Die Waren-Filiale in Melkendorf soll von BayWa übernommen und nächstes Jahr geschlossen werden. Dort kaufen nicht nur Landwirte, sondern auch viele Privatpersonen ein. Die Kunden sind geschockt.
Wird das Raiffeisen-Warenlager Melkendorf in absehbarer Zeit dicht gemacht? Diese Nachricht macht seit einiger Zeit die Runde unter den Kunden. Angeblich will die Raiffeisenbank Obermain Nord mit Hauptsitz in Burgkunstadt die Filialen der Raiffeisen-Waren GmbH Obermain Nord aus strategischen Gründen abstoßen. Das Warengeschäft sei von Seiten der Bank einfach nicht mehr gewollt, heißt es aus Betriebsratskreisen.
Pachtvertrag läuft ab
Der Standort in Melkendorf soll dann, so berichten Insider, von der BayWa übernommen werden. Und die werde das Lager spätestens im nächsten Sommer schließen, wenn der Pachtvertrag für das Gelände am Ortseingang von Melkendorf am 30. Juni ausläuft. Diese Strategie - übernehmen und schließen, um die Geschäftsstellen zu konzentrieren - habe BayWa bereits andernorts praktiziert.
Ein offizielles Statement dazu gibt es nicht. Lediglich: Noch sei nichts beschlossen, sagte der Geschäftsführer der Raiffeisen Waren GmbH in Burgkunstadt, Michael Knauer, vor einigen Tagen gegenüber Medienvertretern. Von der BayWa Bamberg heißt es mit dem Hinweis auf laufende Verhandlungen: "Wir sagen dazu derzeit nichts." Und auch die Raiffeisenbank Obermain Nord lässt eine schriftliche Bitte um eine Stellungnahme unbeantwortet.
Einiges ist durchgesickert
Dem Vernehmen nach wird aktuell noch verhandelt. Doch einiges ist bereits durchgesickert. So soll die BayWa das Melkendorfer Raiffeisen-Lager zum 1. Dezember übernehmen. Bis zum 30. Juni bleibt dann wohl vorerst alles beim Alten. Was danach passiert, kann derzeit keiner sicher beantworten. Unter der Raiffeisen-Belegschaft geht man allerdings davon aus, dass die Filiale geschlossen wird. Für viele unverständlich, denn der Laden läuft gut.
Wer sich in diesen Tagen dort umschaut, kann das nur bestätigen. Im Warenlager in Melkendorf geht es zu wie in einem Taubenschlag. Das Telefon klingelt in einem fort, die Kunden geben sich die Klinke in die Hand. Sie kaufen Holzkohle, Pflanzerde, Dünger, Pferdefutter oder holen Apfelsaft im Tausch mit ihren abgeernteten Äpfeln - die Raiffeisen Melkendorf ist für den Kulmbacher Raum die Annahmestelle für die Plassenburg Kelterei Bad Berneck. Gerald Kummer, der einzige in Melkendorf verbliebene Mitarbeiter, hat kaum Zeit zum Durchschnaufen. "Hier ist immer so viel los", erzählt er, "wir sind die Zweigstelle, die den meisten Umsatz macht."
Bei Pferdebesitzern beliebt
Die Nachricht, dass das Lager womöglich geschlossen wird, hat sich unter den Kunden wie ein Lauffeuer herumgesprochen. "Das geht ja gar nicht. Wo soll ich denn dann mein Pferdefutter kaufen", schimpft eine Kundin. "Bei uns im Stall kaufen alle in Melkendorf ein", ergänzt sie. Gerade bei Pferdebesitzern ist die Filiale aufgrund ihres großen Sortiments beliebt, sie kommen aus ganz Oberfranken. Das Raiffeisen-Lager in Burgkunstadt wäre für sie wie für alle anderen dann die nächste Anlaufstelle. Einen Teil der Waren führt in Kulmbach außerdem Samen Hühnlein, aber eben nicht alles.