Stabiler Untergrund
Für die dringend nötige Wegebefestigung schlagen die Architekten eine wassergebundene Oberfläche mit einem feinen, verdichteten Splittbelag vor, der nicht so weich ist wie der aktuelle Belag. So wird es mit Rollator oder Kinderwagen leichter, sich auf dem Friedhof zu bewegen. Auch die Zufahrt zum neuen Friedhof soll erneuert werden, außen durch Asphalt, innen durch die optisch ansprechendere wassergebundene Oberfläche.
Eine Kostenkalkulation stellte Götz Lauenstein vor: 68 000 Euro würde die Neugestaltung des Vorplatzes mit Erneuerung des Wegebelags kosten, mit etwa 35 000 Euro schlägt das Urnengräberfeld zu Buche, mit weiteren 10 000 Euro der Zugang zum neuen Friedhof.
Der Vorentwurf ist stimmig, findet Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD). Das sieht auch die Mehrzahl der Räte so. Stadtrat Martin Baumgärtner (FW) kann sich nicht mit dem Gedanken an ein halbanonymes Gräberfeld anfreunden. Er bevorzugt traditionelle Bestattungsformen. Manchem Stadtratskollegen geht es ähnlich, doch es sind nicht die persönlichen Vorlieben, die für die Planung der zukünftigen Friedhofsgestaltung ausschlaggebend sind, sondern die Wünsche der Nutzer. "Die Angehörigen der Verstorbenen fragen immer häufiger nach dieser Möglichkeit. Wenn wir diesen Wunsch nicht erfüllen können, gehen die Leute halt woanders hin", so Wolfrum. Die Zeit der Familiengruften und großen Gräber sei vorbei.
Ergänzung, nicht Ersatz
Im übrigen solle das neue Angebot ja nicht die traditionellen Bestattungen ablösen. Es werde eine zusätzliche Möglichkeit der Urnenbeisetzung geschaffen - neben den Stelen und den kleinen Urnengräbern mit Grabstein. "Über die Stelen haben wir vor Jahren auch intensiv diskutiert, und mancher hat geglaubt, die würden leer bleiben. Inzwischen stehen fünf, zwei weitere sind bestellt - weil der Bedarf da ist."
Bestattungskultur erlebt einen Wandel
Gibt es einen Wandel in unserer Begräbniskultur? Ja, sagt Markus Bunzel vom gleichnamigen Stadtsteinacher Bestattungsinstitut, das er mit seinem Bruder Daniel in dritter Generation führt.
Alternativen sind gewünscht
Manche Menschen legen bereits in ihrem Testament fest, dass sie sich eine alternative Form der Beisetzung wünschen. "Oft ist es aber auch einfach der Wunsch der Angehörigen nach einem pflegeleichten Grab, da sie sich aus verschiedenen Gründen nicht intensiv darum kümmern wollen oder können."
Die Situation der Menschen hat sich verändert, weiß der Bestatter, und dafür gelte es, passende Lösungen zu finden. "Es leben heute nicht mehr drei Generationen in einem Haus und auch noch an dem Ort, wo sich das Familiengrab befindet. Man kann nicht schnell mal auf den Friedhof, um die Anpflanzung zu pflegen und zu gießen."
Trotzdem wünschen sich die Hinterbliebenen natürlich eine würdevolle und gepflegte Ruhestätte für ihre Verstorbenen.
Es sei nicht die erste Veränderung in unserer Bestattungskultur. "Der Stellenwert der Feuerbestattungen ist deutlich gestiegen. Wir haben nur noch etwa 40 Prozent Erdbestattungen."
Nun zeichne sich ein leichter Trend weg vom personalisierten Urnengrab hin zu halbanonymen Varianten ab. "Der Bedarf für so etwas ist auf jeden Fall da", sagt Markus Bunzel.