Beim Mainleuser VdK-Vorsitzenden Walter Rabe ist ein Fax eingegangen, an dessen Seriosität der 70-Jährige seine Zweifel hat.
Normalerweise schmeißt Walter Rabe die unerwünschten Fax-Nachrichten unbeachtet in den Papierkorb in seinem Büro. Regelmäßig landen in seinem Fax-Gerät fragwürdige Benachrichtigungen über Millionengewinne und von nervenden Händlern, die Autos ankaufen wollen. "Da kommen im Jahr einige Seiten zusammen", sagt er. Ein Fax hat in den vergangenen Tagen jedoch seine besondere Aufmerksamkeit erregt.
"Achtung Bargeld für Sie" steht in einer "freundlichen Faxanfrage", die den Mainleuser erreicht hat. Darin bietet ihm ein "Herr Franz" an, Mäntel, Jacken, Stola, Teppiche, Antikes, Ölbilder, Porzellan, Münzsammlungen, Luxusuhren, Silberbesteck, Schmuck, Münzen und vieles mehr zu fairen Preisen anzukaufen.
Bei Walter Rabe klingeln die Alarmglocken. "Mein erster Gedanke war: Da steckt eine Einbrechergruppe dahinter, die testet, wo was zu holen ist." Er forscht nach und nutzt die wenigen Anhaltspunkte, die er hat, denn eine Absende-Adresse oder -Nummer stehen nicht auf dem Fax-Kopf.
Angegeben wird nur eine Faxnummer, an die man seine Antwort schicken soll. Walter Rabe findet heraus: Die Vorwahl gibt es in Deutschland nicht. Nach einiger Recherche im Internet stößt der Mainleuser darauf, dass es sich um die Vorwahl von Karaganda, einer Stadt in Kasachstan, handeln könnte. Für Rabe ein weiterer Hinweis, dass vielleicht eine Einbrecherbande dahinter steckt.
Auch der Vermerk, dass "vieles mehr aus dem Nachlass" gekauft werden soll, erregt sein Misstrauen. "Vielleicht soll so herausgefunden werden, ob jemanden gestorben und eine Wohnung unbewohnt ist, damit man dort ungestört einbrechen kann", spekuliert der Mainleuser weiter.
Rabe weiß natürlich nicht, ob er mit seinen Spekulationen richtig liegt. Aber als Mainleuser VdK-Vorsitzender sei er für solche Themen sensibilisiert. "Auch wenn regelmäßig vor solchen Sachen gewarnt wird, fallen immer wieder Leute darauf rein", sagt er und hofft, dass keines seiner 650 VdK-Mitglieder betroffen ist.
Der 70-Jährige ist übrigens nicht nur in Sachen Fax-Abzocke vorsichtig, sondern auch beim Internet. Zum Surfen hat er ein extra Laptop, auf dem keinerlei Daten gespeichert sind. Die Festplatte ist leer. "Wenn mal was passiert, tausche ich die Festplatte - und gut ist." Sensible Daten hat er auf einem zweiten Computer gespeichert, der nicht mit dem Internet verbunden ist.
Dass bei derartigen Anfragen Vorsicht geboten ist, bestätigt die Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken, Anne Höfer. Besonders, wenn das Kaufangebot ein breites Spektrum umfasst. "Damit soll ein möglichst großer Personenkreis angesprochen werden." Vor allem bei älteren Menschen habe sich im Laufe der Zeit viel angesammelt.
Täter gehen geschickt vor
Wenn es zu einer Kontaktaufnahme kommt, werde das Gespräch geschickt auf die wertvollen Gegenstände gelenkt mit dem Ziel, diese unter Wert zu erwerben.
"Vielleicht lassen sich die Leute im Gespräch mitreißen und zeigen ihre teuren Sachen." Oder sie gäben unbewusst Auskunft über ihre Besitzverhältnisse. Dieses Wissen werde dann für eine spätere Tat (Einbruch) oder gleich für einen Diebstahl genutzt. Es sei auch schon vorgekommen, dass eine Anzahlung geleistet wurde und die Wertgegenstände dann unter dem Vorwand mitgenommen wurden, deren Preis schätzen zu lassen.
Überhaupt sei Vorsicht angeraten, wenn man fremde Personen ins Haus lässt, betont Anne Höfer weiter. Sie rät - nicht nur älteren Leuten -, in solchen Fällen immer einen Bekannten zu dem Gespräch hinzuzuziehen. Und wenn man wirklich Sachen verkaufen will, empfiehlt sie, sich vorher über deren Wert schlau zu machen - bei einem seriösen Händler - und am besten auch dort zu verkaufen.
Ob das Fax, das Walter Rabe erhalten hat, tatsächlich der Vorbereitung einer Straftat dient, kann sie nicht sagen - aber auch nicht ausschließen. "Uns ist bisher aber kein Fall bekannt, der damit in Zusammenhang steht. Herr Rabe hat aber Recht, es ist Vorsicht geboten." Skeptisch sollte man sein, wenn der Interessent sich im Ausland befinde oder nur über eine Handynummer Kontakt aufgenommen werden kann.