Bei dem umstrittenen Bauprojekt in der Oberen Stadt 18 ist ein Vermittlungsversuch gescheitert. Am Mittwoch wird dem Stadtrat dieselbe Planung noch einmal vorgelegt.
Vor vier Wochen setzte OB Henry Schramm den Tagesordnungspunkt ab. Der Oberbürgermeister sah "keine Mehrheit für den Antrag".
Es ging um ein umstrittenes Bauprojekt, das zum Politikum geworden ist: Beim Gebäude in der Oberen Stadt 18 soll das bestehende Walmdach abgebrochen und - an der Front etwas zurückgesetzt - durch ein modernes Kubusgeschoss ersetzt werden. Auf der würfelförmigen Dachwohnung ist noch eine Terrasse vorgesehen. Das 1876 erbaute Gründerzeithaus ist kein Einzeldenkmal. Allerdings steht die Kulmbacher Altstadt unter Ensembleschutz.
"Passt nicht in die Altstadt"
Nach dem Bericht in der BR ging bei Facebook im Internet eine Diskussion los. Die Mehrheit sprach sich gegen das Projekt aus. Tenor: "Passt nicht in die Altstadt."
In der Stadtratssitzung gingen die Meinungen auseinander. Die SPD-Fraktion, aber auch zahlreiche Vertreter von CSU und WGK - zum Beispiel Frank Wilzok, Jörg Kunstmann und Rainer Ludwig - brachten ihre Ablehnung zum Ausdruck. Siegmund Huhn (WGK) erklärte, dass er von entrüsteten Bürgern angesprochen worden sei: "Ihr macht die schöne Altstadt kaputt."
Der Kompromiss
Heike Vogel (CSU) schlug damals als Kompromiss eine geneigte Dachform - eine Art Mansardendach - vor. "Das geshapte Dach fügt sich besser ein", stellte sie fest.
OB Schramm kündigte an, vermitteln und bis zur Juni-Sitzung des Stadtrats mit der Antragstellerin reden zu wollen. Die Gespräche blieben offenbar ergebnislos. Denn dem Stadtrat wird am Mittwoch dieselbe Planung mit dem eckigen Dach erneut vorgelegt.
Weitere Einzelheiten dazu gab die Stadt Kulmbach auf Anfrage nicht bekannt. "Man kann den Beratungen des Stadtrats nicht vorgreifen", sagte Rathaussprecher Simon Ries.
Zwei Befürworter
Aber die Stadt übermittelte - ungefragt - zwei Stellungnahmen, die die moderne Planung befürworten. Eine vom Landesamt für Denkmalpflege, das, wie berichtet, keine Einwände hat. Die zuständige Gebietsreferentin Kathrin Gentner, die sich sonst nicht öffentlich äußert, bezeichnete die zurückgesetzte Variante "denkmalfachlich und städtebaulich" als einen guten Beitrag "für eine intelligente und architektonische Fortentwicklung der alten Stadt". Eine zweite von Kreisheimatpfleger Uwe Franke. Er schrieb: "Der weitere Erhalt des Gebäudes durch zukünftige Wohn- und Geschäftsnutzung wäre über die Erweiterung um den Dachausbau sichergestellt, was gleichzeitig ein Beitrag zur weiteren Belebung der Innenstadt wäre."
Die Antragstellerin hatte bereits in der Mai-Sitzung angedeutet, dass sie wegen des größeren baulichen Aufwands wenig von dem Kompromiss hält. "Die geshapte Variante ist schwer zu realisieren", sagte Marina Angermann.
Für nachhaltige Architektur
Auch sie äußerte sich jetzt ausführlich gegenüber der BR. Sie sprach sich für eine nachhaltige Architektur aus und sagte: "Es ist die Kunst, etwas Altes mit etwas Neuem zu kombinieren und respektvoll mit dem Bestand umzugehen, um dem historischen Gebäude genügend Freiraum zu lassen. Dies erfolgt mit dem Einrücken des Kubus. Der Neubau nimmt sich gänzlich zurück, um dem historischen Bestand den Vortritt zu lassen." Die geneigte Variante, so Angermann, sei wirtschaftlich und baufachlich nicht vertretbar. Denn es müsste das gesamte Innere des Gebäudes entkernt werden. Außerdem werde diese Variante von der Denkmalbehörde nicht unterstützt, da so der Anschein erweckt werde, dass Alt- und Neubau miteinander verschmelzen.
Ausführliche Stellungnahmen siehe PDF-Dateien links.