Taxistreit: Kulmbacher haben ein großes Herz
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Freitag, 21. Oktober 2016
Warum für einen jungen Mann, der auf der Taxirechnung für seine Klinikheimfahrt aus Erlangen sitzenblieb, jetzt schon Weihnachten ist.
Diese Geschichte hat die Menschen bewegt: die Geschichte eines jungen Kulmbachers, der in der Neujahrsnacht nach ambulanter Behandlung seiner Augenverletzung in der Uniklinik Erlangen mit dem Taxi heimgefahren wurde - und dann auf der Taxirechnung von 188,80 Euro sitzenblieb, weil die Krankenkasse eine Kostenübernahme ablehnte.
Ein Betrag, der für den damals 17-jährigen Schüler und seine Oma, bei der er lebt, ein Riesenproblem darstellte. Die genannte Summe war etwa die Hälfte ihres Budgets, das für ein Monat reichen musste. Denn die Groß mutter hat nur eine kleine Rente.
Das Sozialgesetzbuch V sieht eine Kostenerstattung nicht vor. Die AOK blieb hart, und das Sozialgericht riet dem jungen Mann, seine aussichtslose Klagezurückzunehmen, was er dann auch tat.
Eine Karte zu Weihnachten
Aber in Kulmbach und im Landkreis gibt es Menschen mit einem großen Herzen. Die Probleme der Großmutter und ihres Enkels, der nach der Mittleren Reife eine Lehre angefangen hat, ließen sie nicht kalt. Eine Frau aus Thurnau kritisierte das Verhalten der AOK und machte einen Hunderter locker. "Sie hat sich nur gewünscht, dass ich ihr Weihnachten eine Karte schreibe", berichtete der junge Mann von der Geldübergabe.Noch großzügiger zeigte sich ein anonymer Spender. Per Post kam in der BR-Redaktion ein Geldbrief an, der keinen Absender trug. "Ich möchte helfen und füge 200 Euro bei", teilte der unbekannte Schreiber mit. "Gewiss fällt dem jungen Mann und seiner Oma dann ein Stein vom Herzen."
Beim VdK Kulmbach meldeten sich weitere Kulmbacher, die helfen wollten. "Mich hat es berührt, dass hier kein Kompromiss möglich war", meinte eine Frau. Sie und die anderen Spender können ihr Geld für einen anderen guten Zweck einsetzen.
"Niemals dran gedacht"
"Das hätte ich überhaupt niemals gedacht", sagte der Enkel zu dem unerwarteten Geldsegen. "Die Sache war für mich abgeschlossen. Ich war total überrascht. Es ist schön, dass es so was gibt. Es freut mich wirklich und ist schon krass, weil es lauter Leute sind, die mich überhaupt nicht kennen." Der junge Mann ist sehr dankbar. Er will mit dem übrigen Geld - bescheiden, wie er ist - seine Oma unterstützen.