Mitarbeiter des Real-Marktes in Kulmbach sind in den Streik getreten. Mit der Aktion, die für einiges Aufsehen sorgte, machten sie auf die niedrigen Löhne in ihrer Branche aufmerksam, die immer weiter ausgehöhlt werden sollen. Die Unternehmerverbände haben die Manteltarifverträge gekündigt.
Die Gehälter im Bereich Verkauf sind alles andere als üppig. Derzeit verdient eine Verkäuferin in Vollzeit 2250 Euro brutto. Der Stundenlohn liegt bei 7,50 Euro. Doch die wenigsten im Einzelhandel haben noch einen Vollzeitjob. Viele arbeiten nur stundenweise, auch, wenn sie mehr arbeiten möchten. Deshalb bleibt vielen nichts anderes übrig, als zusätzlich noch zum Sozialamt zu gehen, um "aufzustocken". Auch bei Real Kulmbach ist die Situation so.
Jetzt machen die Beschäftigten mobil, um den Arbeitgebern zu demonstrieren, dass die ständigen Kürzungen so nicht mehr tragbar sind. "Wir fordern 6,5 Prozent mehr für alle Beschäftigten, auch für die Azubis", erklärte Dominik Datz von der Gewerkschaft Verdi.
In Kulmbach traten am Freitag rund dreißig Mitarbeiter in den Streik. Der Verkauf ging trotzdem weiter, da Mitarbeiter mit Werksverträgen in die Bresche sprangen.
Betriebsrätin Angela Gantke bringt die so genannte Modernisierung der Entgelte auf die Palme. Denn es handele sich dabei um nichts anderes als die Einführung eines Billiglohnsektors in bestimmten Bereichen. "Der Streik ist keine Konfrontation, sondern er soll die Chefetagen wachrütteln." Ich habe beim Einkaufen eigentlich gar nichts gemerkt, vielleicht waren weniger Kassen offen. Ich habe eigentlich schon Verständnis für die Leute", kommentiert Detlef Lessing die Arbeitsniederlegung.
Manche Kunden schimpften Allerdings gab es auch Kunden, die tüchtig schimpften. "Wollt ihr denn alle bald zum Arbeitsamt?", herrschte ein älterer Mann die Streikenden an. "Zu seiner Zeit waren die Löhne sicher anders", sagte dazu Angela Gantke und ließ sich nicht beirren. Es gehe im Einzelhandel um Existenzsicherung und ums Überleben.
"Wir wollen einfach nur, dass alles so bleibt und nicht ständig alles schlechter wird", erklärte auch Manuela Hofius (45), die seit 1997 im Backshop bei Real arbeitet.
Seitens der Unternehmensführung gab es zu dem Streik und die geplanten Veränderungen keine Auskunft. "Ich gebe keine Interviews", ließ Karlheinz Bayer ausrichten. "Die Geschäftsführung hat für uns eigentlich schon Verständnis", sagte Gantke.
Die Streiks bei Real werden nicht die letzten sein. Verdi möchte Aktionen bei Edeka und Kaufland folgen lassen. Um auch die anderen Firmen aufzurütteln, zog der Demonstrationszug durch die Innenstadt. In der "Alten Feuerwache" formulierten die Streikenden noch einmal ihre Forderungen und stärkten sich - und hinterher zogen sie durch das Einkaufscenter Fritz und durchs Kaufland. Doch dort nahm "sichtlich bewusst" kaum jemand Notiz von dem Zug in Verdi-Westen. "Wir wollten ja auch nur zeigen, dass es Kollegen gibt, die etwas tun. Wir wollen ja nicht provozieren", sagte Angela Gantke und hoffte auf Nachahmer.