Eine Woche lang hat sich die große Hofstube der Plassenburg in ein Künstleratelier verwandelt. Jetzt präsentieren die 17 Künstler ihre Werke im Badhaus.
Staunend, fast ein bisschen andächtig steht Oberbürgermeister Henry Schramm bei der Vernissage vor einem zweiteiligen Bild im Badhaus. Das Werk stammt von Klaus Klein aus Rümmelsheim. Das zweiteilige Kunstwerk zeigt - vor einem sehr dunklen Hintergrund - Balletttänzerinnen in schwarzen Bodys. Auf einem Bild drängen sich die Tänzerinnen, strecken ihre Hände aus. Auf der anderen Seite verrenkt sich eine einzelne stolze Tänzerin kapriziös. Sie reicht der Gruppe den Handrücken, möchte sich hofieren lassen.
Sinnbild für Flüchtlingswelle
"Aber mir geht es gar nicht darum, Ballett darzustellen, sondern ich möchte die Flüchtlingswelle thematisieren, aber auf andere Art und Weise", erklärt Klaus Klein.
"Ich habe die Attribute Koffer und Zäune bewusst weggelassen", sagt der Künstler.
"Wenn man weiß, was der Künstler ausdrücken möchte, sieht man das Bild plötzlich mit ganz anderen Augen. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte", staunte der Kulmbacher Oberbürgermeister. Tatsächlich ist auf dem einen Bild, auf dem sich viele Tänzerinnen drängen, die syrische Flagge zu sehen - auf dem anderen Bild ist der europäische Sternenkreis abgebildet. "Wir in Europa tun stolz und geben uns kapriziös", erklärt Klein selbst sein Werk.
Mal abstrakt, mal aktuell
Insgesamt 17 Künstler, die in der vergangenen Woche in der großen Hofstube der Plassenburg gearbeitet haben, präsentieren derzeit im Badhaus ihre Arbeiten. Nicht alle sind gesellschaftskritisch oder aktuell, manche sind abstrakt, tragen keine Namen.
Doch alle Werke geben eine Menge von der Persönlichkeit der Künstler preis.
"Das dem Künstler am nächsten liegende Motiv sind die Natur und die menschliche Gestalt. Auch Ereignisse, die die Seele aufwühlen, sind Inspiration und Zündung. Und dann sind da noch die Künstler, die unangefochten von den Dingen der Welt, aus leuchtenden Ideen, aus anderen Dimensionen, Bildwerke formen. Sie alle geben dem Werk die Form, die Farben, die Aussage, doch die geheimnisvolle Energie, die von ihm ausströmt, ist Teil des Kunstwerkes", sagte Angelika Kandler-Seegy, Ehrenpräsidentin des Bundes Fränkischer Künstler bei der Vernissage im Badhaus. Nicht nur Malereien sind noch bis zum 12. Juni im Badhaus zu sehen, sondern auch Collagen und Keramiken. Ursula Bock aus Eckental präsentiert beispielsweise abstrakte Werke mit Struktur.
"Die Struktur erziele ich durch Seidenpapier", verrät die Künstlerin.
Lindy Fick-Meyer aus Fürth, eigentlich Fotografin und Inhaberin eines Werbestudios, überraschte mit Schwarz-Weiß-Malereien. Nur wenige Farbakzente verwandte sie in ihren Bildern. "Ich war jetzt schon fünf Mal beim Künstlersymposium dabei und ich experimentiere einfach gerne." Deshalb hat sie bei ihren Kreationen in diesem Jahr auch Steinmehl und Marmormehl, Latexfarben und Asche verwandt.
Schmunzeln über Bauernbild
Doch sehenswert waren auch all die anderen Arbeiten. Martina Karsch begeisterte die Kunstinteressierten mit Meer-Impressionen, Angelika Kandler-Seegy selbst hat die Abstraktheit entdeckt und Helga Hopfe sorgte bei vielen Vernissagebesuchern mit ihrem Kunstwerk "Bauer sucht Frau" für ein Schmunzeln.
Unter den Werken sind auch Keramiken von Anita Magdalena Franz aus Offenhausen oder Skulpturen von
Katja Schafarik. Ihr Werk "Der stumme Schrei" beispielsweise regt zum Nachdenken an und bekommt vor dem Hintergrund, dass Katja Schafarik auch mit Patienten der Bezirksklinik Rehau arbeitet, ein besonderes Eigenleben. Bei der Vernissage platzte das Badhaus aus allen Nähten. Henry Schramm kündigte an, dass mit dem Ausbau der alten Spinnerei in Zukunft auch ein großer Ausstellungsraum für solche Zwecke zur Verfügung stehen werde. "Kunst gibt nicht nur das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar", zeigte sich Schramm beeindruckt.
Schöpfungswillen gelobt
Auch der Vorsitzende des Bundes Fränkischer Künstler, Horst-Herrmann Hofmann, freute sich über die Schaffenskraft und den Schöpfungswillen, die die 17 Aussteller an den Tag gelegt haben.
Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von Luise Heckel und Fiona Friedrich.
Die Ausstellung ist im Badhaus noch bis zum 12.
Juni zu sehen.
Folgende Künstler sind vertreten: Ursula Bock (Eckental), Margot Brüning (Nürnberg), Lindy alias Gerlinde Fick-Meyer (Fürth), Anita Magdalena Franz (Offenhausen), Helga Hopfe (Mainleus), Angelika Kandler-Seegy (Nürnberg), Martina Karsch (Heinersreuth-Altenplos), Klaus Klein (Rümmelsheim), Heike Knoll (Nürnberg), Marion Kotyba (
Kulmbach), Rose Meerwein (Berlin), Johanna Pohl (Bischberg), Anneliese Raab (Nürnberg), Dietrich Reusch (Hirschaid), Katja Schafarik (Rehau), Annik Servant (Bayreuth), Gudrun Treiber (Bad Rodach).