Den Kleinkunstbrettla-Preis 2019 sichert sich "Helmuth Steierwald", der eigentlich Emir Puyan Taghikhani heißt.
Der Gewinner des diesjährigen Kulmbacher Kleinkunstbrettla-Preises ist, allgemeinverständlich gesagt, Facharzt für Fleischwurst: "Helmuth Steierwald", Doktor der Lebensmittelchemie und iranisch-türkischer Nürnberger, der aber akzentfrei deutsch spricht, woran wahrscheinlich seine Geburt in der Noris die größte Schuld hat.
Schwere Frage nach der Zeit
Mit seinem Wortwitz zog er die meisten Stimmen des Publikums im KKB an sich. Denn gerade mit intellektuellen Klugsch...ereien, respektive Wortspielereien, die die Welt erklären, sind wir doch besonders zu erreichen.
Und damit geht Emir Puyan Taghikhani, der sich der Einfachheit halber Helmuth Steierwald nennt, brillant um; beherrscht die Verschleierung von banalen Dingen in fachsprachlichem Kauderwelsch genauso wie eine formvollendet in fünffach verschachteltem Satz formulierte Frage nach der Uhrzeit. Nach überzeugender Vorführung seiner Eloquenz startete Steierwald alsdann damit, lebensmittelchemische Erkenntnisse unters Volk zu bringen: Dass Ohrenschmalz bitter schmeckt.
Oder dass Lachsschinken keinesfalls vom Fisch stammt, sondern dass es sich hierbei um den musculus longus dorsalis handelt. Dass auch dieser ob des vermeintlich fischigen Ursprungs seinen islamischen Kumpels schmeckt, bemerkte er am Rande. Genauso einige Erfahrungen als multi-ethnischer Spross in der Frankenmetropole. Erstaunt sei so mancher, dass er Lebensmittelchemiker geworden ist und nicht Teppichhändler, berichtete er.
Platz zwei ging an Falk (Plücker): Deutlich hörbar nicht aus Bayern, geschweige denn Franken, ist der Wuppertaler und Jetzt-Berliner. Er wäre eigentlich ein Liedermacher - wenn er von schönen Dingen singen oder wenigstens nur zaghaft Allzumenschliches anpreisen würde. Tut er aber nicht.
Seine Lieder klingen einfühlsam und gehen ins Ohr. Aber seine Texte dazu tun weh - nicht jedem, aber manchem: "Ich habe heute Batterien in den Kompost geworfen, das war schön", solche Zeilen sind gegen den Zeitgeist. Dass er deswegen Hausverbot im Biomarkt hat, mag nicht verwundern.
Überhaupt: "Menschen brauchen Menschen, die sie tief und innig hassen". So einer will er sein, sagt er von sich, was wohl intelektuell-satirisch gemeint sein muss, denn ansonsten gibt er den jungen Mann, den viele Mütter gern als Schwiegersohn hätten - erst recht, weil er dazu auch noch exzellent Gitarre spielt und ebenso dazu singt.