NanoTemper Technologies erhält "Exportpreis Bayern 2013"

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Gefragte Interviewpartner: Stefan Duhr und der Kirchleuser Philipp Baaske (von rechts) erläutern - frisch dekoriert mit dem "Exportpreis Bayern" - ihr erfolgreiches Firmenmodell. BR-Moderatorin Susanne Franke, Wirtschaftsstaatssekretär Franz Pschierer und Laudatorin Waltraud Kaiser lauschen interessiert. Foto: C. Vohler
Gefragte Interviewpartner: Stefan Duhr und der Kirchleuser Philipp Baaske (von rechts) erläutern - frisch dekoriert mit dem "Exportpreis Bayern" - ihr erfolgreiches Firmenmodell. BR-Moderatorin Susanne Franke, Wirtschaftsstaatssekretär Franz Pschierer und Laudatorin Waltraud Kaiser lauschen interessiert. Foto: C. Vohler

Philipp Baaske aus Kirchleus hat mit seinem Unternehmen NanoTemper Technologies ein Verfahren entwickelt, mit dem sich schon in frühen Entwicklungsstadien die Wirksamkeit neuer Präparate testen lässt. Dafür gab es nun den "Exportpreis Bayern 2013".

Was wäre gewesen, hätte Philipp Baaske die einschlägige Forschungsliteratur gekannt? Dann hätte er 2008 womöglich nie versucht, ein Verfahren zu entwickeln, das sich Microscale Thermophoresis nennt - und auf das der gebürtige Kirchleuser heute bedeutende Patente angemeldet hat. "Experten waren sich einig: Das, was wir da probieren, widerspreche physikalischen Gesetzen." Es stellte sich heraus: Was alle für unmöglich hielten, funktionierte eben doch. "Eigentlich war es Zufall, dass wir über haupt in die Richtung forschten."

Herausgekommen ist nicht weniger als eine Revolution in der Medizintechnik. Die Pharmabranche nutzt begeistert die Erfindung von Baaskes Firma NanoTemper Technologies in München, die der 34-Jährige zusammen mit seinem Partner Stefan Duhr 2008 gründete: ein Gerät namens "Monolith". Kurz gefasst ermöglicht der Apparat, einen Wirkstoff direkt mit körpereigenen Flüssigkeiten
(Blut, Gewebeflüssigkeit, Lymphe) zusammen zu bringen und die Reaktionen binnen Minuten abzulesen.

Binnen eines Jahres heimsten die beiden Firmengründer drei wichtige Auszeichnungen ein: zunächst den "Deutschen Innovationspreis", dann den "Step Award", eine mit 100. 000 Euro dotierte Ehrung. Nun gab es den "Exportpreis Bayern" in der Kategorie "Industrie". Laudatorin Waltraud Kaiser sagte bei der Verleihung in München: "Der Nutzen, die Vertriebsstrategie und die rasante Exportentwicklung des Unternehmens - all das überzeugt einfach. Und am Ende profitieren auch die Patienten davon."

Knackpunkt klinische Phase

Jahre der Forschung, Versuch und Irrtum gehen ins Land, bis ein Medikament einem Patienten überhaupt erstmals verabreicht werden darf. "Die Hürden bis zur Zulassung sind immens", sagt Philipp Baaske. Vor allem die klinische Phase ist für Pharmaunternehmen nicht selten ein Vabanque-Spiel und kostet Milliarden. Da kann sich ein Misserfolg schnell mal existenzbedrohend auswirken.

Hier setzt die Erfindung von Philipp Baaske an. "Der Monolith funktioniert nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Das bedeutet: Unsere Technik lässt erkennen, ob ein Wirkstoff an dem Teil des Moleküls in der Zelle andockt, wo er die höchste Effektivität entfaltet. Denn das bedeutet, dass später das Präparat schon in geringer Dosierung hilft - was wiederum zum Vorteil für den Patienten ist."

Seit die Messtechnik auf den Markt ist, reißen sich Unternehmen darum. Mittlerweile zählen auch Pharmariesen in den USA zu den Kunden der NanoTemper GmbH, die 2013 den Umsatz erneut verdoppelte. Das in München ansässige Unternehmen hat mittlerweile in San Francisco eine Niederlassung mit fünf Mitarbeitern. Am Hauptsitz in der bayerischen Landeshauptstadt arbeiten derzeit 35 Angestellte: Elektroingenieure, Informatiker, Biochemiker, Physiker...

Promovierter Physiker ist auch Philipp Baaske. Studiert hat er in Bayreuth, den Doktortitel erwarb er an der Ludwigs-Maximilian-Universität München. Dort traf er den Biochemiker Stefan Duhr. Abseits ihres Hauptfachs experimentierten beide auf dem Feld der Biomoleküle. Ihr Messverfahren soll nicht auf die Medizin beschränkt bleiben, sagt Baaske. "Ein weiteres denkbares Einsatzgebiet wäre die Lebensmitteltechnik."


NanoTemper Technologies: mit "Monolith" bald Weltmarktführer


Einsatzgebiet Krebs, Alzheimer, Parkinson: Fieberhaft wird an Heilmitteln für diese Geißeln der Menschheit geforscht. Doch die Hürden bis zur Zulassung eines Medikaments sind hoch. Das von Philipp Baaske und Stefan Duhr entwickelte Verfahren ermöglicht es, die klinische Testphase zu verkürzen und den Pharmafirmen rechtzeitig zu signalisieren, ob ein anfangs Erfolg versprechender Wirkstoff womöglich nur eine teure Fehlentwicklung würde.

Verfahren Ein Wirkstoff muss möglichst gezielt andocken, damit er seinen vollen Effekt entfalten kann. Ursprünglich wurde an Glas- oder Goldoberflächen getestet, wie sich die entsprechenden Moleküle ansteuern lassen. Dank des von NanoTemper Technologies entwickelten Apparats "Monolith" (Foto) lassen sich potenzielle Präparate schon in kleinsten Mengen und unter Bedingungen analysieren, wie sie im menschlichen Körper vorherrschen. Damit gehört das Unternehmen bereits heute zur Weltspitze.

Exportpreis Der "Exportpreis Bayern" wurde heuer zum siebten Mal verliehen. Es ist eine Gemeinschaftsauszeichnung des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie sowie des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags, der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern sowie Bayern International. Die Auszeichnung ist gedacht für kleine und mittlere Unternehmen, die erfolgreich in Auslandsmärkten aktiv sind. Wirtschaftsstaatssekretär Franz Pschierer ehrte die Preisträger kürzlich bei einer Feierstunde in München.