Seit dieser Woche verabreichen auch die Hausärzte Corona-Impfstoff. Zum Start sind es 24 Dosen pro Woche, sagt Anja Tischer aus Thurnau.
Ab sofort wird nicht mehr nur in den Impfzentren, sondern auch in den Hausarztpraxen gegen Corona geimpft. 24 Dosen pro Woche sind es, die auch in der Landarztpraxis von Anja Tischer und Volker Seitter in Thurnau verabreicht werden. Welchen Impfstoff die Patienten bekommen? "Es ist Biontech", sagt Anja Tischer, "weil wir davon im Landkreis Kulmbach jetzt größere Mengen erhalten haben, die wegen der kürzeren Haltbarkeit innerhalb von fünf Tagen verimpft werden müssen". Das gelte für die ersten beiden Wochen. "Welcher Impfstoff uns dann zur Verfügung steht, wissen wir noch nicht."
Das Pilotprojekt
Anja Tischer gehört zu den Hausärzten im Landkreis, die im Rahmen eines Pilotprojektes schon zwei Wochen lang Impfstoff verabreichen durften. Landkreisweit waren es 900 Dosen von AstraZeneca, die verimpft wurden. Es ist das Vakzin des schwedisch-britischen Herstellers, das in den vergangenen Tagen und Wochen wegen seiner Nebenwirkungen in die Schlagzeilen geraten war. Mehrere Länder hatten einen Impfstopp verhängt, nachdem eine Verbindung zwischen der Corona-Impfung mit AstraZeneca und dem Auftreten von Blutgerinnseln beobachtet worden war.
Schützt vor schweren Verläufen
Für Anja Tischer steht der große Nutzen des Vakzins aber nach wie vor außer Frage. "Ich werde weiterhin mit großer Überzeugung vor allem Personen, die über 60 sind, mit AstraZeneca impfen, weil es vor schweren Krankheitsverläufen schützt, vielleicht sogar mehr als der Impfstoff von Biontech", sagt die Medizinerin, die zuletzt mehr und mehr Überzeugungsarbeit leisten musste, "weil viele Patienten wegen der Negativmeldungen verunsichert waren". "Nicht wenige haben AstraZeneca abgelehnt."
Beratungsbedarf ist groß
Der Beratungsbedarf sei immens und er wird das nach ihrer Einschätzung auch bleiben. "Eine unserer Medizinischen Fachangestellten ist den ganzen Tag am Telefon, um Fragen zu beantworten und Termine zu vereinbaren", stellt die Thurnauer Ärztin fest, die mit ihrem Kollegen Volker Seitter auch eine Filialpraxis in Untersteinach führt.
Praxen kennen Patienten
Für einen Termin im Impfzentrum, wo pro Tag rund 350 Dosen verabreicht werden, muss man sich online registrieren lassen - zur Impfung in der Praxis wird man eingeladen.
"Da muss keiner anrufen, wir rufen die Patienten an", so Tischer, die darauf verweist, dass auch hier die Priorisierungskriterien gelten.
Die Altersgruppe der 70- bis 80-Jährigen sei mit der Impfung ebenso an der Reihe wie Patienten mit Vorerkrankungen wie einer schweren chronischen Bronchitis oder einer schlecht eingestellten Diabetes, aber auch Patienten mit einer geistigen Behinderung oder mit Demenz kämen zum Zug. Polizisten und Feuerwehrkräfte würden jetzt ebenfalls geimpft. "In den Praxen wissen wird, wer gerade wegen Vorerkrankungen einen Schutz braucht." Beliefert werde man nicht über die Impfzentren, sondern über die Apotheken.
Ärzte sind gefordert
Anja Tischer, die wie etliche ihrer Kollegen nicht nur in der Praxis, sondern seit vielen Wochen auch im Impfzentrum im Kulmbacher Spinnereigebäude impft, spricht von einer für die Mediziner arbeitsintensiven Zeit.
Die Belastung sei groß, "doch wir machen das ja alle gerne, weil wir so im Kampf gegen Corona einen wichtigen Beitrag leisten können".
Viele schwere Verläufe
Covid-19 fordere die Hausärzte derzeit sehr. Denn mit dem mutierten Virus habe die Zahl schwererer Krankheitsverläufe stark zugenommen. "Das bekommen wir in den Praxen zu spüren."