Kaufland-Aus trifft die Einkaufsstadt Kulmbach

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Das "Fritz" verliert Mieter. Nach dem Gewürzladen Müller wird im Sommer das Modegeschäft "Adler" schließen. Folgt Ende August 2019 das "Kaufland"? Foto: Alexander Hartmann
Das "Fritz" verliert Mieter. Nach dem Gewürzladen Müller wird im Sommer das Modegeschäft "Adler" schließen. Folgt Ende August 2019  das "Kaufland"? Foto: Alexander Hartmann

Kaufland will seine Filiale im "Fritz" schließen: Diese Nachricht trifft nicht nur Mitarbeiter und Kunden, sie trifft die Einkaufsstadt Kulmbach.

Nach dem Modemarkt Adler, der zum 31. August gekündigt hat, wird wohl ein zweiter großer Ankermieter das "Fritz"-Einkaufszentrum verlassen. Die Lebensmittel-Einzelhandelskette Kaufland will ihre Filiale wohl Mitte kommenden Jahres schließen.


Das sagt die Firmenzentrale

Von einem "vorläufigen Beschluss" und einer "möglichen" Schließung spricht die "Kaufland"-Pressestelle, doch nicht nur die Beschäftigten gehen davon aus, dass die Lichter im August kommenden Jahres im "Fritz" ausgehen. Die 50 Beschäftigten wurden über die Pläne in einer Betriebsversammlung am Montag informiert.

"Um im endgültigen Schließungsfall gute und sozialverträgliche Lösungen ... zu finden, werden wir zeitnah Verhandlungen zum Interessenausgleich und Sozialplan mit dem Betriebsrat aufnehmen, um Varianten zu erörtern", heißt es auf Nachfrage aus der Presseabteilung. Kaufland habe den Beschluss nach eingehender Prüfung in Bezug auf Wirtschaftlichkeit, Umsatzpotenziale und Modernisierungsbedarf in der Filiale getroffen.


Mitarbeiter sind geschockt

Die Mitarbeiter sind geschockt. Auch wenn es immer mal ein Gerücht gegeben habe - dass Kaufland im "Fritz" nun tatsächlich vor dem Aus steht, sei ein schwerer Schlag, sagt eine Frau, die namentlich nicht genannt werden will.


Kunden sind betroffen

Auch die Kunden sind betroffen. "Ich finde das schade", erklärt Gerda Hollfelder, die in Waldau wohnt, aber in Kulmbach arbeitet. Das Kaufland sei das letzte Geschäft im Stadtzentrum, in dem man Lebensmittel erhalte. "Das würde schon fehlen." Barbara Piecha wollte die Nachricht nicht glauben. "Da bin ich aber enttäuscht", sagt die Ziegelhüttenerin. "Ich kaufe meistens hier ein, weil ich mit dem Bus fahre und meine Einkaufstaschen nur die paar Meter zum Busbahnhof tragen muss", sagt Piecha.

Mit dem Kaufland, das zur Schwarz Beteiligungs GmbH gehört und Teil der Schwarz-Gruppe ist, der auch Lidl gehört, würde das Einkaufszentrum ein weiteres Zugpferd verlieren. Erst vor wenigen Wochen hatte das Modegeschäft Adler verkündet, dass es Kulmbach verlässt. "Die Besucherfrequenz ist einfach nicht hoch genug", hatte eine Unternehmenssprecherin erklärt. Gerüchte, dass auch H&M Abwanderungsgedanken hat, entbehren indes offenbar jeder Grundlage. "H&M bleibt in Kulmbach", versichert die Modekette.


Werbegemeinschaft ist überrascht

Von der Kaufland-Meldung überrascht wurde gestern Hans-Peter Hubmann, der Vorsitzende der "Fritz"-Werbegemeinschaft. "Die Kaufland-Frequenz würde uns schon fehlen", sagt Hubmann, der glaubt, dass das Unternehmen die Chancen, die sich durch den neuen Universitätscampus ergeben, unterschätzt. Vom Standort und der Attraktivität des Einkaufszentrums ist er überzeugt.


OB hat für Standort geworben

Überrascht von der Entscheidung der Kaufland-Betreiber zeigt sich auch OB Henry Schramm (CSU). Man sei mehrfach an die Geschäftsführung herangetreten und habe die Entwicklung in jenem Teil des Stadtgebiets dargelegt. Auf einer Personalversammlung habe er die Pläne vorgestellt. "Wir haben erläutert, dass dort der Uni-Campus und das Grüne Verwaltungszentrum entstehen und der Bau eines Studentenwohnheims geplant ist, wo potenzielle Kunden für ein Lebensmittelgeschäft einziehen." Für die Einkaufsstadt sei dies nun eine ungute Entwicklung.


Bleibt Kaufland in Kulmbach?

Ob Kaufland in Kulmbach bleibt? Ein Alternativstandort sei nicht in Aussicht, "wir sind aber weiter auf der Suche nach einem geeigneten Standort in Kulmbach und Umgebung", schreibt das Unternehmen.


Und was sagt Ver.di?

Dass "Kaufland", wie das Unternehmen gegenüber der Presse betont, nur möglicherweise die "Fritz"-Filiale schließt, ist realitätsfern, sagt Paul Lehrmann von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. "Auf der Betriebsversammlung am Montag hat der Geschäftsführer doch deutlich gesagt, dass die Tendenz, dass ,Kaufland' bleibt, gegen Null geht."
Offenbar gibt ein nicht zufriedenstellender Umsatz den Ausschlag für die Unternehmensentscheidung. "Kaufland" müsse sich da aber an die eigene Nase fassen, so der Gewerkschaftssekretär. Lehmann wirft der Handelskette vor, in Kulmbach die schon lange erforderlichen Investitionen in die Filiale "verschlafen" zu haben.


Ver.di kritisiert Arbeitgeber

Bei der Betriebsversammlung in dieser Woche sei er sehr verwundert darüber gewesen, "dass der Arbeitgeber auch auf Nachfrage nicht sagen konnte, was mit den vielen Arbeitnehmern passiert". "Die entziehen sich ihrer sozialen Verantwortung. Das ist ein starkes Stück", so der Ver.di-Sprecher. Für die Mitarbeiter, die teilweise seit 20 Jahren bei "Kaufland" beschäftigt sind, sei das ein "Schlag ins Gesicht". Für sie werde es nicht einfach werden, einen vergleichbaren Job zu bekommen. Wer im Einzelhandel unterkomme, müsse damit rechnen, bis zu 30 Prozent weniger Lohn zu erhalten. Denn anders als "Kaufland" sind laut Lehmann viele Geschäfte in Kulmbach nicht tarifgebunden.