Eine Fassmacher-Skulptur auf dem Kulmbacher Marktplatz erinnert an ein altes Handwerk und seine Bedeutung für die Stadt.
Ein für Kulmbach wichtiger Handwerksberuf erhielt 2007 auf dem Marktplatz neben dem ehemaligen Vereinshaus ein wohlverdientes Denkmal. Verschiedene Namen gibt es für den Beruf: Küfer, Schäffler, Böttcher, Fassbinder oder Rumtreiber. In Franken ist es der Büttner. Während Schwarzbüttner Bier- und Weinfässer aus dunklem Holz wie Eiche, Esche oder Kastanie herstellten, fertigten die Weißbüttner hauptsächlich Wannen, Zuber und Butten aus weißem Holz wie Fichte und Tanne.
Die Bronzefigur eines Büttners, der einen Fassreifen um ein soeben fertiggestelltes Fass treibt, soll an ein Handwerk erinnern, das einst weitverbreitet war, mittlerweile aber bei uns ausgestorben ist.
Für Brauereien unverzichtbar
Obwohl es schriftliche Nachweise erst seit 1620 gibt, darf man davon ausgehen, dass bereits 400 Jahre vorher Büttner hier tätig waren. Noch um 1900 waren die Büttner wichtiger Bestandteil der heimischen Wirtschaft und bis in die 1950er Jahre unverzichtbare Zulieferer der Brauereien. In den 1970er Jahren schloss jedoch die letzte Büttnerei. Der technische Fortschritt mit Fässern und Tanks aus Metall machten die Holzprodukte überflüssig.
Das Brauchtum pflegt der 1891 gegründete Büttnerfachverein Kulmbach. Mitglieder durften ursprünglich nur Büttner sein, die in der Zunft aufgenommen worden waren. Bei besonderen Anlässen, etwa dem Bierwochenauftakt, führt der Verein zu den Klängen des Bayerischen Defiliermarsches einen Reifentanz auf. Die älteste Aufzeichnung über den Tanz in Kulmbach stammt aus dem Jahr 1765. Doch es gab ihn schon weit früher.
Aufmunterung nach der Pest
1517 wütete die Pest auf grauenhafte Weise. Die Stadttore waren damals allesamt geschlossen und stark bewacht. Niemand durfte ohne Vorweisen der Gesundheitspässe und genaueste Untersuchung in die Stadt herein. Angekommene Briefe an Kaufleute wurden geräuchert und das Geld mit Essig gewaschen; die Straßen, in denen sich Pestkranke befanden, mit Brettern verrammelt. Auf den Straßen verbrannte man Wacholdersträuche.
Trotz dieser umfangreichen Maßregeln aber starben Tausende. Überall herrschte furchtbare Todesangst, alle Häuser und Läden waren geschlossen. Selbst nach Verschwinden der Pest wagte sich lange Zeit niemand auf die Straße. Ein wackerer Büttner fasste den Plan, nicht zu jammern, sondern durch ein lustiges Schauspiel die Menschen aufzuheitern. Die Büttner zogen auf den Marktplatz, wo sie mit belaubten Reifen einen Tanz aufführten. Alles eilte an die schon lange nicht geöffneten Fenster - und siehe da: viele kamen aus ihren Häusern und lachten. Alles kehrte mit erstarktem Mut zur Ordnung und zur Arbeit zurück.
Mehrere Entwürfe
Die Idee zu einem Denkmal entstand 2000. Es gab auch Überlegungen, eine Straße oder einen Platz nach den Büttnern zu benennen. Schließlich gab es bereits eine Buchbinder-, Weber- oder Fischergasse. Diskutiert wurde auch der Vorschlag von Heinrich Schauer, einen Büttnerbrunnen auf dem Marktplatz zu errichten, stattdessen wurde aber der Luitpoldbrunnen wieder aufgestellt.