Jugend-Umfrage in Kulmbach: Sprungturm, Disco, Fast-Food gewünscht

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Letzter Feinschliff: Das jüngste Stadtratsmitglied Torsten Grampp (CSU, links), sein Fraktionskollege Wolfram Brehm (Mitte) und Projektinitiatorin Katrin Brehm gehen noch einmal die Fragebögen durch. Foto: privat
Letzter Feinschliff: Das jüngste Stadtratsmitglied Torsten Grampp (CSU, links), sein Fraktionskollege Wolfram Brehm (Mitte) und Projektinitiatorin Katrin Brehm gehen noch einmal die Fragebögen durch. Foto: privat

Wie tickt die Jugend? Was mag sie, was will sie, wie gut fühlt sie sich politisch vertreten? Eine Befragung von Katrin Brehm im Namen des Jugend- und Familienbeirats der Stadt ergab Erwartetes, aber auch Erstaunliches, wie sich zeigte.

Kulmbach ist schön, sagen zwei Drittel der Jugendlichen, und mehr als die Hälfte wohnt gerne hier. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn: Fast zwei Drittel bekundet, die Stadt tue zu wenig für die Jugend, und 62 Prozent finden sich nicht entsprechend von den Verantwortlichen vertreten. Diese Erkenntnisse stellte Katrin Brehm gestern ihrer Präsentation der Umfrageaktion "Wie tickt die Jugend in Kulmbach?" vor Mitgliedern des Stadtrats voran. Die 19-jährige Auszubildende im Tourismus- und Veranstaltungsservice der Stadt hatte das Stimmungsbild bei den 10- bis 24-Jährigen eingeholt.

Dazu waren in sieben Schulen 3314 Fragebögen verteilt worden; der Rücklauf war enorm und lag bei 68 Prozent. Insofern sind die Ergebnisse durchaus repräsentativ.

Und es überrascht bisweilen, was die Befragten angaben - unter anderem was die Gewichtung beim Freizeitangebot anlangt: Als besonders wichtig erachtet die junge Zielgruppe Freibad und Eisbahn. Beim Bad stand die Erneuerung des Sprungturms ganz oben auf der Wunschliste. Dritter wichtiger Aspekt: das Einkaufsangebot. "Überrascht hat mich, dass die Landkinder das Angebot besser beurteilten als diejenigen, die in der Stadt leben", sagte Katrin Brehm. Als eine wünschenswerte Ansiedlung für Kulmbach wurde mehrfach die Billig-Kette Primark genannt.


Juz schneidet schlecht ab

Und noch etwas sei nicht so dezidiert zu erwarten gewesen: Der Skatepark und vor allem das Jugendzentrum (Juz) sind den allermeisten Jugendlichen weder wichtig, noch sind sie mit dem Angebot zufrieden, das ihnen dort unterbreitet wird.
Immer relevant im Fokus junger Leute: der Veranstaltungskalender einer Stadt. Auch hier zeigt das Resultat der Befragung klare Gewinner und Verlierer auf. Bierwoche und Altstadtfest sind die Renner, mit Abstand gefolgt von der Motorrad-Sternfahrt und dem Adventsmarkt. Im Jugendjargon nicht die "Bringer" sind der Poetry-Slam, Konzerte im Juz, aber auch die Plassenburg-Open-Airs.


Idee: Bierwoche verlängern

Vorschläge zur Verbesserung aus ihrer Sicht machten die Jugendlichen auch: Was Musikkünstler angeht, so sollten mehr Stars aus den Genres Hip-Hop, Rock und Pop in Kulmbach auftreten. Und zwölf Befragte können von der "Festspülwoche" offenbar nicht genug bekommen und verlangen, das Bierfest auf zwei Wochen auszudehnen.
Größter Wunsch bei der Frage nach der Abendbeschäftigung: Eine Discothek muss her. Und was die Sparte Ernährung angeht, plädierten immerhin 100 Befragte für die Ansiedlung einer Filiale des Schnellrestaurants "Kentucky Fried Chicken", gefolgt von Starbucks und Burger King.
Sicherheit im Alltag - auch das ist ein Thema. Vor allem mit der Situation am ZOB sind Viele


