Die "Kieswäsch", ein beliebter Treffpunkt der Kulmbacher, heißt offiziell "Naherholungsgebiet Mainaue". Auf einer Rad- und Wanderkarte aber taucht das Gewässer als "Wolfgangsee" auf. Wie das passieren konnte, weiß keiner. Aber mancher muss darüber schmunzeln.
Es war einmal vor langer, langer Zeit, da gab es im Maintal zwischen Kulmbach und Mainleus nicht viel mehr als ein paar Kiesweiher. Auf die von groben Lastwagen-Reifen durchpflügten Wege verirrte sich nur ab und an einmal ein Gassi-Geher mit seinem Hund; die Erdhaufen am Ufer der Weiher waren hin und wieder Schauplatz nächtlicher Trinkgelage.
Häme und Spott Eines Tages aber hatte Wolfgang Protzner, langjähriger Stadt- und Kreisrat der CSU und zeitweilig zweiter Bürgermeister der Stadt Kulmbach, eine Vision: Es müsste doch möglich sein, die "Kieswäsch" für die Kulmbacher nutzbar zu machen. Von ausgedehnten Wasserflächen schwärmte Protzner, von Liegewiesen für Sonnenanbeter und von Spielplätzen für Kinder.
Die Reaktion auf seine Vision war heftig - und hämisch.
Ein Badesee für Kulmbach? Das schien eine zu absurde Idee zu sein, und unter Spöttern machte bald das Wort vom "Wolfgangsee" die Runde.
All das ist lange her. Die Vision Protzners ist längst Realität geworden und rund um den ehemaligen Baggersee tummeln sich seit mehr als zwei Jahrzehnten zu allen Jahreszeiten Schwimmer, Sonnenanbeter, spielende Kinder, Angler, Spaziergänger und Radfahrer. Die Kulmbacher nennen das Gelände immer noch die "Kieswäsch". Ganz offiziell heißt es "Naherholungsgebiet Mainaue". So steht es auf allen Landkarten.
Auf fast allen, um genau zu sein. Nur nicht auf der "Rad- und Wanderkarte Bayreuth Kulmbach" aus dem nordrhein-westfälischen Verlag publicpress., herausgegeben im letzten Jahr. Wer die genau studiert, findet im Planquadrat C 1 den Badesee und die umliegenden Weiher - und stutzt: Da steht unübersehbar "Wolfgangsee".
Die Entdeckung lässt uns schmunzeln.
Und wirft die Frage auf: Wie kommt dieser Name, an den sich wohl nur noch die etwas älteren Kulmbacher erinnern können, auf die Karte?
"Nicht nachvollziehbar" Bei der Stadt Kulmbach hat man keine Erklärung. Beim Verlag publicpress heißt es, das sei "nicht mehr nachvollziehbar". Und schon gar nicht kann sich das der erklären, der hier - mutmaßlich - gemeint ist: Wolfgang Protzner. "Aber das freut mich natürlich sehr", sagt er, als wir ihm von unserer Entdeckung erzählen. Dass der See wenigstens hier nicht so sperrig "Naherholungszentrum Mainaue" heiße, sondern seinen Namen trage, sei "ein schönes Geburtstagsgeschenk".
Diesen Geburtstag feiert Wolfgang Protzner übrigens heute. Wir gratulieren ganz herzlich - und bedanken uns für die Initiative von damals, die uns ein schönes Stückchen Natur beschert hat: zum Spazierengehen, zum Schwimmen, zum Schlauchbootfahren mit den Kindern, zum Seele-baumeln-lassen... am Wolfgangsee.