Kulmbacherin radelte durch ganz Südamerika

3 Min
Barbara Weith bei einem der vielen Grenzübertritte zwischen Argentinien und Chile. Fotos: Barbara Weith
Barbara Weith bei einem der vielen Grenzübertritte zwischen Argentinien und Chile. Fotos: Barbara Weith
Am Lago General Carrera in Chile.
Am Lago General Carrera in Chile.
 
Windwarnung in der Pampa.
Windwarnung in der Pampa.
 

Barbara Weith, die aus Kulmbach stammt, machte einen Radurlaub der besonderen Art. Der dauerte mehrere Monate und bescherte ihr etliche Abenteuer. 7500 Kilometer legte sie dabei insgesamt auf zwei Rädern zurück.

Im Urlaub Radfahren? Das machen viele. Im Urlaub 7500 Kilometer auf zwei Rädern zurücklegen, durch Wüste und über Hochgebirgs straßen, an Schneegipfeln vorbei und am Strand entlang - das schafft nun doch nicht jeder. Barbara Weith hat es geschafft. Die 32-Jährige, die in Kulmbach aufgewachsen ist und heute in Bramois in der Schweiz lebt und als Ärztin arbeitet, hat von ihrer Reise ganz besondere Eindrücke und ganz besondere Fotos mitgebracht.

Fernweh liegt der gebürtigen Fränkin im Blut: Nepal, Südamerika, Spanien - schon während ihres Medizinstudiums kam sie weit herum. Nun also Südamerika. Mit großem Gepäck und ihrem Fahrrad machte sie sich auf den großen Trip, der mehrere Monate dauern sollte.

In vielen Mails hat Barbara Weith ihre Freunde teilhaben lassen an dem großen Abenteuer.
Die ersten Wochen ihrer Reise führten sie von Santiago de Chile immer nach Süden bis nach Feuerland. Ungeteerte chilenische Straßen und heftiger Wind machten das Fortkommen bisweilen schwierig. Dafür gab's im Nationalpark Tierre del Fuego grandiose Natur zu erleben - atemberaubende Gletscher, Buchten und Inseln. Übernachtet hat die abenteuerlustige Radlerin überwiegend in freier Natur. Bisweilen ermöglichten Zufallsbekanntschaften allerdings auch höchst komfortable Übernachtungsmöglichkeiten.

Herausforderung für Rad und Radlerin

Rund 1300 Kilometer legte Barbara Weith auf der Carretera Austral zurück, einer von Pinochet gebauten Straße, die dafür sorgen sollte, die entlegenen Orte Patagoniens auf dem Landweg zu erreichen. Auf insgesamt 2600 Kilometer summierte sich letztlich die Etappe durch Patagonien - und Geduld war meist die wichtigste Tugend: geschotterte Straßen und viele Steigungen forderten Rad und Fahrerin. Vom gemütlichen Dahinrollen konnte keine Rede sein.

Gelegentlich machte Barbara Weith an einem Ort länger Station. Zum Beispiel in Villa Cerro Castillo, wo sie das Rad stehen ließ und eine kleine Trekkingtour unternahm, oder in Coyhaique, wo sie bei einem Kollegen, den sie Jahre zuvor bei einem Praktikum in Santiago kennen gelernt hatte, zu Gast war. "Ich konnte in seinem Haus wohnen und allen Luxus wie Dusche, Waschmaschine und Bett genießen - Gracias amigo!" Auf den Luxus freilich folgten auch karge Etappen: Wenn in in Chile die Lastwagenfahrer streiken, wird irgendwann auch das Essen knapp: Einige Tage lang gab es dann nur Kekse.

Besonders beeindruckt haben die 32-Jährige die Begegnungen mit den Menschen in den Regionen, die sie durchradelt hat. "Andas sola? - Bist du allein?" sei sie oft gefragt worden, schreibt sie. "Stimmt nicht ganz. Ich fahre zwar alleine, doch die Reise lebenswert machen die Menschen auf der Reise. Und gerade in Patagonien, wo es nicht so viele Leute hat, waren die Begegnungen dafür umso intensiver."

Zwei Wochen bei der Studienfreundin

Mehrere Monate war Barbara Weith schon unterwegs, hatte im chilenischen Seengebiet nahezu "europäische" Radverhältnisse vorgefunden und schweren Herzens einen Teil ihrer Route aus Zeitgründen mit dem Bus zurückgelegt, als sie sich für zwei Wochen bei einer Studienfreundin in Santiago einquartierte.

Von hier aus ging es dann noch Norden, an der Küste entlang, durch ein Naturreservat, voll von Delphinen, Pinguinen, Pelikanen und Robben. Als eindrucksvoll schildert Barbara Weith die Etappe "mit Blick aufs Meer auf der einen Seite und auf die Schneegipfel der Fünf- und Sechstausender auf der anderen Seite - und natürlich jeden Tag zuverlässig Sonne und erträgliche Wärme." Quer durch die Atacama-Wüste führte die nächste Etappe.

Station machte die Radlerin in San Pedro de Atacama, 2400 Meter hoch gelegen - und damit ideal, um sich vorzubereiten auf die Durchquerung des bolivianischen Altiplano mit Höhen bis zu 5000 Metern. "Buchstäblich atemberaubend", schreibt sie dazu und erwähnt, dass schlechte Straßen und die Durchquerung eines Salzwassersees Radlerin und Rad gleichermaßen stark beanspruchten.

Zwischendrin legte Barbara Weith noch einmal eine Pause ein - um im Illampu-Massiv eine Trekkingtour zu unternehmen. Dank der von einer Freundin aus Europa mitgebrachten Hochtouren-Ausrüstung gelang es ihr auch noch, ihre ersten beiden Sechstausender, den Huayna Potosi (6088 Meter) und den Nevado Illimani (6439 Meter) zu besteigen. Mit dem Rad ging's dann weiter: La Paz, Coroico, Titikakasee, Cusco - harte Kilometer übers Hochland. Und dann endlich: Lima. Die Endstation! "Es fällt mir schwer, mein Rad, treuer Reisebegleiter, in einen Karton zu packen, mein Nomadenleben aufzugeben und zurückzukehren in den Arbeitsalltag im reichen Europa", schreibt Barbara Weith. "Doch so viel steht fest: Nach der Reise ist vor der Reise!"