Kein Verständnis für Unterschriften gegen Radwege-Trassen

3 Min
Der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz, Wolfgang Schenker (rechts), und Johannes Faßold vom Verkehrsclub Deutschland wünschen sich den Radwege-Lückenschluss zwischen Trebgast und Schlömen. Foto: Dieter Hübner
Der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz, Wolfgang Schenker (rechts), und Johannes Faßold vom Verkehrsclub Deutschland wünschen sich den Radwege-Lückenschluss zwischen Trebgast und Schlömen. Foto: Dieter Hübner

Der Bund Naturschutz und der Verkehrsclub Deutschland haben wenig Verständnis für die Unterschriften gegen eventuelle Radwege-Trassen durch das Weißmaintal. Dass auch der Trebgaster CSU-Bürgermeisterkandidat unterzeichnet hat, nennt BN-Kreisvorsitzender Wolfgang Schenker "seltsam".

Auf wenig Verständnis stieß beim Bund Naturschutz und dem Verkehrsclub Deutschland die Unterschriftenliste gegen eventuelle Radwege-Trassen durch das Weißmaintal, die kürzlich von den Jagdgenossenschaften Trebgast und Feuln/Waizendorf an Bürgermeister Werner Diersch übergeben worden sind. Die Jagdgenossen reagierten damit zum einen auf den von der Gemeinde Trebgast geplanten Rad- und Wirtschaftsweg zwischen Trebgast und Schlömen sowie eine vom Bund Naturschutz und dem Verkehrsclub Deutschland vorgeschlagene, mögliche Trasse von Trebgast nach Kauerndorf als Alternative zum Main-Radweg entlang der B 303.

Für Wolfgang Schenker, dem Vorsitzenden der Kreisgruppe Kulmbach im Bund Naturschutz, ist es zunächst nicht nachvollziehbar, warum 133 Leute unterschrieben haben.
"Auf der Liste waren ja nicht einmal die Argumente aufgeführt, die gegen eventuelle Trassenführungen bestehen." Seltsam sei für ihn dabei, dass der CSU-Ortsverband zwar den Ausbau der Radwege in seinem Programm zur Kommunalwahl gefordert, aber sogar der CSU-Bürgermeisterkandidat unterschrieben habe. Schenker: "So viel zum Thema: Ein klarer Kurs für Trebgast."

Der Lückenschluss von Trebgast nach Schlömen wäre nach Schenkers Ansicht wichtig. "Es gibt ja einige überregionale Radwege, beispielsweise den Main-Radweg, der aber gerade in unserem Gebiet nicht am Main, sondern weiter östlich an der B 303 entlang führt. Das sind genau die Trassen, die man eben nicht haben will. Man muss unterscheiden zwischen dem Tourismus- und dem normalen Verkehr, wenn ich mit dem Rad als Autoersatz mal schnell wo hin will. Wenn ich Radwandern will, brauche ich Wege, die attraktiv und schön sind, wo ich etwas sehe und erlebe. Da wäre es grandios, wenn wir den hier bei uns direkt an den Main legen könnten."

"Es fehlt nur dieser Weg"

Johannes Faßold vom Verkehrsclub Deutschland ergänzt: "Man braucht sich nur die fertigen Trassen anschauen: Von der Fränkischen Schweiz bis Bayreuth, über Wirsberg in den Frankenwald, vom Fichtelgebirge in die Tschechei: Wir liegen überall im Schnittpunkt. Es fehlt nur dieser Weg von 900 Metern, von dem 500 Meter eigentlich bereits vorhanden sind."

