Kehrtwende in der Pandemie?

2 Min
Die Corona-Isolierstation im Interimsbau des Klinikums wird nach wie vor genutzt.
Die Corona-Isolierstation im Interimsbau des Klinikums wird nach wie vor genutzt.
Dagmar Besand

Die Inzidenz für Kulmbach liegt jenseits der 1000er Marke. Dennoch gibt der Pandemie-Beauftragte des Klinikums eine vorsichtige Entwarnung.

Die Sieben-Tage-Inzidenz für den Landkreis Kulmbach hat am Sonntag die 1000er Schwelle geknackt, beinahe täglich meldet das Landratsamt neue, positive Corona-Befunde im höheren dreistelligen Bereich - und dennoch ist der Leitende Arzt und Pandemiebeauftragte des Klinikums Kulmbach, Dr. Thomas Banse, optimistisch, dass das Thema Corona schon in wenigen Wochen durch sein könnte. "Ohne das verharmlosen zu wollen und trotz einer 1000er Inzidenz, ist das eine der positiveren Phasen der Pandemie", sagt er. Wie der Mediziner zu dieser Einschätzung kommt und wie die aktuelle Situation auf der Corona-Station ist, erklärt der Facharzt für Innere Medizin im Interview.

Auch vollständig Geimpfte und Geboosterte können sich mit dem Corona-Virus anstecken, haben dann aber in der Regel nur milde Krankheitssymptome. Spiegelt sich das auf der Corona-Station am Klinikum wider?

Von den Patienten auf der Corona-Station ist etwa die Hälfte geimpft, die andere Hälfte ungeimpft, sagt Thomas Banse. "Es werden auch zunehmend mehr Geimpfte sein, das ist einfach eine statistische Größe." Bei einer Inzidenz von 1000 statt 100 mit den entsprechenden Fallzahlen und einer Impfquote von knapp 80 Prozent sei es schon rein rechnerisch klar, dass mehr Geimpfte unter den Patienten sind. Einzig entscheidend, so der Mediziner, sei die Krankheitsschwere. "Und die nimmt mit Omikron deutlichst ab im Vergleich zur Delta-Virusvariante", erläutert er die Beobachtungen, die man am Klinikum macht. Seit einiger Zeit gebe es dort keinen Covid-Intensivpatienten mehr. Die Corona-Station im Interimsbau sei dennoch nach wie vor in Betrieb. "Es ist einfach die sicherste und ideale Stelle für eine Isolierung abseits des Hauptbaus."

Wie stellt sich die Corona-Situation im Klinikum im Vergleich zum vergangenen Jahr dar?

"Die Lage ist eine komplett andere", so Thomas Banse. Es seien insgesamt deutlich weniger Patienten und die seien auch nicht mehr so schwer krank wie vor einem Jahr. Während es bei Delta viele schwere Lungenentzündungen und Verläufe gegeben habe, die eine Beatmung notwendig machten, kämpften die Covid-Patienten jetzt mit einem insgesamt schlechteren Allgemeinzustand oder einer durch die Infektion verursachten Verstärkung einer Vorerkrankung. Entsprechend verändert hat sich auch die Aufenthaltsdauer. Covid-Erkrankte sind heute Banse zufolge im Schnitt eine Woche stationär, früher lagen sie zum Teil drei bis sechs Wochen im Krankenhaus. Diese "dramatisch hohen Liegezeiten" seien ein großes Problem für die Kliniken gewesen. Plätze seien nicht frei geworden, "deshalb waren die Stationen auch so ausgelastet".

Zuletzt gab es Diskussionen darüber, was als stationärer Corona-Fall in die Statistik eingeht. Sind das "echte" Covid-Erkrankte oder Patienten, bei denen in der Klinik das Virus nachgewiesen wurde?

Das Klinikum meldet jeden Tag die Zahl aller stationären Patienten mit positivem PCR-Test-Ergebnis ans Gesundheitsamt. Dieser Wert wiederum fließt in das Corona-Update ein, das das Landratsamt jeden Nachmittag herausgibt. Diese Zählweise ist bundesweit üblich, sagt aber tatsächlich nichts über die Art der Erkrankung aus. Etwas mehr als die Hälfte aller "Corona-Fälle" sind laut Thomas Banse aktuell nicht wegen Covid-19 sondern mit einer Sars-Cov-2-Infektion am Klinikum Kulmbach. "Die Mehrheit kommt aus anderen Gründen und wird dann bei der Aufnahme - oft zur eigenen großen Überraschung - positiv PCR-getestet." Nichtsdestotrotz müssen auch diese Patienten dann - seien es Schwangere oder Menschen mit Wirbelsäulenproblemen oder Beinbruch - auf die Isolierstation. Und das wiederum bedeutet einen erhöhten organisatorischen und personellen Aufwand und damit auch eine zusätzliche Belastung für das Klinikumpersonal.

Ist schon abzusehen, wie lange Omikron das Klinikum noch beschäftigen wird?

"Die Omikron-Welle ist durch", zeigt sich der Leitende Arzt optimistisch und sieht die Kehrtwende der Pandemie gekommen. Das zeigten auch die Erfahrungen und Kurven aus anderen Ländern, die uns immer einige Wochen voraus gewesen seien. "Wir sind uns fast sicher, dass da nichts Großes mehr kommt", macht der Mediziner Mut und hofft nicht zuletzt auch für das Klinikum, dass man in absehbarer Zeit endlich wieder zum Normalbetrieb zurückkehren könne.