Julia Winkler mag den Psalm 56 besonders gern. Obwohl es im 9. Vers um Tränen geht, hält ihn die Stadtsteinacherin für einen sehr positiven Satz.
Die Bibel hat sie von früher Kindheit an begleitet.Deswegen muss Julia Winkler auch nicht lange nachdenken, als sie nach ihrer Lieblingsbibelstelle gefragt wird. "Sammle meine Tränen in deinen Krug; ohne Zweifel, du zählst sie."
Und obwohl die 21-Jährige an ihrem derzeitigen Studienort Freiburg gerade "keine Bibel zur Hand" hat, kann sie auch die exakte Fundstelle angeben. Im 56. Psalm im 9. Vers steht jener Satz, der, so sagt Julia Winkler, bei oberflächlicher Betrachtung durchaus schwer und traurig wirken könne. "Doch dieser Satz drückt für mich so viel Geborgenheit, Fürsorge und Aufmerksamkeit aus, dass ich von ihrer Mächtigkeit überwältigt bin."
Die junge Stadtsteinacherin, die in ihrem Heimatort seit mehr als zehn Jahren in ihrer Kirchengemeinde St. Michael und in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv ist, kann nichts Trauriges in jenem Satz finden.
Im Gegenteil: "Diese simple Aneinanderreihung von Worten impliziert so viel positive Emotionen und Gutes, dass er für mich repräsentativ für die Advents- und Weihnachtszeit ist." Auch die Weihnachtsgeschichte habe ihre traurigen Seiten. "Aber sie ist zum Ursprung geworden für eine Tausende Jahre dauernde Zeit und Tradition, deren charakteristische Merkmale Nächstenliebe und Freudeschenken sind."
Ihrer Heimatgemeinde hat Julia Winkler mittlerweile den Rücken gekehrt um in Freiburg Politik - und Islamwisschenschaften zu studieren. Ihr kirchliches Engagement in der Region Kulmbach hat sie deshalb zurückgefahren, ist nur noch unregelmäßig beim Bund der katholischen Kirche aktiv.
Weihnachten freilich wird sie auf jeden Fall feiern wie immer: Mit den Stadtsteinacher Großeltern und den Schwestern. "Ganz klassisch mit Abendessen, Bescherung und Gang in die Christmette."