Kulmbachs Trumpf ist die Vielfalt

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Die Kulmbacher Wirtschaft hat im Gegensatz zum Rest von Oberfranken wenig zu klagen. Symbolbild: Archiv
Die Kulmbacher Wirtschaft hat im Gegensatz zum Rest von Oberfranken wenig zu klagen. Symbolbild: Archiv
Der Vorsitzende des Kulmbacher IHK-Gremiums und Vizepräsident der IHK Oberfranken, Michael Möschel, sowie Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner. Foto: Jürgen Gärtner
Der Vorsitzende des Kulmbacher IHK-Gremiums und Vizepräsident der IHK Oberfranken, Michael Möschel, sowie Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner.  Foto: Jürgen Gärtner
 

Der Branchenmix sorgt dafür, dass die Krise in der Automobilbranche im Raum Kulmbach nicht stark zu spüren ist. Andere Landkreise haben größere Sorgen.

Die Krise in der Automobilbranche bekommen auch die Zulieferer zu spüren. Zum Beispiel Bosch und Brose in Bamberg. Nicht nur dort haben sich die Konjunkturprognosen deshalb deutlich eingetrübt. "Oberfrankenweit hat es einen Dämpfer gegeben. Nur nicht in Kulmbach", sagt Michael Möschel. Warum das so ist, erklärte der Vorsitzende des Kulmbacher IHK-Gremiums zusammen mit Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner bei einem Pressegespräch in der Redaktion der Bayerischen Rundschau.

Nicht festgelegt

Hintergrund ist der gute Mix in Kulmbach. Hier sei man nicht auf einen großen Dienstleister, eine große Firma oder eine bestimmte Branche festgelegt. Und dieser Mix mache robust, auch wenn die gute Entwicklung nicht mehr die Dynamik habe wie vor etwa 18 Monaten. "Vor allem im Bereich Leiharbeiter gibt es Warnsignale, dass die Auslastung nicht mehr so groß ist", betonte Möschel.

Und dennoch: "Hier gibt es keine Konjunkturdelle", unterstrich auch Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner. Generell sei es aber so, dass die Automobil-Branche das Sorgenkind im industriellen Bereich ist.

Sorgen bereitet den beiden Wirtschafts-Fachleuten aktuell der Brexit. Denn Oberfrankens Wirtschaft sei sehr exportorientiert, die Exportquote liege bei über 50 Prozent. Dass durch den grenzenlosen EU-Binnenmarkt verschiedene Institutionen abgeschafft wurden, könne Probleme bereiten. Denn beispielsweise den Kulmbacher Zoll bräuchte man nach dem Brexit wieder. "Was ist, wenn wir wieder die Lkw verzollen müssen, wenn sie nach Großbritannien wollen? Sollen die alle nach Bayreuth zum Zoll fahren?", fragte Möschel. Hier gelte es, Lösungen zu finden. "Es gibt verschiedene Modelle", ergänzte Gabriele Hohenner. Das Schlimmste wäre ein komplett ungeordneter Brexit.

Auch der Campus ein Thema

Natürlich haben die beiden auch die Entwicklung Kulmbachs mit dem Campus im Blick. Dafür haben sie eigens eine Diskussionsveranstaltung geplant, die in einigen Tagen stattfinden soll (siehe Kasten rechts "Diskussion: Die Innenstadt Kulmbachs gestalten").

Nächstes Thema: der Fachkräftemangel. "Das wird weiter ein Zukunftsthema sein." Denn so lange es Angebote gebe, gutes Geld zu verdienen, ohne sich schmutzig zu machen, würden sich etwa Heizungsbaubetriebe schwer tun, Mitarbeiter zu finden. Und Möschel ergänzte: "Es mangelt nicht nur an hoch qualifizierten Kräften, sondern an allen."

Arbeit ist der beste Sprachkurs

Hinzu komme, dass es die Politik den Unternehmen schwer mache, an Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund zu kommen. "Es könnten sich viel mehr in Arbeit befinden. Und im Job lernt man schneller Deutsch als im x-ten Sprachkurs", zeigte sich Möschel überzeugt. Allerdings, so räumte Gabriele Hohenner ein, werde sich der Fachkräftemangel nicht über die Flüchtlinge beheben lassen.

Klagen über viel Bürokratie

Kritik gab es noch an der Bürokratie. "Ein großes Thema, das als Behinderung des Unternehmertums gesehen wird." Hier wünschen sich die beiden Beispiele aus den Betrieben, die sie an die Politiker weitergeben können. "Das haben wir erst jüngst bei Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger getan", so Gabriele Hohenner.