Der Wunsch, dieses Stück auszubauen, sei ja schon vor über 15 Jahren dagewesen, erinnert sich Schenker. Als er damals im Gemeinderat saß, seien alle dafür gewesen. Die Realisierung sei aber an der Finanzierung gescheitert. Deswegen komme für ihn die aktuelle Situation schon überraschend. "Wir brauchen ja keinen verkappten Wirtschaftsweg von 3,50 Metern Breite, auf dem man auch Fahrrad fahren kann." Als vor einigen Jahren der aufwendige Ausbau der Staatsstraße nach Himmelkron mit einer Brücke bei Schlömen über die Bahnlinie im Gespräch gewesen sei, habe es geheißen: Wenn ihr da zustimmt, bekommt ihr auch den Radweg. Aber die Einsprüche dagegen seien von allen Seiten zu massiv gewesen.

Der BN-Kreisvorsitzende versteht die Aufregung nicht. Auch der Weg durch das Weißmaintal nach Kulmbach sei seit Jahren im Gespräch, bisher aber immer an den topografischen Verhältnissen in diesem wunderschönen Tal gescheitert. "Es gibt ja noch keinen Plan. Unser Ziel war es, den Kommunalpolitikern Routenvorschläge zu unterbreiten mit einem möglichst geringen Eingriff in das Flusstal und zugleich möglichst geringer finanzieller Belastung. Keiner von uns will einen neu zu bauenden Weg mit den ganzen dazu notwendigen Eingriffen."
Dieses Ziel werde auch von der ILE verfolgt. "Unser Vorschlag wird ja sowieso immer nur eine, allerdings landschaftlich hervorragende Variante zur asphaltierten Hauptroute an der B 303 und der Schorgast entlang sein. Deswegen muss er nicht absolut hochwassersicher und 3,50 Meter breit werden. Er ist eher als Alternative gedacht", erklären Schenker und Faßold übereinstimmend. Außerdem seien es bisher nur Trassenvorschläge. Sollte es zu einer Planung kommen, werde die Variante von allen Trägern öffentlicher Belange geprüft, auch vom Naturschutz und den Jägern. Dann werde entschieden, ob das Interesse Einzelner über das Allgemeinwohl zu stellen ist. Die Förderung eines sanften Tourismus müsste eigentlich ein ureigenstes Anliegen der Trebgaster sein. Insofern findet Schenker die Aktion völlig übertrieben.

Entenjagd kontra Tourismus?

Die Argumente sind für beide irrelevant. Der Radweg führe ja nicht direkt am Ufer entlang. Das einzige Stück, wo er etwas näher an den Main heranreiche, sei ein kleiner Bereich zwischen der früheren Trebgaster Mühle und Feuln. "Wenn die Entenjagd wichtiger ist als die Entwicklung eines sanften Tourismus, ist das eine Güteabwägung, die man treffen muss."

Das einzige Argument der Jäger, über das man ernsthaft nachdenken müsse, sei das Problem mit den Hunden. Weil diese, wenn sie in den Auen herumspringen, nicht nur die Bodenbrüter stören, sondern mit ihren Hinterlassenschaften auch den Landwirten Kummer bereiten, die das Gras verfüttern müssen.

Appell an Hundebesitzer

"Wir können nur an alle Hundebesitzer appellieren, verantwortlich damit umzugehen, und ihre Hunde dort nicht frei herumlaufen zu lassen."Was die Radwanderer betrifft, sagte Schenker: "Ich bin bestimmt 10 000 Kilometer auf Radwegen unterwegs gewesen. Ich habe noch nie einen gesehen, der einen Hund dabei hatte."

Man dürfe auch den Begriff "letzte unberührte Ruheräume für Tiere" nicht übertreiben, argumentierte der BN-Kreisvorsitzende. Es handle sich um wunderschöne, teilweise wegen ihres Artenreichtums sogar prämiierte Wiesen. "Aber es sind Wirtschaftswiesen, kein Naturschutzgebiet."

Abschließend Schenker darauf, dass Schlömen zur Kirchengemeinde Trebgast gehört. "Es gibt ja dazwischen noch nicht einmal einen Fußweg. Man muss doch nicht nur den Autofahrern, sondern auch anderen Verkehrsteilnehmern eine Chance geben, sich von A nach B zu bewegen."