Kulmbacher Firma Töpfer setzt auf neue Kunden

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Die Geschäftsführer Rainer (links) und Mark Töpfer wollen den Unternehmensstandort Kulmbach sichern. Die Belegschaft informierten beide am Dienstag über die dafür notwendigen Maßnahmen. Eine davon ist die Entlassung von 60 Mitarbeitern. Foto: Alexander Müller
Die Geschäftsführer Rainer (links) und Mark Töpfer wollen den Unternehmensstandort Kulmbach sichern. Die Belegschaft informierten beide am Dienstag über die dafür notwendigen Maßnahmen. Eine davon ist die Entlassung von 60 Mitarbeitern. Foto: Alexander Müller

Mit einer stärkeren Konzentration auf Lebensmittelverpackungen will das Unternehmen Probleme überwinden. Am Anfang stehen allerdings Entlassungen.

Bereits 2008 musste Töpfer gegensteuern: Mit der Belegschaft wurde ein Beschäftigungspakt geschlossen, der den Mitarbeitern einiges abverlangte - Verzicht auf Prämien und betriebliche Jahresleistung zum Beispiel.
Das würdigte Geschäftsführer Rainer Töpfer am Dienstag in einem Pressegespräch ausdrücklich. Zuvor allerdings hatte er einen Teil seiner Beschäftigten mit der harten Nachricht konfrontieren müssen, dass die Firma auf die roten Zahlen in der Bilanz des vergangenen Jahres nun unter anderem mit der Entlassung von 60 Mitarbeitern reagieren muss. "Das trifft uns im Herzen", sagte er - sei aber leider unvermeidlich, um die fast 100-jährige Geschichte des Unternehmens fortschreiben zu können.

Das Herstellen von Etiketten für Bier und alkoholfreie Getränke - in diesem Bereich gehört Töpfer seit vielen Jahren zu den Marktführern in Deutschland. Ein Markt allerdings, der sich rapide ändert.

Der Handel - und hier vor allem die Discounter - setzen die Getränkeindustrie unter massiven Preisdruck, die mit Firmenzusammenschlüssen darauf reagiert. Die Entscheidungen fallen zentraler, die Auflagen werden immer größer.

Auf der anderen Seite beschreiben die beiden Geschäftsführer Rainer ubd Mark Töpfer den Trend zu Kleinauflagen für Haus- und Kleinbrauereien, die Spezialbiere oder Mischgetränke herstellen. Im Verlauf der vergangenen zehn Jahre wurden zehn Millionen Hektoliter Bier weniger verkauft - allerdings sind 70 neue, kleinere Brauereien entstanden. Ein Ziel von Töpfer ist es daher, sich jetzt auch kleineren Auflagen zu stellen. Unter anderem wird in eine neue Offset-Druckmaschine investiert.

Auch die Preise für Rohstoffe, im wesentlichen Papier, seien um bis zu zwölf Prozent gestiegen. "Das ist für uns ein guter Millionenbetrag", macht Rainer Töpfer die Problematik an einem Beispiel deutlich.

Als der Verlust im vergangenen Jahr absehbar war, habe man ab Herbst über Strategien nachgedacht, wie man das Unternehmen neu aufstellen könne. So soll in Druck, Weiterverarbeitung und Veredelung investiert werden.
Sehr erfolgreich hat sich die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie entwickelt - hier vor allem in der Herstellung von Verpackungen für Tee und Kaffee.

Noch im März wird Töpfer eine Zertifizierung absolvieren, die es danach möglich macht, noch viel intensiver für die Lebensmittelindustrie tätig zu sein: Dann kann man nämlich Verpackungen für Nahrungsmitteldirektkontakt produzieren, also etwa für Süßigkeiten, Brot, Eis, Nudeln oder auch für Zerealien.


Gespräche mit dem Betriebsrat

Ausbauen möchten die Geschäftsführer auch die Zusammenarbeit mit Hochschulen. Denn auf diese Weise kann man noch stärker in die Entwicklung gehen. "FiMO" heißt das Konzept, mit dem man in die Zukunft gehen will - "Fit, modern, offensiv". Mit dabei sein sollen die rund 260 Mitarbeiter, die nach der Entlassung in der Firma bleiben. Als nächstes will die Geschäftsführung nun Gespräche mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft aufnehmen. Ziel ist es, so Rainer Töpfer, die Mitarbeiter bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen zu unterstützen, unter anderem durch das Angebot einer Transfergesellschaft.

Die Mitarbeiter wurden am Dienstag über die Situation und die Pläne informiert. Zuvor hatte es ein Gespräch mit dem Betriebsrat gegeben.

Dessen Vorsitzender Dietrich Vießmann bestätigte im Gespräch mit inFranken.de, dass der Markt, in dem Töpfer unterwegs ist, tatsächlich hart sei. "Wir kämpfen seit 2007 um unsere Arbeitsplätze", erinnerte er an den Beschäftigungspakt, der seinerzeit geschlossen wurde.

Allerdings übte er auch Kritik. Seitdem habe es nämlich Entscheidungen gegeben, die nicht nachvollziehbar gewesen seien, Managementfehler. Seiner Ansicht nach habe man zu lange und zu stark an der Produktion von Etiketten festgehalten.

"Andererseits kamen wichtige und innovative Entscheidungen zu spät." Auch die eine oder andere Personalentscheidung sei nicht immer glücklich gewesen.

Er bestätigte auch, dass Belegschaft, Betriebsrat und die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft am Dienstag informiert und um die Aufnahme von Gesprächen gebeten worden seien. "Das war alles ziemlich neu für uns. Wir müssen die harten Einschnitte erst einmal beurteilen."

Vießmann kündigte an, dass der Betriebsrat gemeinsam mit Ver.di und juristischer Unterstützung alles versuchen werde, um die geplanten Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich zu gestalten, damit das Gros der Arbeitsplätze am Standort Kulmbach erhalten bleibt. "Damit fangen wir jetzt an."