Lehenthaler Blaufichte schmückt den Markt

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Die Blaufichte wird auf den Markt gebracht. Fotos: privat/Jochen Nützel
Die Blaufichte wird auf den Markt gebracht. Fotos: privat/Jochen Nützel
Der ursprüngliche Standort
Der ursprüngliche Standort
 
Die Blaufichte vor dem Rathaus.
Die Blaufichte vor dem Rathaus.
 
Beim Aufstellen
Beim Aufstellen
 

Im Stadtzentrum steht schon der Christbaum: zwölf Meter hoch und mit stattlichem Durchmesser. Das Gehölz stammt aus dem Stadtgebiet. Die Geschichte dazu erreichte uns auf dem Umweg über das sonnige Florida.

Woher kommt der Weihnachtsbaum auf dem Kulmbacher Marktplatz? Die stolze Blaufichte - geschätzte zwölf Meter hoch - stammt aus Lehenthal. Bis vor gut einer Woche stand der Baum dort in der Nussleite vor dem Haus der Familie Lotzbeck. Was es damit auf sich hat, erzählte uns Angela Watson, geborene Lotzbeck, ganz kurz in einem Post auf unserer Facebook-Seite - und ausführlicher noch einmal per Mail.

Die heute 47-Jährige erinnert sich daran, dass ihr Vater jahrelang das einst kleine Bäumchen zu Weihnachten mit Lichtern geschmückt hatte. Mit der Zeit wuchs die Fichte zu einem stattlichen Gehölz heran. "Er spendete Schatten und beherbergte Vögel und Eichhörnchen.
Er war ein Teil von Lehenthal."

Entschuldigung fürs Fällen

Am Montag vergangener Woche wurde die Blaufichte gefällt: Die Familie Lotzbeck stiftete sie als Weihnachtsbaum für den Kulmbacher Marktplatz. Für Christina Lotzbeck ist es ein Weihnachten mit Freude, aber auch Wehmut. "Ich bin nicht die große Stadtgängerin. Aber jetzt, wo unser Baum auf dem Marktplatz steht, komme ich doch regelmäßiger vorbei."

Jedesmal, wenn sie den Nadelträger betrachte, entschuldige sie sich dafür, dass man ihn fällen ließ. "Er war halt doch riesig geworden. Aber so erfährt er, denke ich, einen würdigen Abschied."

Die Lücke auf dem Lotzbeckschen Anwesen füllen übrigens im nächsten Frühjahr ein Goldregen - und eine Nordmanntanne. "Ganz ohne Baum geht es nicht", sagt Christine Lotzbeck und lacht. Gut möglich, dass die Tanne in 29 Jahren vielleicht wieder als Weihnachtsbaum für die Innenstadt in Frage kommt.

Sache auf Gegenseitigkeit

"Es ist ein ganz normaler Vorgang, dass uns jedes Jahr vor Weihnachten Leute einen Baum anbieten", sagt Simon Ries, Pressesprecher der Stadt Kulmbach. "In der Regel ist das eine Sache auf Gegenseitigkeit: Viele Bäume sind einfach zu groß geworden. Die Leute sind froh, wenn sich jemand drum kümmert - und wir bekommen so unsere Weihnachtsbäume."

Mitarbeiter des Bauhofs haben den Baum gefällt, verladen und in die Stadt transportiert. Mit Hilfe eines Krans wurde er dort vor dem ehemaligen Ratskeller wieder aufgerichtet - und wartet nun auf seinen Einsatz in der Advents- und Weihnachtszeit.

"Der Baum hat wirklich Gardemaß", sagt Hauptamtsleiter Uwe Angermann. "Aber er ist kompakt gewachsen, das ist wichtig, denn er darf nicht zu ausladend sein." Die Feuerwehrzufahrt zur Lang- und Waaggasse muss gewährleistet sein, ebenso das problemlose Passieren für Fußgänger. Vier Mann waren damit beschäftigt, die Fichte in der Verankerung aufzurichten.

Das Aufstellen des Weihnachtsbaums haben nicht nur viele Schaulustige in Kulmbach verfolgt. "Auch Freunde und Verwandte in Florida verfolgen die Geschichte", schreibt Angela Watson.

Die ehemalige Kulmbacherin lebt in den USA. Nach Kulmbach gekommen war Angela Lotzbeck erst 1980. Zuvor lebte die Familie in Würzburg. Ihr Vater Rudolf war lange Jahre technischer Betriebsleiter der Bayerischen Rundschau. Angela Lotzbeck besuchte noch einige Jahre die Carl-von-Linde-Realschule, absolvierte ein Praktikum bei der Arbeiterwohlfahrt und studierte dann an der Fachakademie in Nürnberg.

Seit 1988 lebt sie - mit gelegentlichen Unterbrechungen, wie sie berichtet - in den USA. Seit 2007 ist sie mit ihrem Mann David in Yulee in Florida zuhause.

Festtage unter Palmen

Dort, wo man üblicherweise Sonnen und Palmen vermutet, ist es übrigens derzeit auch Winter. "Wir haben gerade mal zwölf Grad tagsüber." In Nord-Ost-Florida werde es tatsächlich richtig kalt im Winter. Im Januar und Februar gebe es sogar Bodenfrost, der zwar mit der warmen Sonne tagsüber wieder verschwindet. "Aber einige Palmen in unserer Gegend gehen immer wieder ein."