Kulmbacher Kommunbräu will weiter wachsen

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Braumeister Alexander Matthes und seine Mitarbeiter haben vergangenes Jahr 1512 Hektoliter Bier in der Kommunbräu gebraut. Foto: Matthias Beetz
Braumeister Alexander Matthes und seine Mitarbeiter haben vergangenes Jahr 1512 Hektoliter Bier in der Kommunbräu gebraut. Foto: Matthias Beetz
Vorstand Hans-Jürgen Päsler: Die Kommunbräu will kontinuierlich weiter wachsen. Foto: Sonja Adam
Vorstand Hans-Jürgen Päsler: Die Kommunbräu will kontinuierlich weiter wachsen. Foto: Sonja Adam
 

Vorstand Hans-Jürgen Päsler erklärt, was in der Kommunbräu niemals in die Tüte kommt, warum brauen immer mit bauen zu tun hat und warum er schon mal ans Auswandern gedacht hat.

Einen leichten Job hatte Aufsichtsratsvorsitzender Heinrich Türk bei der Hauptversammlung der Kulmbacher Kommunbräu: Das Geschäftsjahr ist so erfolgreich verlaufen, dass die knapp 100 anwesenden Genossen, die erstmals zur Brotzeit eingeladen waren, per Akklamation dem Abschluss zustimmten. Wir befragten den von Beginn an amtierenden Brauerei-Vorstand Hans-Jürgen Päsler zur Entwicklung der Kommunbräu.

Hätten Sie vor 25 Jahren, als die Idee der Kommunbräu geboren worden ist, gedacht, dass daraus einmal so ein Erfolgsprojekt wird?
Hans-Jürgen Päsler: Wenn man ganz ehrlich ist: nein. Wir haben gezweifelt, ob wir's überhaupt zum Laufen bringen, und daran gedacht, dass wir, wenn's schiefgeht, auswandern müssen. Aber es ist uns gelungen, was im Leben nicht so oft passiert, eine Institution zu schaffen. In Kulmbach sagt man ganz selbstverständlich: "Wir gehen in die Kommun", als ob's die Brauerei schon immer gäbe. Wir halten uns auch künftig daran, was den Klein- und Hausbrauereien so einen Aufschwung beschert hat. Wir brauchen keinen Schnickschnack, kein Craft-Beer und keine Biersommeliers - wir machen ein ehrbares Bier, handwerklich gebraut, mit Ecken und Kanten, das den Leuten schmeckt.

Wie ist aus Ihrer Sicht das vergangene Jahr gelaufen?
Wir sind im Prinzip - wider jede Erwartung - seit 21 Jahren stetig gewachsen, immer zwischen zwei und vier Prozent. Das muss uns erst mal einer nachmachen. Auch 2014 war das so. Wir haben unseren Bierausstoß auf 1512 Hektoliter gesteigert und einen Gewinn von knapp 5800 Euro gemacht. Das hört sich nicht viel an, aber der Gewinn wäre um ein Vielfaches höher gewesen, wenn wir nicht unser großes Fest zum zwanzigjährigen Bestehen gehabt hätten. Das hat uns einige Tausender - eine Summe im unteren fünfstelligen Bereich - gekostet. Es war's uns wert, weil wir unseren 449 Genossen Dankeschön sagen wollten. Faszinierend daran ist, dass unsere Mitglieder sehr treu sind. Man behält ein Leben lang seinen Genossenschaftsanteil, der erst im Todesfall an die nächste Generation weitergereicht wird.

Die Gastwirtschaft läuft offenbar sehr gut. Hier wird angeblich das meiste Bier in Kulmbach ausgeschenkt.
Die Vermutung liegt nahe. Weil ich die Ausschankzahlen der anderen Wirte nicht kenne, kann ich es nicht sicher sagen. Aber ich gehe davon aus, dass es so ist. Dazu braucht man natürlich auch die richtigen Wirtsleute - und da haben wir mit den Stübingers, die jetzt schon in der zweiten Generation bei uns sind, einen Glücksgriff getan. Die Familie Stübinger führt das Wirtshaus seit 15 Jahren, und man fühlt sich genauso wohl wie am ersten Tag.

Welche Visionen haben Sie, welche Investitionen planen Sie?
Es ist eigenartig - aber brauen hat immer mit bauen zu tun. Wir sind im Gär- und Lagerkeller an den obersten Kapazitätsgrenzen angelangt und müssen etwas tun, um moderat weiter wachsen zu können. Auch im Gebäude wollen wir das eine oder andere verändern. Der Glaskasten im ersten Stock, der den Blick auf die Brauanlage ermöglicht, soll entfernt werden. Dann können wir die Bühne, wo wir sehr beengt sind, vergrößern und mehr Kulturveranstaltungen anbieten. Noch ein großer Brocken ist die Überdachung des Innenhofs. Hier wollen wir Platz gewinnen für die Lagererweiterung und für Kühlräume der Gastwirtschaft.

Wenn Sie weiter wachsen wollen, müssen Sie dann auch personell aufstocken?
Ja, im Vorgriff auf künftiges Wachstum werden wir das tun. Wir übernehmen - neben Braumeister Alexander Matthes und Friso Wesely - unseren Lehrling Sven Etterich-Retz, der seine Ausbildung erfolgreich absolviert hat, als Brauergesellen.

Kunden und Biertrinker bedauern es, dass die monatlichen Sonderbiere - außer der Bock zu Weihnachten - nur noch in der Wirtschaft ausgeschenkt werden. Was sagen Sie zu der Kritik?
Bei den Sonderbieren gilt, dass sie so lange ausgeschenkt werden, wie der Vorrat reicht. Dabei müssen wir aufpassen, dass am 10. des Monats überhaupt noch was da ist. Wenn wir es noch in Flaschen abfüllen oder in Fässern verkaufen würden, wäre es schon am 5. weg. Das Sonderbier soll ein Alleinstellungsmerkmal der Gastwirtschaft bleiben.