst ungünstigem Verhältnis von Aufwand zu Nutzen stehen. Die Gemeindeverwaltung vertraut hier dem Urteil des eigenen ausgebildeten Fachpersonals. Eine weitere Sensibilisierung unserer Fachkräfte können wir Ihnen hiermit zusagen.

Die ausgebrachten Mengen weiterer Pestizide orientieren sich ebenfalls an Notwendigkeiten und an Verhältnismäßigkeiten. Ihre Fragen zur Mengenangaben einzelner Pestizide kann erst nach genauerer Untersuchung beantwortet werden. Hier legen wir gerne dem zuständigen kommunalen Gremium Rechenschaft ab, dessen Ältestenrat eine Kopie dieser Nachricht erhält.

Wir gratulieren dem Landratsamt zu Ihrem Urteil des vorbildlichen Verhaltens."

Presseck
Die Verwaltung schreibt: "Wir teilen Ihnen mit, dass die Marktgemeinde Presseck kein Glyphosat auf Gemeindefläche ausbringt bzw. anwendet."

Stadtsteinach
Bürgermeister Roland Wolfrum antwortet: "Schon vor etwa drei Jahren hat es von mir eine Anweisung an den Bauhof der Stadt Stadtsteinach gegeben, im kommunalen Bereich auf den Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln zu verzichten. Dies wird auch seitdem umgesetzt.

Speziell im Bereich unseres Friedhofes ist aber zu sehen, dass die Freihaltung der Schotterwege von Verkrautung nicht mehr zu schaffen ist, was den Besuchern des Friedhofes eher negativ auffällt.

Wir hatten deshalb im vergangenen Jahr einen Versuch mit der Unterdrückung des (Un)(Wild)Krautes auf den Gehwegen des Friedhofes mit Heißschaum.

Hier stirbt zwar durchaus der größte Teil der Pflanzen ab (aber auch nicht alle, manche erholen sich wieder rasend schnell) die abgestorbenen Pflanzenteile bleiben uns aber als braune verdorrte Reste auf den Wegen erhalten, was auch nicht wirklich besser aussieht.

Wir werden wohl mal die Schotteroberfläche abtragen, um wieder ein paar Jahre relative Ruhe zu haben.

Auf allen Grünflächen, auch in Feldern und Wäldern, die von der Stadt selbst bewirtschaftet werden, setzen wir keine glyphosathaltigen Pflanzenschutzmittel ein ( soweit ich weiß, auch keine anderen, da wir ja nichts gewerblich bewirtschaften - Wiesen, Rasen, Wege sind ja für den öffentlichen Gebrauch vorgesehen)

Die wenigen Ackerflächen die wir verpachtet haben, sind aber in "uralten" Traditionen unbefristet an einige Landwirte verpachtet, zu der damaligen Zeit hat man sich noch nicht um das Thema gekümmert, wieweit diese Landwirte glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel einsetzen, ist mir/uns nicht bekannt.

Sollten Neuverpachtungen anstehen, was aber momentan nicht in Sicht ist, kann ich mir gut vorstellen, entsprechende Klauseln in einen neuen Vertrag einzustellen."

Rugendorf
Die Verwaltung schreibt: "Der Bauhof der Gemeinde Rugendorf hatte schon vor 2015 die Anweisung erhalten, auf glyphosathaltige Mittel zu verzichten. Dies wird stetig überwacht und wird auch bis heute eingehalten.

Auf allen Grünflächen, Feldern und Wäldern, die von der Gemeinde selbst bewirtschaftet werden, werden weder glyphosathaltigen Pflanzenschutzmittel eingesetzt, noch andere Pflanzenschutzmittel. Bei den verpachteten Wiesen und Äckern, welche seit über 20 Jahren oder noch länger bereits verpachtet sind, können wir leider keine Angaben machen, ob Pflanzenschutzmittel in dieser Art ausgebracht werden. Es wäre jedoch denkbar ein Gespräch mit den betreffenden Pächtern bzw. Landwirten zu suchen.

Natürlich ist gerade bei Rinnensteinen immer wieder zu sehen, dass Unkraut wächst. Hier werden nach und nach immer mehr Fugen der Rinnensteine verfugt, sodass langfristig hier kein Unkraut mehr durchdringen kann.

Weiterhin wird mit dem Einsatz von verschiedenen Unkrautvliesen auch ein Unkrautwuchs verhindert, womit wir sehr gut fahren die letzten Jahren.