Die Marktschreier haben den Festplatz am Schwedensteg fest im Griff. Bis Sonntag preisen Käse-Maxx, Keks-Sascha, Nudel-Ralli und Wurst-Jan ihre Waren an.
"Wenn ich in Ihre Augen schaue, dann schwinden mir die Sinne. Da packe ich doch gleich noch einen Käse obendrauf", flirtet Käse-Maxx von seinem fahrbaren Truck herunter. Dann greift er zu einer Packung Camembert und schiebt sie in die schon prall gefüllte Käsetüte.
Kundin Gerlinde Jüttner muss unvermittelt schmunzeln. Natürlich weiß sie, dass der smarte Käse-Verkäufer für sie viel zu jung ist. Doch smart ist er schon, der Maxx. Und dass er mit allen weiblichen Kundinnen flirtet, stört niemanden. Denn die Komplimente und das Süßholzgeraspel sind Verkaufsstrategie. Eine Masche, die wirkt. "Ich esse gerne Käse. Deshalb nehme ich gerne ein Tüte", lacht die Kundin glücklich.
Der Jüngste ist erst 19
Maxxs Masche kommt bei den Damen richtig gut an. Er ist gerade mal 19 Jahre alt und damit der jüngste Marktschreier, der derzeit in Deutschland und Österreich unterwegs ist. Und auf diese Eigenheit setzt Maxx: "Bei mir bekommen die Leute die Komplimente gratis dazu. Die Marken kennen sie ja aus den Supermärkten, aber der Preis ist unschlagbar."
Eine ganz andere Verkaufsstrategie dagegen hat der Dino unter dem Marktschreiern: Nudel-Ralli. Seit 23 Jahren verkauft Ralli Nudeln. Mit oder ohne Körbe. "Wer sagt denn, dass ein Verkäufer immer nett sein muss?", steht auf seiner Schürze. "Man darf auch ruhig mal schimpfen. Die Leute wissen schon, wie es gemeint ist", sagt Ralli. Für
Kulmbach hat er sich vorgenommen, mindestens zwei bis drei Tonnen Nudeln unters Volk zu bringen.
Insgeheim ist er froh, dass er sich auf Nudeln spezialisiert hat, denn die lassen sich bei jedem Wetter an den Mann und an die Frau bringen.
Wurst imFamilienpack
"Ich war schon auf Märkten, da habe ich im Regen mehr verkauft als bei schönem Wetter", sagt Ralli, der früher Wochenmärkte besuchte "Ich habe damals eine halbe Stunde einen Marktschreier gehört und wusste, dass ich das machen muss." Die nächste Kundin möchte ein Gourmetkörbchen - mit geflochtenem Korb, Nudelsoßen und Balsamico-Essig. Na, dann.
Ebenfalls schon mehr als 20 Jahre ist Wurst-Jan unterwegs. Er kommt aus Magdeburg. "Bei mir kaufen vorwiegend Familien ein", verrät er. Und das hat auch seinen guten Grund: Denn er packt drei Kilo Wurst in die Tüte. "Die Sachen halten sich zwar zwei Monate, aber die kriegt man nur weg, wenn eine ganze Familie isst", sagt der Vierzigjährige.
Durchsichtiges Design
Eines der schwierigsten Geschäfte hat sich Keks-Sascha ausgesucht. Der 36-Jährige kommt aus Ansbach. Seit letztem Jahr ist er als Marktschreier unterwegs. "Ich hoffe, dass es am Wochenende nicht zu warm wird. Denn wenn es heiß ist, kaufen die Leute keine Süßigkeiten, weil alle Angst haben, die Schokolade schmilzt", kennt er seine Kunden.
Schon stehen wieder einige an seinem Stand. "Ich habe hier eine Prada-Tasche im durchsichtigen Design", entlockt er den Damen ein Lächeln. Keks-Sascha hält eine normale Plastiktüte hoch. "Die gibt es gratis dazu", unkt er.
Sascha packt Waffeln und Kaubonbons, Kekse in allen Varianten und Formen in die Tüte. "Und was Gesundes habe ich auch noch", lacht er und legt eine Packung Müsliriegel obendrauf. Tanja Partheimüller muss nicht lange überzeugt werden. Gerne greift sie zu. "Die Süßigkeiten werden unter den Kindern aufgeteilt. Nudeln habe ich auch schon gekauft", lacht sie.
Noch bis Sonntag
"Das ist immer lustig, wenn die Marktschreier kommen. Ich komme am Sonntag noch einmal", verspricht sie und genießt die Show, die Sprüche, die Komplimente und die kleinen Unverschämtheiten.