"10 Finger für ein Halleluja": Manuel Wolff zeigte satirisch-skurril, wie die Musikwelt tickt.
Normalerweise wissen Musikwissenschaftler theoretisch, wie Musik sein soll, können es selbst aber nicht unbedingt vorführen. Manuel Wolff kann beides. Ohne Frage kann er exzellent Klavier spielen. Und er analysiert Musik. Setzt sie dann ganz anders wieder zusammen und demonstriert damit gleichzeitig Tricks, wie Musik besonders auf dem sogenannten Unterhaltungssektor funktioniert.
Vor fast eineinhalb Jahren hat er damit den zweiten Preis des "Kleinkunst-Brettla" in Untersteinach gewonnen. Zu einer weiteren Unterrichtsstunde war er am Samstag wiedergekommen. Wolff doziert aber nicht. Er führt vor: Das "beste Stück der Musikgeschichte" ist für ihn die "Bohemian Rhapsody", jenes fast opernhafte, akustisch hochdramatische Stück", das den vermeintlich unsterblichen Freddy Mercury mit der Gruppe Queen berühmt gemacht hat - eigentlich aber nur bombastisch mit viel Tamtam aufgeblasene Musik ist mit einem an sich unsinnigen Text, der in wörtlicher Übersetzung nicht viel sagt und durch diverse andere Texte ersetzbar ist: "Mama" von Heintje, "An der Nordseeküste" von KLaus & Klaus, "Griechischer Wein" eines Udo Jürgens und was Manuel Wolff gerade noch dazu einfällt.
Und wenn wir schon bei großen musikalischen Gesten sind: Es gibt noch tänzerische oben drauf inklusive Luftschlangen-Ausblasen und bunte Bälle werfen, damit auch der Letzte im Publikum in Stimmung kommt.
Manuel Wolff improvisiert das alles. "10 Finger für ein Halleluja" nennt er sein Programm. Und das eigentlich recht treffend: Was er mit zehn Fingern auf 87 Tasten produziert, das hat nur einen Zweck, nämlich die Zuhörer zu begeistern, denn: "Alle mögen Musik, nur die Taliban nicht", wie er sagt.
Imponiergehabe inklusive
Musik hat aber auch einen anderen Zweck: Man kann damit imponieren. Wolffs Rap zu Edvard Griegs "In der Höhle des Berglöwen" macht er zur Kabarettnummer, wenn die Musik gegen Ende immer schneller wird und er mit dem aufgesetzten Text trotzdem nicht ins Schleudern kommt. Oder er führt den "Deutschrap" eines Farid Bang vor, der bei Youtube bereits über neun Millionen Mal aufgerufen wurde. Knenzeichen: ein paar imponierende Reizworte und dazwischen nur ordinäres Gerede.
ESC als Impro-Musik-Theater
Ein Stück seiner Kunst, die wirklich von Können kommt, zeigte Manuel Wolff erst im zweiten Teil des Abends. Wieder wurde erstmalig in Untersteinach der "Eurovision Song Contest" ausgetragen. Und nach Zuruf aus dem Publikum bastelte er aus Sängernamen, Liedtitel, Nation und Musikstil ein Panoptikum von musikalischer Beliebigkeit quer durch das Musikgeschäft. Und damit bewies er wie bereits vor fast eineinhalb Jahren, dass er ein Meister der Improvisation ist: stilsicher von Klassik bis Metal und spontan im Erfinden von Liedtexten dazu, obwohl ihm die Vorgaben aus dem Publikum durchaus irrwitzige Kombinationen abforderten: zum Beispiel über den Poppelmoo, der nach einem Wettbewerb der Bayerischen Rundschau die schönste Lederhose hat und damit auf dem Bierfest trotzdem einsam ist - ein romantisches Liebesduett mit fallender Basslinie am Klavier. Der Saal war begeistert.