"Smombies" - das Wort beschreibt Verkehrsteilnehmer, die nur auf ihre Handys schauen und dabei sich und andere gefährden.
Hätte der Kinderbuchautor Heinrich Hoffmann ("Struwwelpeter") nicht im 19. Jahrhundert, sondern heute gelebt, hätte er zumindest eine Geschichte anders geschrieben. Der Junge, der auf dem Weg zur Schule mit seinen Gedanken ganz woanders ist, den Blick zum Himmel richtet und schließlich ins Wasser fällt, wäre nicht der "Hans Guck-in-die-Luft", sondern ein "Smombie".
Diese Wortschöpfung ist eine Kombination aus Smartphone und Zombie und beschreibt die Zeitgenossen, die - anders als die Hoffmann-Figur - nur nach unten und auf ihr Handy schauen und dadurch sich und andere Verkehrsteilnehmer gefährden.
Und auf sie macht der Auto Club Europa (ACE) "Jagd". Auch in
Kulmbach, wie Rainer Doppel vom Kreisvorstand Oberfranken-West betont. Jagd ist freilich übertrieben, denn es handelt sich um die 13. Verkehrssicherheits-Aktion 2017 des ACE, die nach Ostern gestartet wird.
An neuralgischen Punkten
Ehrenamtliche des ACE werden sowohl in der Stadt als auch im Landkreis Kulmbach an neuralgischen Punkten Fußgänger beobachten. "Finger weg!", lautet das Motto - gemeint ist von Smartphone und Co. Laut Rainer Doppel werden in Kulmbach zum Beispiel die Bereiche ZOB-Bahnhof, Rathaus/Marktplatz und Nikolaikirche/Friedhofstraße kontrolliert. "Wir prüfen das Verhalten an Ampeln, Zebrastreifen, an Haltestellen und in Einkaufsstraßen", so der ACE-Kreisvorsitzende, demzufolge alle Fußgänger gezählt werden - Erwachsene wie Jugendliche, sowohl ohne oder mit Smartphone. Dabei sei es auch egal, ob sie telefonieren, lesen, schreiben, Musik hören, Apps nutzen oder spielen, zum Beispiel "Pokémon go".
"Wir wollen mit unserer Aktion einen Denkanstoß geben, wie gefährlich die fast schon permanente Fesselung ans Smartphone werden kann. Die Konzentration ist weg von der Umwelt und vom Verkehr. Oft werden gar keine Geräusche mehr wahrgenommen", sagt Doppel. Er weist auch darauf hin, dass die Ergebnisse aus Kulmbach in eine bundesweite Studie einfließen, die der ACE voraussichtlich im Herbst veröffentlichen werde.
Der Startschuss für die Verkehrssicherheitsaktion 2017 wurde bei einer gemeinsamen Tagung der ACE-Regionen Bayern und Baden-Württemberg gegeben. Die Mitglieder entschieden sich dafür aus der Erkenntnis heraus, dass zu den bisherigen drei "Killern" im Straßenverkehr, Alkohol/Drogen, überhöhte Geschwindigkeit und Fahren ohne Gurt, immer häufiger ein vierter hinzukommt: Ablenkung durch Smartphones, Apps oder Musik.
Besonders gefährdete Gruppe
Gefährlich ist das Verhalten der "Smombies" vor allem, weil sie als Fußgänger und Radfahrer die schwächsten Verkehrsteilnehmer sind - innerorts stellen sie 60 Prozent aller Verkehrstoten (37 Prozent Fußgänger, 23 Prozent Fahrradfahrer) dar. Ergebnisse aus der Unfallforschung 2015, die Rainer Doppel der Bayerischen Rundschau zur Verfügung gestellt hat, zeigen zudem auf, dass unter den Getöteten überproportional viele Senioren und unter den Schwerverletzten überproportional viele Kinder gewesen sind.
Mythos Multitasking
"Jeder spricht vom Multitasking, doch es handelt sich dabei um einen gefährlichen Mythos: Niemand kann gleichzeitig Nachrichten checken und auf den Verkehr achten. Das ist ganz klar eine lebensgefährliche Selbstüberschätzung", sagt auch der Vorsitzende des Regionalvorstands Bayern, Markus Retsch.
Und Rainer Doppel betont noch einen anderen, wichtigen Aspekt der ACE-Aktion: "Wir richten uns vor allem auch an Eltern und Erwachsene. Sie sollen Vorbild sein und Handys bewusst benutzen - oder im Zweifel eben auch einmal stecken lassen."
Smombies müssen mit der vollen Härte der StVO belangt werden. Sie sind genauso Gefährder wie Autofahrer mit 2 Promille!