Kulmbach: Bäcker warnt vor Folgen von Agrar-Streichungen - "völliger Unsinn"
Autor: Manuel Dietz
Kulmbach, Mittwoch, 17. Januar 2024
Der Obermeister der Kulmbacher Bäckerinnung warnt vor den Folgen der von der Bundesregierung angekündigten Subventionsstreichungen für Landwirte. Die geplanten Maßnahmen sind ihm zufolge "ein völliger Unsinn".
Überall in Deutschland protestieren Landwirte aktuell gegen die geplanten Subventionskürzungen der Bundesregierung. Erst kürzlich kündigte der Bauernverband auch die nächsten Protestaktionen in Franken an. Im Nürnberger Land fand ein Mahnfeuer vor den bundesweiten Bauernprotesten statt - ebenso im unterfränkischen Volkach.
Der Obermeister der Kulmbacher Bäckerinnung Ralf Groß warnt jetzt eindringlich vor den Folgen der geplanten Maßnahmen der Bundesregierung. Die gefährden ihm zufolge nämlich vor allem die Existenz kleiner Handwerksbetriebe, die auf regionale Produkte setzen. Aber auch in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit seien die Maßnahmen der Bundesregierung "völlig kontraproduktiv".
Kulmbacher Bäcker warnt vor Folgen der Subventionsstreichungen - "müssen Mehrkosten an Verbraucher weitergeben"
"Die Streichung der Subventionen für Landwirte ist vor allem deshalb problematisch, weil dadurch eine massive zusätzliche finanzielle Belastung für die Betriebe entsteht", erklärt Ralf Groß im Gespräch mit inFranken.de. Das liege demnach an drei wesentlichen Faktoren. "Die Subventionen fallen weg und die CO₂-Steuer steigt", so Groß.
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"Ich habe vor ein paar Tagen mit einem befreundeten Landwirt aus der Region gesprochen, der rechnet für seinen Betrieb mit 6000 Euro Mehrkosten im Jahr, die allein durch die Streichung der Subventionen entstehen", berichtet Groß. Diese Mehrkosten müsse er irgendwie umlegen, was dann vor allem kleine Bäckereien treffe, die darauf schauen, dass sie möglichst regional einkaufen. "Wenn für kleine regionale Handwerksbäckereien das Mehl im Einkauf teurer wird, dann müssen sie die entstehenden Mehrkosten wiederum an den Verbraucher weitergeben", so der Experte.
Für den Kunden werde das ihm zufolge dann zwar nur einen Preisanstieg von 1 bis 2 Cent pro Semmel ausmachen, trotzdem habe er Angst, dass viele Kunden sich es dann nicht mehr leisten können, regional und nachhaltig einzukaufen. "Das hört sich vielleicht erstmal nicht viel an, aber die Leute sind aktuell sowieso bereits vorsichtig wegen der Inflation und reagieren extrem sensibel, wenn etwas teurer wird", erklärt er. Deshalb bestehe die Gefahr, dass Kunden verloren gehen und in der Folge noch mehr Betriebe schließen müssen.
"Völlig kontraproduktiv" für Klimaschutz und Nachhaltigkeit: Bäckermeister fordert Steuer-Alternative
Aber auch in Hinblick auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit seien die geplanten Subventionsstreichungen der Bundesregierung Groß zufolge "völlig kontraproduktiv und ein völliger Unsinn". Denn regional und damit auch möglichst klimaneutral einzukaufen, werde durch die zusätzliche finanzielle Belastung der Landwirte unweigerlich teurer werden. Dadurch drifte auch der Preisunterschied zwischen regional und somit möglichst klimaneutral hergestellten Produkten und industriellen Erzeugnissen noch weiter auseinander, zumal das Mehl aus dem Ausland bereits heute um ein Vielfaches günstiger sei.
"Ich bin auch Mitglied im Förderverein für regionale und nachhaltige Lebensmittelerzeugung, wo wir deshalb schon seit Längerem eine Steuer auf weit gereiste Lebensmittel fordern", erklärt Groß. "Durch die Einführung einer solchen Steuer könnte man das Loch im Haushalt, das durch die Subventionsstreichungen ausgeglichen werden soll, viel nachhaltiger und sinnvoller stopfen", so der Bäckermeister. Für ihn stehe jedenfalls fest, dass irgendetwas passieren muss. "Wir müssen auf die Straße, wir können nicht mehr länger die Füße stillhalten, weil die Politik die kleinen Betriebe komplett vergisst", so Groß.