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Kulmbach: Stadt will mehr Fahrradfahrer auf Straße holen - Junge Union übt heftige Kritik an Konzept


Autor: Daniel Krüger

Kulmbach, Freitag, 18. November 2022

Die Stadt Kulmbach hat ein Konzept entwickelt, um die Bevölkerung zum Umstieg vom Auto aufs Fahrrad zu bewegen. Doch dieses hat aus Sicht der Jungen Union entscheidende Mängel.
In Kulmbach fühlen sich große Teile der radfahrenden Bevölkerung auf der Straße unwohl. Nun gibt es Debatten über ein neues Konzept der Stadt.


  • Kulmbach: Mehr Bürger sollen mit dem Rad statt mit dem Auto fahren 
  • Neues Radverkehrskonzept vorgestellt: So will die Stadt Radler auf die Straße holen
  • "Leider bis heute nicht umgesetzt": Junge Union übt scharfe Kritik an Verwaltung
  • Forderung an OB Lehmann (SPD): Partei-Verband spricht von "guter Alternative"

Die Stadt Kulmbach will, dass die Bevölkerung in Zukunft häufiger das Auto stehen lässt - stattdessen sollen Bürger und Bürgerinnen mehr mit dem Fahrrad unterwegs sein. Wie genau die Bürger und Bürgerinnen zum Umdenken bewegt werden sollen, hat die Verwaltung jetzt in einer "Radverkehrskonferenz" der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Junge Union Kulmbach hat auf das fast 60 Seiten lange Papier mit heftiger Kritik reagiert. Wichtige Forderungen seien "nicht oder nur sehr ungenau enthalten", erklärt der Ortsvorsitzende Frederik Barth. 

Radfahren in Kulmbach "zu gefährlich" - Befragung zeigt enorme Mängel auf 

Man sei "bestrebt, die Bedingungen für den Radverkehr zu verbessern", heißt es in dem Konzeptpapier der Stadt. Unstrittig sei, "dass die bestehenden Verhältnisse nicht optimal sind", so die Verwaltung. Die Unzufriedenheit vor Ort ist riesig: Kulmbach hatte beim letzten Fahrradklimatest des ADFC unter Hunderten Kommunen deutschlandweit den letzten Platz belegt. Nun soll zur Lösung des Problems "ein zusammenhängendes Radverkehrsnetz" in der Stadt geschaffen und damit zur "Erhöhung der Akzeptanz" sowie zur "Reduzierung des Autoverkehrs" beigetragen werden. 

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Hierbei seien die bisher bestehenden Radstrecken abgefahren und unter anderem auf die Art der Verkehrsprüfung, die Beschilderung und die Qualität getestet worden. Das Ergebnis: Es gebe zwar viele Touristen-Routen, die "landschaftlich reizvoll" geführt würden - für den Alltag existierten aber kaum beschilderte Routen im Stadtgebiet. Außerdem würden Radfahrer und Radfahrerinnen in Kulmbach regelmäßig durch Poller behindert, es gebe zudem viele schlecht einsehbare Gefahrenstellen und lange Wartezeiten an Ampeln. 

Insgesamt seien über 2300 Anmerkungen zum Kulmbacher Radverkehr berücksichtigt worden, so die Stadt. Häufig wurden sich  - neben der genannten Mängel - demnach auch bessere Abstellmöglichkeiten außerhalb des Bahnhofs gewünscht. Rund jeder dritte der Teilnehmenden einer Online-Befragung hält Radfahren in Kulmbach generell für "zu gefährlich", um regelmäßig auf den Drahtesel zu steigen. Für besonders wichtig werde es demnach gehalten, den Autoverkehr vom Radverkehr zu trennen. 

Einbahnstraßen, Radweg-Übergänge, bessere Schilder: Das hat die Stadt Kulmbach vor

Im Ergebnis stellt die Stadt Kulmbach im Konzept in einer langen Tabelle vor, ob und in welchen Straßen im Stadtgebiet Veränderungen notwendig sind, um fahrradfreundlicher zu werden. Auch generelle Maßnahmen werden genannt. So sollen künftig Sackgassen besser ausgeschildert werden, in denen nur Autos nicht weiterfahren können - allgemein werden verschiedenste Beispiele für bessere Beschilderungen aufgezählt.

Weiterhin wolle man den Übergang von Radwegen auf Fahrbahnen so gestalten, "dass ein gefahrloses und konfliktarmes Einordnen möglich ist". In vielen Einbahnstraßen Kulmbachs sollen Radfahrer und Radfahrerinnen außerdem künftig auch die Gegenrichtung nutzen dürfen - in der Innenstadt will die Stadt die holprigen Pflaster-Steine zum Teil durch einen glatten Belag austauschen lassen.

Weniger konkret wird es beim Thema Stellplätze. Hier empfehle sich eine "detaillierte Planung" zu einer Ergänzung der Stellplatzsatzung, um diese bei der Gebäudeplanung zu berücksichtigen, heißt es lediglich. Im letzten Kapitel des Konzepts geht die Stadt auf "Wegweiser" ein. Unterschiedlichste Ziele wie etwa das Rathaus, die Stadthalle und der ZOB sollen eigene Schilder erhalten. 

Junge Union übt Kritik am Kulmbacher Rad-Konzept - und fordert Leihräder-Test

"Leider sind in diesem Konzept die Forderungen, die wir bereits im April 2021 an das Rathaus gestellt haben, nicht oder nur sehr ungenau enthalten", kritisiert Fredrik Barth von der Jungen Union Kulmbach. "Zwar wird das Problem der Radabstellmöglichkeiten angesprochen, allerdings wird als Beispiel für einen verbesserungsbedürftigen Standort nur der Bahnhof genannt", so Barth weiter. Der Partei-Verband habe auch "Plätze am Marktplatz und dem Fritz gefordert", auf eine Forderung nach Fahrradreparatursäulen sei "überhaupt nicht eingegangen" worden, moniert er.

"Leider wurden diese Ideen bis heute weder umgesetzt noch vollständig in das neue Konzept eingearbeitet", so die Kritik. Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) müsse dringend nachrüsten, findet Barth daher. Zudem solle die Stadt ein "Pilotprojekt für Leihfahrrad-Systeme" starten. Diese seien eine "gute Alternative zum eigenen Fahrrad oder Auto" - insbesondere in Zeiten hoher Preise und langer Wartezeiten. Die Junge Union wolle damit auch auf "junge Bürger" sowie "Studenten" abzielen.

Dazu soll es - so die Idee - "feste Fahrradleihstationen an verschiedenen Standorten wie beispielsweise der Stadthalle, dem Bahnhof oder dem Unigelände" geben, an welchen "ausschließlich das Ausleihen und Abstellen der Fahrräder möglich ist", so die Idee. Finanziert werden solle das Ganze "durch den Umsatz der Fahrradleihe oder durch Werbung auf den Rädern", heißt es aus der Jungen Union Kulmbach. Die Stadt Kulmbach selbst ruft dazu auf, weitere Vorschläge oder Anregungen zum Radverkehr an diese Mail-Adresse zu schicken. 

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