Klassiker auf der Naturbühne: witzig, aber nicht ganz jugendfrei

2 Min
Die Frauen machen die Männer immer wieder an, um sie dann, kurz bevor es zum Äußersten kommt, einfach fallen zu lassen. Foto: Dieter Hübner
Die Frauen machen die Männer immer wieder an, um sie dann, kurz bevor es zum Äußersten kommt, einfach fallen zu lassen.  Foto: Dieter Hübner

Die Fantasy-Komödie "Lysistrata" feiert am Freitag um 20.30 Uhr Premiere auf der Naturbühne Trebgast. Das Stück ist ein Plädoyer gegen den Krieg- witzig, aber nicht ganz jugendfrei.

Eine Burg in der romantischen Umgebung des Wehlitzer Berges als Kulisse. Frauen in freizügigen Kostümen, bunt wie die Regenbogenfarben der Friedensfahne als Kontrast zum Grün der Natur. Ein Schwertkampf in Anlehnung an "Game of Thrones". Slapstick-Szenen, in denen die Männer versuchen, die Burg zu erobern, die die Frauen mit Nudelholz, Pfannen und Teppichklopfer verteidigen. Schon sind wir mitten drin im Peloponnesischen Krieg zwischen Athen und Sparta.

Die Frauen der sich bekämpfenden Parteien haben den Krieg und die damit verbundenen Leiden satt. Sie besetzen unter Führung der Titelheldin Lysistrata, (zu deutsch: die Heeresauflöserin) die Akropolis und wollen sich ihren Männern fortan sexuell so lange verweigern, bis endlich Frieden ist. Diese Taktik geht nicht immer auf, weil die Frauen selbst unter dem Sexentzug leiden. Die Streik-Front hält nicht immer so fest, wie Lysistrata es gerne sehen würde.
Einige besonders liebestolle Damen wollen immer wieder ihrem Schwur entfliehen und die Burg in Richtung Männer verlassen, die andererseits versuchen, dieselbe zu stürmen.


Absurde Szenen

Das schamlose Treiben und lüsterne Wesen der Frauen führt auf humorvolle Weise zu absurden, teils sexistischen und lasziven Szenen, in denen viel nackte Haut gezeigt wird. Nebenbei erwähnt: Im Januar 1961 wurde die Ausstrahlung einer Bearbeitung dieser Komödie durch Fritz Kortner vom Baye rischen Rundfunk boykottiert. Er klinkte sich aus einer Gemeinschaftsproduktion der ARD mit der Begründung aus, das Stück verletze das sittliche Empfinden der Bevölkerung. Aristophanes hätte darüber gelacht. Sei es, wie es ist: Der Zweck heiligt die Mittel. Der Liebesentzug führt nach einigen Verwicklungen tatsächlich zum Erfolg.

Regisseur Rainer Streng ist davon überzeugt, dass das Thema trotz seiner Entstehung des Stückes vor über 2400 Jahren zeitlos und nach wie vor topaktuell ist. "Es ist eine astreine Komödie, kein langweiliges Sprechstück, sondern etwas Unterhaltsames", betont Streng. "Es könnte genauso im Mittelalter oder in der Neuzeit spielen, in heutiger Kleidung mit Anzug und Krawatte."

Er will die Grundaussage dieses vom griechischen Dichter Aristophanes verfassten Stückes, den Geschlechterkampf, bewusst herausstellen, und damit die Fantasie anregen. Der Reiz dieser Inszenierung liegt vielleicht darin, dass die Erwartungshaltung, die ein heutiges Publikum an einen Klassiker hat, von Aristophanes völlig durchkreuzt wird.


"Make love, nor war"


"Macht Liebe(r), keinen Krieg" - diese Doppeldeutigkeit nach dem Motto der 1970er-Jahre "Make love, not war" will der Regisseur ohne große Verfremdung oder Anzüglichkeit, sondern über den Wortwitz, deutlich machen. In einer spärlichen Kulisse unter Einbeziehung des gesamten Bühnenareals, mit Festen, mittelalterlichen Tänzen, teilweise freizügigen, aber nicht anstößigen Frauen, und einer Prise "Sex and Crime". Damit will Rainer Streng den Leuten die Angst vor dem Begriff "Klassiker" nehmen, der oft mit dem Attribut "alt" verbunden wird. "Die Leute sollen hinterher sagen: Das ist eine einfache, klare, lustige Geschichte. Die verstehe ich."

Die Besucher erwartet mit dem Stück "Lysistrata" eine fantasiereiche, klassische Komödie mit durchaus antiken Wurzeln, die auch, aber nicht hauptsächlich, in den Kostümen zum Ausdruck kommen. Zwar ein altes Stück, das aber bis heute Gültigkeit hat. Fazit: Ein Spaß für alle, die nicht nur über das andere Geschlecht, sondern auch über sich selbst lachen können.