Neudrossenfeld und die fränkische Bauweise

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Die Dachneigung eines geplanten Neubaus in Pechgraben war ein Diskussionspunkt im Neudrossenfelder Gemeinderat. Symbolfoto: Kai Remmers/dpa
Die Dachneigung eines geplanten Neubaus in Pechgraben war ein Diskussionspunkt im Neudrossenfelder Gemeinderat. Symbolfoto: Kai Remmers/dpa

Der Gemeinderat Neudrossenfeld diskutierte lange, ob in Pechgraben eine geringere Dachneigung möglich sein soll wie festgelegt.

Was versteht man unter fränkischem Baustil? Mit dieser Frage setzte sich der Gemeinderat am Montagabend eine Dreiviertelstunde auseinander. Am Ende kam es zu einer Kampfabstimmung. In der Diskussion wurde einmal mehr deutlich, dass sich die fränkische Architektur nicht punktgenau definieren lässt. Klar ist, dass nicht der steile Fachwerkgiebel ein Haus fränkisch macht, sondern mehr das Eingehen auf regionale Gegebenheiten.


Je steiler, desto teurer


Und um die geht es in Pechgraben. Dort will ein älteres Ehepaar aus Schönwald ein Einfamilienhaus mit Garage und Carport bauen. Aber anstelle eines in der Gestaltungssatzung vorgesehenen Satteldachs mit minimal 45 Grad Neigung wollen sich die Bauwerber auf 38 Grad beschränken.

Bürgermeister Harald Hübner (CSU) sprach zwar von einem "übersichtlichen Problem", und die Abweichung ist nach seiner Einschätzung relativ gering, doch seine Parteikollegin Silvia Eichner sah das anders. Ihr ging es grundsätzlich darum, eine konsequente Linie im Gemeinderat zu verfolgen.

Harald Hübner verlas zur Bauvoranfrage auch ein Schreiben der Eheleute, die darin deutlich machten, dass die Änderung der Dachneigung auf 45 Grad bei der Fertighausfirma erhebliche Mehrkosten zur Folge hätte. Die steile Dachneigung werde für das geplante Niedrigenergiehaus zudem nicht als wirtschaftlich angesehen.
Silvia Eichner stellte fest, dass sich der Bauausschuss Gedanken hinsichtlich der Festsetzungen gemacht habe: "Wir wollten es so und nicht anders! Was fehlt, ist, dass wir eine gewisse Linie konsequent verfolgen. Wir schwächen unsere Position in kleinen Dingen. Wir setzen uns damit auch dem Vorwurf der Willkür aus. Es ist mir ein Herzensanliegen, eine gewisse Linie zu finden."


"Wir sollten uns konsequent an unsere Beschlüsse halten."


Eichner machte auch deutlich, dass ein Satteldach mit 38 Grad einen 70 Zentimeter höheren First gegenüber dem 45- Grad-Dach zur Folge habe. Georg Waldmann (CSU) und Mike Kühnert (FuG) sahen es ähnlich. Kühnert: "Wir sollten uns konsequent an unsere Beschlüsse halten."

Verwaltungsleiter Bernd Schimpf brach eine Lanze für die Bauwerber: "Man sollte jeden Einzelfall sehen. Ein Problem ist, dass die Baukosten explodieren." Eine Änderung der Dachneigung würde Mehrkosten von mindestens 10 000 Euro nach sich ziehen. Schimpf weiter: "Wir haben in Pechgraben schon ganz andere Verbrechen begangen." Heidemarie Nitsch (FuG) warb für eine Liberalisierung der Festsetzungen, denn Niedrigenergiehäuser hätten keine steilen Spitzdächer: "Das schwächt doch die Position des Gemeinderats nicht, wenn wir den Bauwerbern entgegenkommen und nicht auf unseren Festsetzungen beharren."


Was wird aus dem Gasthaus?


Das Schönheitsbild des fränkischen Hauses ist nach ihren Worten nicht mehr mit dem vor 20 oder 30 Jahren vergleichbar. Und Franz Klatt (SPD) sprach von einem Abwägungsprozess und kam zum Ergebnis, dem Ehepaar keine Steine in den Weg zu legen. Viel wichtiger war ihm, das alte Gasthaus mitten in Pechgraben wieder auf Vordermann zu bringen.

Thomas Erlmann (WGW) verwies darauf, dass bislang nahezu bei zwei Drittel der Entscheidungen im Gemeinderat Befreiungen erteilt wurden. "Wir zeigen damit auch Größe, wenn wir über unseren Schatten springen. Um uns herum werden überall Baugebiete ausgewiesen und wir müssen um jeden Bürger kämpfen", betonte Björn Sommerer (FuG). Mit dem Satz "Das Ortsbild von Pechgraben leidet nicht drunter" beendet der Bürgermeister die Diskussion. Gegen die Stimmen von Silvia Eichner, Georg Waldmann (beide CSU) sowie von Mike Kühnert und Harald Kull (beide FuG) erteilte der Gemeinderat schließlich die Befreiung.


