Auf Radfahrer lauern in Kulmbach viele Fallen. Wir haben einen Teil davon dokumentiert - als Stoffsammlung vor der Bürgerwerkstatt.
Der erste Schweißausbruch des Tages kommt zuverlässig jeden Morgen auf der Kreuzung in der Mittelau: Drei Fahrspuren stadtauswärts an der Ampel, eine stadteinwärts. Ein Bus, ein Lastwagen, ein Pkw, der - aus der Albert-Ruckdeschel-Straße kommend - die Kurve schneidet. Und mittendrin ich mit meinem Fahrrad, eingezwängt, ignoriert, oft übersehen. Als ich wenige Minuten später mein Rad vor dem Redaktionsgebäude abstelle, schnaufe ich Tief durch. Es ist zum Glück auch heute wieder gut gegangen!
Zur gleichen Zeit ist eine Freundin vom östlichen Stadtrand Kulmbachs aus unterwegs zu ihrem Arbeitsplatz in der Nähe des Hallenbades.Vom Grünzug kommend fährt sie durchs Gasfabrikgässchen und aufs Gelände des Einkaufszentrums "fritz". Dort endet der Radweg abrupt. Ihr bleibt die Wahl zwischen Gehweg und ZOB. Beides ist nicht erlaubt. Also schieben. Beim Polizeidienstgebäude gibt es wieder einen Radweg. Nach der Kreuzung beim Hotel Ertl endet auch der - und meine Freundin hat hier den ersten Schweißausbruch des Tages: Sie kann darauf wetten, dass auch heute wieder ausgerechnet dort, wo der Radweg aufhört, wo sich die Straße verengt und der Gegenverkehr zum Rechtsabbiegen ausschert, ein Auto parkt, dessen Fahrer sich an der Imbissbude mit einer Brotzeit versorgt.
Wer regelmäßig mit dem Fahrrad in Kulmbach unterwegs ist, wird es bestätigen: Die Stadt ist kein guter Platz für Radler. Das hat auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) festgestellt, der vor einigen Monaten der Stadt in seinem Fahrradklima-Test miserable Noten gegeben hat. Nicht zum ersten Mal übrigens.
Nun aber hat man bei der Stadt Kulmbach reagiert. Am 10. Juli wird es eine "Bürgerwerkstatt" zum Thema geben, bei der jedermann seine Probleme, Anliegen und Wünsche vortragen kann.
Was immer auch das Ergebnis dieser Aktion sein wird - eines steht jetzt schon fest. Die ideale Fahrradstadt wird Kulmbach nicht werden. Dafür sind die Berge im Stadtgebiet zu hoch und zu steil und die Gassen der Altstadt zu eng.
Verbessern aber ließe sich manches. Und zwar nicht nur, was den Bau von Radwegen oder Radspuren, von Fahrradparkplätzen und ordentlichen Hinweisschildern angeht. Verbessern ließe sich auch die Haltung anderer Verkehrsteilnehmer, vor allem von Autofahrern, die die Radfahrer zu oft ignorieren, ihre Geschwindigkeit unterschätzen oder kein Verständnis zeigen für deren Bedürfnisse.
Wir haben in den letzten Wochen einmal zusammengetragen, woran es hakt beim Radeln in Kulmbach. Die Liste ist lang; mancher Wunsch wird einer bleiben. Aber wir sehen unsere Aktion als eine Art Stoffsammlung für die angekündigte Bürgerwerkstatt.
Es ist halt so, dass man sich auch als Radfahrer auf gewisse schlecht veränderbare örtliche Gegebenheiten einstellen muss. Und das geht auch. Viele scheinen heutzutage zu erwarten, das für sie alles getan werden muss um möglichst gehirnanspruchsarm und superbequem voranzukommen. Ein gutes Auskommen - mit gegenseitiger Akzeptanz und Rücksichtnahme - zwischen Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern muss sich allerdings noch viel weiter entwickeln. Dazu kann auch die BR beitragen wenn sie ihre Titelzeilen nicht immer so Kulmbach-negativ aufmachen würde.
……….. und da gibt es noch diese Radler die im Renn - Outfit die Fahrradwege ignorieren und zu zweit nebeneinander auf der Fahrbahn unterwegs sind.
Frustbericht bei sengender Hitze verfasst.
Die Berge in der Stadt und damit verbundener Kraftaufwand ist doch im sportlichen Sinne des Radler.
Es gibt einfach bauliche Voraussetzungen, die es problematisch machen, ein durchgehendes Radwegnetz zu ermöglichen.
Wenn ich in der Pestalozzistraße die Türe aufreiße, schau ich 5 -Fach in den Spiegel ob nicht ein so ein geschossener Radler geprescht kommt! Diese Spezies ist ohne Licht bei eingetretener Dunkelheit auf nicht verkehrssicheren Rädern unterwegs. Von denen spricht hier wieder niemand!