Das Gemium hält am Gewerbegebiet bei Melkendorf fest und treibt die verkleinerte Variante voran.
Rekordbesucherzahl gestern im Kulmbacher Stadtrat: Rund 80 Zuhörer wollen wissen, wie es mit dem bei Melkendorf geplanten Gewerbegebiet weitergeht. Wegen des Publikumsinteresses - vor allem Bürger aus der Siedlung, die eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und eine Einschränkung ihrer Lebensqualität befürchten - ist man zwar in den Vortragssaal der Sparkasse ausgewichen. Aber der Stadtrat hält einstimmig an seiner Linie fest und wird die Planung des Gewerbegebiets Melkendorf in der verkleinerten Variante vorantreiben.
Noch mal Bürgerbeteiligung
Laut Stadtbaudirektor Gerd Belke hat die Stadt auf die von Bürgern vorgebrachten Bedenken reagiert und das Gebiet von 23 auf 16 Hektar verkleinert. In den nächsten Planungsschritt würden weitere Anregungen eingearbeitet.
Der Entwurf komme erneut in den Stadtrat und werde anschließend noch einmal offengelegt, das heißt: "Dann kann jeder dazu Stellung nehmen."
Was in Melkendorf anders werden soll: Dort wird es nach den Worten von Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) - im Gegensatz zu bisherigen Gewerbegebieten - keine Verbrauchermärkte und Spielhallen geben. "Wenn hier Lidl oder Aldi auftauchen, haben wir was verkehrt gemacht", meint auch Bürgermeister Stefan Schaffranek (WGK).
OB Schramm zufolge braucht die Stadt Kulmbach Gewerbeflächen und Entwicklungsmöglichkeiten für Betriebe. Daher habe man verschiedene Stand-orte diskutiert und sei - parteiübergreifend - zu einer Prioritätenliste gekommen. Dort stehe Melkendorf ganz oben, zwei Gebiete an der B 85 lägen auf den nächsten beiden Plätzen.
Die Redner der großen Fraktionen - MdL Inge Aures (SPD), Michael Pfitzner (CSU) und Ralf Hartnack (WGK) - sind der Überzeugung, dass mit der abgespeckten Variante ein Ausgleich zwischen Einzelinteressen der Bürger und dem Gemeinwohl gefunden worden ist. "Es lärmt, stinkt und qualmt heute nicht mehr in so einem Gewerbegebiet", sagt Aures.
Schwerlastverkehr ausbremsen
Mit 600 bis 700 Metern ist nach Hartnacks Ansicht ein ausreichender Abstand zur Wohnbebauung gegeben. Die Erschließung über den künftigen Kreisel und über die B 289 reduziere zudem die Verkehrsbelastung. Anregung dazu von Ingo Lehmann (SPD): Es müssten Vorkehrungen getroffen werden, dass kein Schwerlastverkehr von der Schauer-Kreuzung über die Melkendorfer Straße zum neuen Gewerbegebiet anfährt.
Medizincampus "eine Jahrhundertchance"
Euphorie im
Stadtrat: Bei dem Projekt, in Zusammenarbeit mit einer Universität aus einem europäischen Nachbarland in Kulmbach Mediziner auszubilden, ziehen alle Fraktionen an einem Strang. "Etwas Großes", sagt OB Henry Schramm. "Eine Jahrhundertchance", meint Stefan Schaffranek.
Der Bayreuther Professor Klaus Nagels vom Lehrstuhl für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften sondiert derzeit im Auftrag der Stadt den Markt und hat mit Universitäten wie Prag, Pilsen, Graz, Innsbruck, Budapest oder Brüssel und Maastricht bereits mögliche Partner ausgeguckt. Er rechnet damit, dass man nächstes Jahr die potenziellen Studenten informieren und 2017 das innovative Projekt starten kann.
"Kulmbach ist auf dem richtigen Weg, es gibt ein Rieseninteresse, Medizin zu studieren", erklärt er.
Kein Verschulden bei Todesstürzen
Die Stadtwerke und die Stadt trifft am Todessturz von zwei jungen Männern ins leere Springerbecken des Freibads kein Verschulden. Das hätten die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft ergeben, so OB Schramm. "Gegen einen verbotenen Zutritt in der Nacht und die Überwindung aller Absperrungen ist man wohl machtlos."
Die Kirchengemeinde Mangersreuth plant, an der Stelle des Ende Juli abgebrannten Paul-Gerhardt-Kindergartens in Weiher einen Neubau zu errichten. Wo die drei Kindergartengruppen, die derzeit in Räumen bei den Kindergärten Kreuzkirche, Ziegelhütten und Waaggasse untergekommen sind, bis zur Fertigstellung bleiben können, ist laut OB Schramm noch nicht geklärt.
In der Max-Hundt-Schule sei nicht genügend Platz, und eine Containerlösung auf dem Hallenbadparkplatz sei sehr teuer.
Um das Auftreten der Blaualgen an der Kieswäsch in den Griff zu kriegen, bekommt die Stadt die Unterstützung eines Experten: Jochen Schaumburg, der beim Landesamt für Umwelt das Referat Qualität der Seen leitet.
Gedenken an Alfons Kraus (†)
OB Schramm würdigt den am 13. August gestorbenen langjährigen Stadtrat Alfons Kraus (SPD) als Pragmatiker, der ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen hatte. Er sei Polizist mit Leib und Seele gewesen und ein Pionier der Verkehrserziehung.