Nahwärmenetz oder doch Gas in Kasendorf?

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Die drei Gemeindehäuser rund um die Kirche werden noch mit Öl beheizt. Unser Bild zeigt Pfarrer Stefan Lipfert (links) mit Martin Kastner von der Energievision Frankenwald an der alten Ölheizung im "Haus der Begegnung". Foto: Alexander Hartmann
Die drei Gemeindehäuser rund um die Kirche werden noch mit Öl beheizt. Unser Bild zeigt Pfarrer Stefan Lipfert (links) mit Martin Kastner von der Energievision Frankenwald an der alten Ölheizung im "Haus der Begegnung". Foto: Alexander Hartmann

Pfarrer Stefan Lipfert wirbt mit dem Verein Energievision Frankenwald für ein Hackschnitzel-Heizwerk in Kasendorf. Er hofft, dass auch die politische Gemeinde mitzieht. Für die gibt es aber eine zweite Alternative: den Gasanschluss.

Wird jetzt auch in Kasendorf ein Nahwärmenetz aufgebaut? Es ist der große Wunsch von Pfarrer Stefan Lipfert, der sich bei einer Fortbildung ausgiebig mit alternativen Energiekonzepten befasst hat und der Frage nachgeht, ob sich ein solches Projekt unterhalb des Magnusturms realisieren lässt.

Mit dem Gemeindebrief hat die Kirchengemeinde einen Fragebogen verteilt, mit dem ermittelt werden soll, wer Interesse an der ökologischen Energieversorgung hat. 20 Rückmeldungen habe man bis jetzt erhalten, sagt Lipfert, der hofft, dass sich noch mehr Bürger für die Nahversorgung interessieren. "Es ist bis dato ja alles unverbindlich", sagt der Pfarrer, der mit der Energievision Franken aber schon Experten ins Boot geholt hat.


Wertschöpfung in der Region

Die Energievision, ein Verein, der durch das Leader-Programm, die Oberfrankenstiftung sowie die Landkreise Kulmbach, Kronach und Hof getragen wird, sieht dank der dichten Bebauung gute Möglichkeiten, den ganzen Hauptort in die dezentrale Wärmeversorgung einzubinden. Das sagt Energievision-Projektleiter Martin Kastner. Er und Lipfert denken in Kasendorf an ein Hackschnitzel-Heizwerk. "Wir haben im Raum Kasendorf viele Waldbesitzer, auch Sägewerkbetreiber, deren Restholz verwertet werden könnte. Die Wertschöpfung bliebe in der Region", stellt Pfarrer Lipfert fest.

Hohe Heizkosten

Die Kirchengemeinde, die das Pfarrhaus, das "Haus der Begegnung" und das Gemeindehaus mit Öl beheizt, würde profitieren. Lipfert ist davon überzeugt, dass sich die 6000 bis 7000 Euro Heizkosten pro Jahr mit dem Nahwärmenetz stark reduzieren ließen. Dass es enorme Einsparpotenziale gibt, stellt Martin Kastner fest. Genaue Zahlen könne er aber erst nennen, wenn feststehe, wie viele Haushalte sich beteiligen wollen. "Erst dann sind auch die Netzwege darstellbar."

Pfarrer Lipfert hofft, dass sich auch die politische Gemeinde beteiligt. Denn das Schulgebäude werde derzeit noch mit Elek trostrom beheizt.

Thema im Gemeinderat

In seiner Sitzung am Mittwoch wird sich der Gemeinderat mit dem Thema befassen. Schon vor gut einem Jahr haben sich in Kasendorf allerdings auch die Licht- und Kraftwerke Helmbrechts GmbH (LuK) ins Spiel gebracht, die Kasendorf mit Erdgas versorgen wollen. "Der Gemeinderat hat sich damals einstimmig für Gas ausgesprochen, weil wir immer bemüht waren, einen Anschluss zu erhalten", sagt dazu Bürgermeister Bernd Steinhäuser (CSU/Offene Liste). LuK investiere aber wohl nur dann in den Netzausbau, wenn sich genügend Abnehmer anschließen.

"Jahrzehntelang hat es keine Alternativen gegeben, jetzt tun sich innerhalb kürzester Zeit gleich zwei auf", sagt Steinhäuser, der nicht glaubt, dass sich das Hackschnitzelprojekt und der Erdgasanschluss gemeinsam realisieren lassen. "Der Gemeinderat muss am Mittwoch entscheiden, was er will", betont der Bürgermeister, nach dessen Worten man auch für das Rathaus, das mit Öl beheizt wird, nach einer Alternative sucht. Sollte sich der Markt nun mit seinen Immobilien für das Nahwärmenetz entscheiden, könnte es sein, dass LuK mangels attraktiver Anschlussnehmer die Hände vom Netzausbau lässt. "Wegen ein paar Einfamilienhäusern machen die das nicht."

Steinhäuser sieht eine Gefahr

Steinhäuser sieht im Hackschnitzel-Heizwerk eine nachhaltigere Energiequelle, doch sei derzeit überhaupt noch nicht absehbar, ob sich das Nahwärmenetz realisieren lässt. "Es besteht die Gefahr, dass beides nicht klappt. Dann stünden wir wieder mit leeren Händen da", sagt Steinhäuser, der weiß, dass es am Mittwoch für viele Räte eine schwierige Entscheidung werden wird. "Denn eigentlich stehen wir bei Luk im Wort."

Dass die Gemeinderäte dem Nahwärmeprojekt morgen keine Absage erteilen, hoffen Pfarrer Lipfert und Martin Kastner, die für das Heizwerk schon einen Standort im Visier habe. Das Sägewerk der Familie Hösch in der Kirchstraße, das zentral liege. "Der Besitzer ist für die Idee offen", sagt Stefan Lipfert, der nun hofft, dass im Kasendorfer Pfarramt noch mehr Fragebögen mit positiven Rückmeldungen eingehen.