Der Branchenmix  sorgt dafür, dass die Krise in der Automobilbranche im Raum Kulmbach nicht stark zu spüren ist. Andere Landkreise haben  größere Sorgen.
                           
          
           
   
          Die Krise in der Automobilbranche bekommen auch die Zulieferer zu spüren. Zum Beispiel Bosch und Brose in Bamberg. Nicht nur dort  haben sich die Konjunkturprognosen deshalb deutlich eingetrübt. "Oberfrankenweit hat es einen Dämpfer gegeben. Nur nicht in Kulmbach", sagt Michael Möschel. Warum das so ist, erklärte der  Vorsitzende des Kulmbacher IHK-Gremiums  zusammen  mit Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner  bei einem Pressegespräch  in der Redaktion der Bayerischen Rundschau.
       
Nicht festgelegt
Hintergrund ist der gute Mix in Kulmbach. Hier sei man nicht auf einen großen Dienstleister, eine große Firma oder eine bestimmte Branche festgelegt.  Und dieser Mix mache robust, auch wenn die gute Entwicklung nicht mehr die Dynamik habe wie vor etwa 18 Monaten.  "Vor allem im Bereich Leiharbeiter gibt es Warnsignale, dass die Auslastung nicht mehr so groß ist", betonte Möschel.
Und dennoch: "Hier gibt es keine Konjunkturdelle", unterstrich auch Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner. Generell sei es aber so, dass die Automobil-Branche  das Sorgenkind im  industriellen Bereich ist.  
Sorgen bereitet den beiden Wirtschafts-Fachleuten aktuell der Brexit. Denn Oberfrankens Wirtschaft sei sehr exportorientiert, die Exportquote liege bei über 50 Prozent. Dass durch den grenzenlosen EU-Binnenmarkt verschiedene Institutionen  abgeschafft wurden, könne Probleme bereiten. Denn beispielsweise den Kulmbacher Zoll  bräuchte  man nach dem Brexit wieder. "Was ist, wenn wir wieder die Lkw verzollen müssen, wenn sie nach Großbritannien wollen? Sollen die alle nach Bayreuth zum Zoll fahren?", fragte Möschel. Hier gelte es, Lösungen zu finden. "Es gibt verschiedene Modelle", ergänzte Gabriele Hohenner. Das Schlimmste wäre ein komplett ungeordneter Brexit.
Auch der Campus ein Thema
Natürlich haben die beiden auch die Entwicklung Kulmbachs mit dem Campus im Blick. Dafür haben sie eigens eine Diskussionsveranstaltung geplant, die in einigen Tagen stattfinden soll (siehe Kasten rechts "Diskussion: Die Innenstadt Kulmbachs gestalten"). 
Nächstes Thema: der Fachkräftemangel. "Das wird weiter ein Zukunftsthema sein." Denn so lange es Angebote gebe, gutes Geld zu verdienen, ohne sich schmutzig zu machen, würden sich etwa  Heizungsbaubetriebe schwer tun, Mitarbeiter zu finden. Und Möschel ergänzte: "Es mangelt nicht nur an hoch qualifizierten Kräften, sondern an allen."
Arbeit ist der beste Sprachkurs
Hinzu komme, dass es die Politik den Unternehmen schwer mache, an Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund zu kommen. "Es könnten sich  viel mehr in Arbeit befinden. Und im Job  lernt man schneller Deutsch als im x-ten Sprachkurs", zeigte sich Möschel überzeugt. Allerdings, so räumte Gabriele Hohenner ein, werde sich der Fachkräftemangel nicht über die Flüchtlinge beheben lassen.