Mit Hirnschmalz und Herzblut für Rugendorf

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Walter Kynast, Georg Weisath und Herbert Schmidt (von links) zeigen historische Aufnahmen, die sich teilweise in der Chronik zum 700-jährigen Bestehen der Gemeinde Rugendorf wiederfinden werden. Foto: Matthias Beetz
Walter Kynast, Georg Weisath und Herbert Schmidt (von links) zeigen historische Aufnahmen, die sich teilweise in der Chronik zum 700-jährigen Bestehen der Gemeinde Rugendorf wiederfinden werden. Foto: Matthias Beetz

Seit über zwei Jahren arbeiten Walter Kynast und Georg Weisath mit Unterstützung von Herbert Schmidt und Stefan Dippold an der Chronik zum 700. Geburtstag von Rugendorf.

Wo kann man auf einem Häuserfirst Schlitten fahren? Oder: Warum wird ein Blitzeinschlag mit Maßkrügen abgelöscht? Oder: Warum landet ein Handwerker im Knast, nur weil er auf die Qualität seiner Arbeit hinweist? Die Antworten auf diese und noch mehr kuriose Fragen finden sich in Rugendorf. Genauer gesagt in der Chronik für die Gemeinde Rugendorf, die 2016 ihr 700-jähriges Bestehen feiern kann.

Georg Weisath und Walter Kynast arbeiten mit Unterstützung von Herbert Schmidt und Stefan Dippold an dem Projekt, das der frühere Bürgermeister Martin Weiß angestoßen hatte. Der nämlich wusste um die schriftstellerischen Fähigkeiten des pensionierten Lehrers Walter Kynast aus Losau. Und um die Heimatverbundenheit des Zettlitzer Gastwirts Georg Weisath. Mit Herbert Schmidt und Stefan Dippold fand Weiß weitere Geschichtsinteressierte, die sich in die Pflicht nehmen ließen.
Über zwei Jahre ist das inzwischen her.


Die Sache mit der Sucht

Zwei Jahre, in denen die Chronisten kaum einen Stein der Rugendorfer Geschichte auf dem anderen ließen. Wobei Georg Weisath nur allzu gerne darauf hinweist, dass mit dem Buch zur 600-Jahr-Feier der Rugendorfer Kirche von Pfarrer Philipp Kohlmann aus dem Jahr 1950 und der Gemeindechronik von Lehrer Kauper der Grundstock gelegt sei. Dass Weisath die Rugendorfer Geschichte seit der Kohlmann-Chronik 1950 seit Jahrzehnten hinweg rekonstruiert, Bilder und Zeitdokumente aller Art sammelt, das will er nicht an die große Glocke hängen. "Hobby eben", sagt er fast belanglos, gesteht dann aber ein: "Das kann schon zu einer Sucht werden."

Was Georg Weisath, Walter Kynast, Herbert Schmidt und Stefan Dippold inzwischen zusammengetragen haben und was Matthias Rupprecht für einen Probedruck schon einmal gestaltet hat, kann sich wirklich sehen lassen - wenngleich Autor Walter Kynast sofort auf sein Vorwort verweist: "Das ist nicht eine Chronik im üblichen Sinne, sondern ein Streifzug durch die Geschichte unseres Ortes, auf dem einzelne und wichtige Abschnitte beleuchtet werden." Will heißen: Die Chronik erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern zeigt "Mut zur Lücke", wie es der pensionierte Pädagoge formuliert.


Nicht ohne Quellangaben

Wichtig ist Kynast und Weisath auch der Hinweis auf die verschiedenen Quellen, die sie benutzt haben oder von denen sie Material zugeliefert bekamen. Namentlich verweisen sie auf den Stadtsteinacher Heimatforscher Günter Heß ebenso wie auf den Himmelkroner Helmuth Meißner und den früheren Redaktionsleiter der Bayerischen Rundschau, Ottmar Schmidt.

In der Chronik, die kurz vor der Fertigstellung steht und im Farbdruck rund 150 Seiten haben wird, finden sich Beiträge zur Namensgebung des Ortes, zum Wappen, zu den einzelnen Ortsteilen, zum mittelalterlichen Dorfleben, zum Thema Sagen, zu festlichen Anlässen, aber auch zu weniger erfreulichen Ereignissen wie etwa dem großen Ortsbrand, der treffend mit dem Namen Lauffeuer zu umschreiben ist: Im Jahr 1852 fielen nach und nach 16 Wohnhäuser und 19 Scheunen den Flammen zum Opfer. Was in dem Buch nicht fehlen darf: die neuzeitliche Entwicklung der Gemeinde Rugendorf. Und natürlich jede Menge Bilder.

Bürgermeister Ralf Holzmann (parteilos) begeistert bereits der noch unvollständige Probedruck. Die Chronik-Macher hätten "sehr wertvolle Arbeit geleistet" und seien "akribisch vorgegangen", sagt er. Überrascht ist er von den vielfältigen und gut strukturierten Informationen in dem Buch. "Da können wir als Gemeinde sehr stolz drauf sein", so Holzmann.


Ein Jahr mit vielen Festen

Der Bürgermeister hofft nun darauf, dass auch die Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr 2016 gut ankommen. Auftakt ist ein Silvesterball im Haus der Jugend. Über das ganze Jahr hinweg wird gefeiert. Und das auch deswegen, weil die Landjugend (50 Jahre) und der Gesangverein (125 Jahre) ebenfalls Geburtstag haben, weiß der Bürgermeister.

Was Holzmann vielleicht nicht wusste: In Rugendorf fährt man auf dem First Schlitten, wenn die Häuser komplett im Schnee versunken sind. Es wird ein Brand dann mit Maßkrügen bekämpft, wenn es auf dem Kirchturm brennt und moderne Löschtechnik noch nicht erfunden ist. Und ein Handwerker geht dann auf Betreiben des benachbarten Amtsverwalters in den Knast, wenn er behauptet, seine Deckenbaukunst in der Kirche werde die Lebensdauer des Wartenfelser Schlosses übersteigen...


Bilder gesucht

Georg Weisath, Walter Kynast, Herbert Schmidt und Stefan Dippold suchen für die 700-Jahr-Feier der Gemeinde Rugendorf leihweise noch alte Fotografien, die die Veränderungen und die Entwicklung der Ortschaften dokumentieren. Interessant sind für sie Aufnahmen, auf denen Plätze und Gebäude aus vergangenen Jahrzehnten zu sehen sind und die es heute vielleicht gar nicht mehr gibt. Die Bilder werden unter anderem auch auf großen Schautafeln anlässlich der Feierlichkeiten zu sehen sein.

Georg Weisath (Telefonnummer 09223/458) nimmt die Fotos zu treuen Händen und reproduziert die Aufnahmen kostenlos.