Tausende von Einsatzkräften versuchen in Südbayern, die schlimmsten Folgen der Flut zu lindern. Die Mitglieder des Hochwasser-Rettungszuges aus Franken sind vom Einsatz zurück. Sie berichten von unvorstellbaren Bildern - und von großer Dankbarkeit der Bevölkerung.
                           
          
           
   
          Dass Uli Peschel erschöpft ist, kann sie nicht verbergen. Rund 1300 Kilometer saß sie in den letzten Tagen am Steuer des Einsatzfahrzeugs. Sie hat kaum geschlafen, hat Menschen in existenzieller Not gesehen und hat helfen wollen, wo sie nicht helfen konnte. Jetzt will sie nur noch eines: "Heim. Die Kinder betüdeln. Mit dem Hund raus."
Uli Peschel ist eine von Tausenden Helfern, die zur Zeit vor allem in den Landkreisen Straubing und Deggendorf im Einsatz sind, wo sich die wohl größte Flutkatastrophe seit Menschengedenken ereignet hat. Seit Tagen sind die Helfer im Einsatz, bauen Dämme, schleppen Sandsäcke, pumpen Keller leer - und vor allem versuchen sie, Menschenleben zu retten, wo sonst nicht mehr viel zu retten ist.
Mit dabei: Der Hochwasser-Rettungszug aus Franken - Bootsführer, Taucher, Retter. Am späten Sonntagnachmittag wird für sie Voralarm ausgelöst. 
 Da haben Uli Peschel und einige andere schon drei lange Tage hinter sich. Sie haben angehende Wasserretter begleitet, die am Wochenende in Kulmbach eine Ausbildung absolviert haben.
Nun wird es ernst. Um 23.45 Uhr wird Alarm ausgelöst. Wenig später sitzen die Retter im Auto. Am Rastplatz Feucht an der A 9 treffen die sieben Kulmbacher auf ihre Kameraden aus Bayreuth, Forchheim und Coburg, insgesamt 30 Personen.
Sie fahren erst nach Rosenheim, sind ab Dienstag dann in Deggendorf im Einsatz. "Unvorstellbar", sagen Uli Peschel und Christian Diersch gestern Nachmittag nach der Rückkehr. Deggendorf ist von der Außenwelt abgeschnitten, und das Wasser steigt unablässig und schnell. Innerhalb von Minuten werden bislang trockene Straßen überflutet. Bisweilen kommt das Wasser so rasch, dass sich die Retter erst in letzter Minute selbst retten können. 
Es ist eine dreckige Flut: Öltanks sind überflutet und laufen aus, Fäkalien schwimmen in der Brühe. Im Boot kämpfen sich die Retter ihren Weg von Haus zu Haus. In manchen Straßen hat das Wasser fast die Fenster im ersten Stock erreicht. Die Menschen haben aus dem Erdgeschoss nach oben geschafft, was nur ging. "Manche waren froh, dass wir kamen", sagen die Kulmbacher. "Manche wollen aber nicht raus." Machen können die Helfer da nichts.
Unabsehbare Schäden
Machtlos sind sie auch an einem landwirtschaftlichen Anwesen: Im Kuhstall stehen noch die Kühe, panisch. "Raustreiben konnten wir sie nicht", sagt Christian Diersch. "Dafür waren wir zu wenig Leute - und in der Nähe war die Autobahn. Wer weiß, was passiert wäre, wenn die Tiere in Panik dorthin gelaufen waren." Die eine oder andere Katze haben die Helfer retten können.  Wie viele Tiere in der Flut umgekommen sind, wird sich erst zeigen, wenn das Wasser abgelaufen ist.
Dann werden die Menschen auch eine Bilanz der Sachschäden ziehen. Roland Weich berichtet vom Firmengelände eines Autohändlers: 50 Fahrzeuge unter Wasser. Stellenweise wird das Trinkwasser knapp, die Stromversorgung bricht zusammen, Internetverbindungen versagen. Viele Menschen verbringen die Zeit in Notunterkünften. Für die Helfer aus Kulmbach stehen Liegen in einer Sporthalle bereit. Das Wasser, das aus der Dusche kommt: Dunkelbraun. "Zähne geputzt haben wir damit nicht", sagt Uli Peschel.
Gestern Vormittag kommt Ablösung, die Franken wollen sich auf den Heimweg machen. Aber die Autobahn ist überflutet, die meisten Landstraßen sind dicht. Überall staut sich der Verkehr: Auf den noch befahrbaren Straßen sind Kolonnen von Einsatzfahrzeugen unterwegs, es geht nur langsam voran. Was den Helfern in Erinnerung bleibt? "Die Dankbarkeit der Leute", sagt Uli Peschel. "Sie haben uns Schokolade geschenkt und uns mit Kaffee und Tee versorgt. Das hat mich beeindruckt."