Hebesätze bleiben unverändert


Die Hebesätze für die Grundsteuer A und B (300 Punkte) sowie für die Gewerbesteuer (320) bleiben 2017 unverändert. Das beschloss der Gemeinderat einstimmig.

Für den Kochunterricht an der Friedrich-von-Ellrodt-Schule beschloss der Gemeinderat einen Zuschuss von vier Euro je Kind. Insgesamt geht es um 14 Schüler der siebten Klasse. Wie Bürgermeister Harald Hübner (CSU) ausführte, lege man Wert auf gesunde Zutaten - "und die kosten Geld".

Breiten Raum nahm die beabsichtigte Umgestaltung des Parkplatzes am Rot-Kreuz-Platz ein. Wie Verwaltungsleiter Rainer Schimpf aufzeigte, gehe es um die Schaffung eines verkehrsberuhigten Bereichs mit ausreichend Stellflächen. Um die Geschwindigkeit zu reduzieren, sei Betonpflaster geplant. Die Kosten lägen bei 29 000 Euro, die vorbereitenden Arbeiten könne der Bauhof ausführen. Die reinen Pflasterarbeiten sollen in beschränkter Form ausgeschrieben werden.


Im Frühjahr wird der Parkplatz gebaut


In der Diskussion sprach sich die Mehrheit dafür aus, auf eine optische Parkplatzregelung zu verzichten. Die Maßnahme soll im zeitigen Frühjahr umgesetzt werden.

Für die GIS-Anwendungen wird ein neuer Server für maximal 7000 Euro angeschafft. Die Hälfte der Kosten trägt der Abwasserzweckverband Rotmaintal, den Rest teilen sich Lindauer Gruppe und Gemeinde.

Bürgermeister Harald Hübner gab bekannt, dass der Hauptbetriebsplan für den Sandabbau bei Pechgraben vorliegt. Der Abbau sei bislang als Probebetrieb erfolgt. Für die sechs Hektar große Abbaufläche sei bereits in einem Raumordnungsverfahren "grünes Licht" gegeben worden, der Gemeinde liege auch ein Renaturierungsplan vor.
Pro Stunde sollen vier Laster zur Sandgrube fahren. Silvia Eichner (CSU) regte an, den Ein- und Ausfahrtsbereich an der Kreisstraße noch um weitere 20 Meter zu asphaltieren, da bei Regenwetter sehr viel Schlamm angeschwemmt werde.


Bei der Grünen Woche


Das vorläufige Ergebnis der Jahresrechnung 2016 lässt nach den Worten des Bürgermeisters einen vorteilhaften Abschluss für die Gemeinde erwarten.

Bei der Grünen Woche in Berlin wird sich die Gemeinde Neudrossenfeld zusammen mit der Genussregion Oberfranken und dem Verein Oberfranken Offensiv am 28. und 29. Januar präsentieren.

Manuela Stöcker (FW) bat darum, die wilde Parksituation an der Zufahrt zur Dreifach-Turnhalle im Interesse der dortigen Anlieger künftig zu kontrollieren und bei Verstößen auch die Konsequenzen zu ziehen.

Alfred Wirth sprach die Anschaffung eines Defibrillators an. Das Gerät koste 2642 Euro, mithilfe einer Spende der Familie des verstorbenen Altbürgermeisters Hans Bär werde man jetzt an die Umsetzung gehen können. Das Rettungsgerät soll in der Sparkasse angebracht werden. Bürgermeister Harald Hübner: "Das wäre auch im Sinne unseres verstorbenen Altbürgermeisters!"


Was tun, wenn es aus dem Kanal muffelt?


Georg Waldmann (CSU) hielt es für notwendig, die Straßenbeleuchtung im Bereich der Einmündung des Itzgrunds in die Bayreuther Straße zu verbessern.

Heidemarie Nitsch (FuG) sprach die Geruchsbelästigung im Kanalsystem von Neuenreuth an. Mit dem Einbau von Geruchsfiltern in den Schächten soll in Kürze für Abhilfe gesorgt werden. Ob das Problem damit gänzlich gelöst ist, ließ Verwaltungsleiter Rainer Schimpf offen. Durchaus möglich, dass hier noch ein Kompressor zum Einsatz kommen muss, um das Abwasser Richtung Kläranlage Rotmaintal zu blasen.