unzufrieden und fordern unter anderem die Sicherheitsbehörden konkret dazu auf, die "Assis zu bekämpfen" und ein Auge auf den Konsum von Alkohol und Drogen zu haben, gerne verbunden mit mehr Kontrollen.
Überhaupt wird der ZOB als eine jener Ecken genannt, aus der man nach Meinung der Jugendlichen mehr machen könnte (hier werden mangelnde Sauberkeit und Renovierungsrückstände angemahnt). Für das "Fritz" lautet die Anregung: mehr Läden, mehr Veranstaltungen. Und den Kaufplatz würden besagte Disco, eine Kartbahn und/oder ein Sportzentrum attraktiver machen.
Dass die jungen Leute nicht bloß die Rolle von Bittstellern und Fordernden innehaben, sondern sich aktiv in die Gesellschaft einbringen, zeige die Frage nach ehrenamtlicher Betätigung: Laut Katrin Brehm sind mehr als die Hälfte der Befragten Mitglied im Sportverein, engagieren sich bei Feuerwehr und BRK oder in der Jugendarbeit.


Schramm lobt Ehrenamtliche

Ein Wert, der Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) besonders freute. "Das ist bemerkenswert, dass es so viele sind." Stutzig mache ihn die Einschätzung des Juz. "Wir investieren da als Stadt jährlich 170 000 Euro, weitere 88 000 Euro der Landkreis." Man werde sich Gedanken machen müssen über ein anderes Konzept, womöglich auch eine andere Nutzung.
Zum eher schlechten Abschneiden des Jugendzentrums merkte Matthias Meußgeyer (SPD) an: Es handle sich hierbei um ein Projekt der offenen Jugendarbeit. Diese wolle vor allem junge Leute erreichen, die nur selten oder gar nicht in Vereinen oder anderen Gruppen engagiert sind. Insofern gelte es die Zahlen auch vor diesem Hintergrund zu bewerten und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen über die Sinnhaftigkeit des Juz.


Tanzen im altenTurbinenhaus?

Den Wunsch nach einer Discothek kann OB Henry Schramm verstehen. Vielleicht ließe sich im alten Turbinenhaus der Spinnerei eine Fläche bereitstellen. "Aber damit ist es halt nicht getan, es braucht dazu den Betreiber und ein tragfähiges Konzept. Wir haben bundesweit Kontakte geknüpft, aber das ist kein leichtes Unterfangen."
Ebenso wenig wie eine Attraktivierung des Freibades, wie das jüngste Stadtratsmitglied Torsten Grampp (CSU) erläuterte. "Für die Stadt ist es ein Verlustgeschäft, sie legt eine sechsstellige Summe drauf. Aber: Das Bad ist nun mal, wie die Umfrage zeigt, ein wichtiges Standbein ihrer Attraktivität." Deswegen müsse, unter Berücksichtigung der Kosten für die essenziellen Aufgaben, überlegt werden, den Finanzspielraum womöglich stärker für das Freibad zu nutzen.
Thomas Nagel (FDP) zeigte sich überrascht, wie positiv das Shopping-Angebot bewertet wurde. "Das wird von den jungen Leuten offenbar viel besser wahrgenommen, als wir Erwachsene das oftmals tun."


Wo bleibt die Eisdisco?

Eine Anmerkung zur Erhebung machte WGK-Stadtrat Rainer Ludwig. Gerade was die Auflistung der Veranstaltungen in der Stadt angeht, so bedauerte er, dass die Beliebtheit von drei "echten Dauerbrennern", wie er es nannte, leider nicht abgefragt wurde: die Eisdisco, die Pool-Party und das Winterdorf. Diese Events seien seit vielen Jahren Garanten nicht nur für überaus regen Besucherzuspruch, sondern auch und vor allem ein Anziehungspunkt für Kinder und Jugendliche.