500 Einsatzkräfte kämpften 19 Stunden gegen die Flammenwalze. Landrat Söllner sagt: Hätte der Wind nicht gedreht, wäre eine Evakuierung nötig geworden.
"Wir sind wirklich knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt." Landrat Klaus Peter Söllner machte gestern in einer Nachbetrachtung des Flächenbrandes vom Vortag bei Römersreuth deutlich, wie gefährlich die Lage gewesen sei. Die Feuerwalze habe demnach gerade einmal 20 Meter vor einem einzelnen Gehöft Halt gemacht, auch weil der Wind gedreht hatte. "Unser Herrgott war mit uns. Denn anders wäre die Schutzlinie zum bebauten Gebiet wohl schwer zu halten gewesen - trotz aller Professionalität und Einsatzbereitschaft der Helfer." Dann wäre man womöglich sogar um eine vorsorgliche Evakuierung der Bürger nicht herumgekommen.
Die Lage vor Ort stellte sich für die Feuerwehren am Donnerstagnachmittag schwierig dar, wie Kreisbrandrat und Einsatzleiter Stefan Härtlein erläuterte. Dazu hätten zum einen das Ausmaß und die Intensität des Feuers auf einer Acker- und Waldfläche von insgesamt 15 Hektar beigetragen, aber auch die komplizierten Bedingungen, auf der Anhöhe genügend Löschwasser heranzuschaffen. "Wir hatten noch während der Anfahrt zwei parallele Alarme, wonach es angeblich in Hegna brunn und am Flugplatz ein Feuer geben soll. Es hat sich rausgestellt: Beide Melder sahen die Rauchsäule in Römersreuth."
380 Kräfte hatte allein die Feuerwehrleitung zu koordinieren, weitere 85 stellte das BRK, das THW war mit 35 Helfern vor Ort. Dazu kam, den helfenden Bauern mit ihren großen Gefährten genügend Freiraum für die An- und Abfahrt zu gewährleisten. Einer der Landwirte hatte, so Härtlein, mit Raupe und Radlader versucht, bereits den Brand einzudämmen. Die Wehren legten Schlauchleitungen nach Braunersreuth und Presseck auf einer Gesamtlänge von viereinhalb Kilometern. Sieben Tanklöschfahrzeuge wechselten sich im Pendelverkehr ab.
440 Kubikmeter Trinkwasser
Beeindruckende Zahlen vermeldete Härtlein in Sachen Wasserverbrauch. Demnach seien in den gesamten 19 Stunden für den Löscheinsatz allein aus der Trinkwasserversorgung fast 440 Kubikmeter entnommen worden. "Das hat die Versorgung der Gemeinden stellenweise an den Rand ihrer Kapazität gebracht." Nur für einen Abschnitt wurden laut Härtlein binnen acht Stunden an die 800000 Liter benötigt, die zum Teil durch die freiwillig helfenden Landwirte herbeigeschafft wurden.
Hilfe vom "fliegenden Auge"
Zusätzliche Hilfe kam aus der Luft: Ein Hubschrauber nahm immer wieder Wasser auf und flog insbesondere die schwer zugänglichen Stellen inmitten des Brandherdes an, die die Einsatzkräfte am Boden nicht erreichen konnten. Der Helikopter nahm dabei das Wasser in einem Extrabehälter mit 500 Litern Fassungsvermögen am Feuerwehrhaus in Stadtsteinach auf. Der Pilot war darüber hinaus das "fliegende Auge" und half, Glutnester von oben auszumachen.
Der Einsatz ging nicht ohne Schäden ab. Die Feuerwehr vermeldet ein defektes Fahrzeug sowie vier kaputte Pumpen. Darüber hinaus mussten vier Feuerwehrleute vom BRK behandelt werden. Nach Angaben von Einsatzleiter Maximilian Türk erlitt ein Beteiligter eine leichte Rauchgasvergiftung, zwei weitere klagten über Erschöpfungszustände, einer verletzte sich durch einen Stoß im Gesicht.
Das Rote Kreuz stellte 83 Ehrenamtliche. Türk bedankte sich nochmals bei den Arbeitgebern der Männer und Frauen, die ihre Angestellten mitten in der Betriebszeit freistellten. Vier Rettungswagen, ein Kraftrad sowie ein Bergwacht-Quad waren aufgeboten. Zur Verpflegung der Helfer gab das BRK rund 900 Essensportionen und 1500 Liter an Getränken aus.