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Lebensgefährtin belastet den Bunker-Mann


Autor: Matthias Beetz

Himmelkron, Sonntag, 30. August 2015

Die Lebensgefährtin des zu viereinhalb Jahren Haft verurteilten Himmelkroners, der als Bunker-Mann bundesweit für Schlagzeilen sorgte, löst durch ein Online-Interview neue Untersuchungen der Kriminalpolizei aus. Wollte der 36-Jährige seinen Chef töten?
Haus und Grundstück des Bunker-Mannes wurden am Wochenende abermals von der Polizei durchsucht. Foto: Werner Reißaus


Überraschung im sogenannten Bunker-Mann-Fall: Nur einen Tag, nachdem der 36-jährige Himmelkroner vom Bayreuther Landgericht zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden ist, hat dessen Lebensgefährtin durch ein Online-Interview neue Ermittlungen der Kriminalpolizei Bayreuth ausgelöst.

In dem Interview auf dem Online-Portal "reporter 24" spricht die Frau davon, dass sie in der Beziehung geschlagen worden sei und Angst um sich und das gemeinsame Kind hatte. Und: Auf dem Grundstück befinde sich selbst nach den Hausdurchsuchungen durch die Polizei auch jetzt noch Rauschgift und eine größere Menge Bargeld, die der Bunker-Mann so gut versteckt habe, dass die Polizei beides bislang nicht gefunden hat. Außerdem ist davon die Rede, dass der 36-Jährige versucht haben soll, den von ihm betrogenen Geschäftsmann mit einer Rohrbombe zu töten. Das sei an einem technischen Defekt gescheitert.


Vernehmung durch die Polizei

Wie Anne Höfer, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken, am Sonntag bestätigte, haben die Aussagen der jungen Frau zu neuerlichen Ermittlungen geführt. So hätten Beamte am Freitag und Samstag abermals Haus und Grundstück durchsucht. Außerdem sei die Frau zu ihren Interview-Aussagen vernommen worden.

Ob die Beamten bei der Durchsuchung fündig geworden sind und ob die im Interview über den Prozessrahmen hinausgehende Anschuldigungen wirklich von der Frau so gemacht wurden und den Tatsachen entsprechen, dazu wollte sich die Pressesprecherin mit Hinweis auf die laufenden Untersuchungen nicht äußern. Ergebnisse erwartet Höfer "Anfang der kommenden Woche".

Anlieger berichteten, dass das Anwesen am Samstag nach der unspektakulären Durchsuchung von der Polizei versperrt und versiegelt wurde.


Viele offene Fragen

Warum die Lebensgefährtin des Bunker-Mannes ihre Aussagen nicht schon im laufenden Prozess gemacht hat und ob die von der Frau beschriebene Tötungsabsicht des 36-Jährigen juristische Folgen haben wird, muss sich zeigen. Immerhin ist das Gerichtsverfahren gegen den Mann am Donnerstag beendet worden; der Himmelkroner hatte noch im Bayreuther Landgerichtssaal das Urteil von viereinhalb Jahren Haft akzeptiert.
Das Gericht hatte den Himmelkroner wegen Untreue in 23 Fällen, falscher eidesstattlicher Versicherung, Verstößen gegen das Waffen-, Sprengstoff- und Betäubungsmittelgesetz verurteilt. In den Jahren 2010, 2012 und 2013 hat er nach Überzeugung des Gerichts erhebliche Beträge vom Konto seines Arbeitgebers auf sein eigenes Konto überwiesen. Den Elektrobetrieb im Landkreis Kulmbach hat er damit um fast 200.000 Euro geschädigt und beinahe in die Insolvenz getrieben.


Falschaussage gestanden

Im laufenden Prozess versuchte er außerdem, seinen ehemaligen Arbeitgeber zu belasten. Der sei in die Sache verstrickt gewesen, um Steuern zu sparen. Diese falsche Anschuldigung gestand der 36-Jährige im Laufe des spektakulären Verfahrens aber ein.

Schon die Festnahme des 36-Jährigen im Dezember vergangenen Jahres hatte für Aufsehen gesorgt. Nachdem Polizeibeamte in dem Wagen des Mannes zwei selbstgebaute Handgranaten gefunden hatten, förderte eine Hausdurchsuchung seines Anwesens Unglaubliches zutage: Die Kripo entdeckte einen Bunker mit Wandstärken von bis zu 1,70 Meter - und jede Menge selbst gebastelte Handgranaten, Rohrbomben, Schwarzpulver und weitere explosionsgefährliche Stoffe.
Außerdem machte die Kriminaler noch einen Fund: Sie stellten fast ein Kilo Marihuana sicher. Angeblich wollte der Mann, der unter Morbus Sudeck und brennenden Dauerschmerzen in beiden Handgelenken leidet, damit seine Schmerzen betäuben.