Musik ist heute überall verfügbar. Doch es gibt noch Familien, in denen zu Hause Musik von Hand gemacht wird - wie bei den die Scheffolds aus Untersteinach.
Am 22. November, wird offiziell der Tag der Hausmusik gefeiert. Seit 1932 gibt es den Tag, der dem gemeinschaftlichen Musizieren gewidmet ist. Der musikalische Gedenktag geht auf die Heilige Cäcilia von Rom zurück, der Patronin für Kirchenmusik und häusliche Musik. Doch wie steht es um handgemachte Musik in einer Zeit, in der Musik immer und überall verfügbar ist? Natürlich legen die Kinder, wenn sie ins Teenageralter kommen, oft ihre Instrumente wieder zur Seite. Die Gründe: Schulstress und andere Interessen. Vereine versuchen Nachwuchsmangel mit Bläserklassen oder anderen Initiativen auszugleichen.
Jeder spielt mindestens ein Instrument
Doch es gibt auch Menschen - die Familie Scheffold aus Untersteinach beispielsweise - bei denen Musik noch einen hohen Stellenwert hat. Jeder in der Familie spielt mindestens ein Instrument.
Bernd (50) und Silke (47) Scheffold sind Lehrer am beruflichen Schulzentrum. Bernd Scheffold hat vor 40 Jahren Klavier gelernt. Nach einem Dienstunfall, bei dem er sich die Hand schwer verletzt hatte, allerdings hat er das Klavierspiel weitgehend aufgegeben. "Ich spiele vielleicht Weihnachten noch ein bisschen als Begleitung. Aber die Musikalität haben meine Kinder von der Mutter geerbt - nicht von mir", stapelt der Lehrer tief und gibt offen zu, dass er sich inzwischen aufs Zuhören und Genießen verlegt hat.
Mutter Silke Scheffold begann als Kind, Konzertgitarre zu lernen. Doch auch mit über 40 wird sie nicht müde, immer neue Instrumente zu erkunden. Vor drei Jahren hat Silke Scheffold angefangen, Alt-Saxofon zu lernen. Und inzwischen lernt sie auch Sopran-Saxofon - ein Instrument, das großes Können bei der Intonation erfordert.
Mit fünf Jahren begonnen
Julian Scheffold, inzwischen 15 Jahre alt, hat seine musikalische Karriere mit fünf Jahren begonnen: Aber nach kurzer Zeit hatte er auf Blockflötenunterricht keine Lust mehr. "Blockflöte war einfach nichts für mich", lacht der 15-Jährige heute noch darüber. Julian probierte im tiefen Blech herum, landete dann bei der Posaune. Seit acht Jahren bekommt er bei Rainer Streit Unterricht. Er hat den musischen Zweig am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium gewählt. Und seit Neuestem spielt Julian auch E-Gitarre. Er hat Unterricht bei Eddie Hürdler.
Das musikalisch größte Talent allerdings hat der jüngste Spross der Scheffolds. Saskia Scheffold hat im Alter von dreieinhalb Jahren die Blockflötenstunden, die ihr Bruder nicht mehr absolvieren wollte, übernommen. "Das habe ich zwei Jahre gemacht, dann wollte ich Querflöte lernen", erzählt Saskia. Und auch ihre Mutter Silke muss unvermittelt lachen. Denn natürlich war Saskia mit fünf Jahren viel zu jung, um überhaupt die Querflöte halten zu können. Also beschaffte Musiklehrerin Susanne Trottmann ein gebogenes Mundstück. "Inzwischen spiele ich jetzt schon acht Jahre Blockflöte ", sagt Saskia Scheffold. Mittlerweile hat sie ihre musikalische Palette aber um weitere Instrumente erweitert, unter anderem um Piccoloflöte und Klavier. Seit drei Jahren bekommt sie auch Harfenunterricht. Und eine eigene Harfe nennt Saskia Scheffold, die natürlich auch den musischen Zweig am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium genommen hat, auch ihr eigen.
Jeden Tag wird geübt
Außerdem lernt sie seit September bei Harald Streit Trompete. "Ich habe bei einem Konzert in Lugo ,Il silenzio" gehört, das hat der Harald Streit gespielt. Das hat mir so gut gefallen, dass ich auch Trompete lernen wollte", sagt die 13-Jährige. Zu viel wird den Scheffolds die Musik nie. "Ich übe jeden Tag, aber ich übe nicht jeden Tag jedes Instrument", gibt Saskia Scheffold zu. "Manchmal spielt Saskia auch gleich nach der Schule. Sie kann bei Musik offenbar abschalten. "Bei uns spielt eigentlich immer jemand irgend ein Instrument - manchmal auch noch nachts um zehn Uhr", verrät die Mutter und ist froh, dass das im eigenen Haus kein Problem ist.
Natürlich ist Silke Scheffold - der Musik zuliebe - ständig auf Achse. Denn die Kinder müssen zum Unterricht gebracht werden und nehmen an Ensembleproben teil. Am Wochenende standen Proben für die Jugendkapelle auf dem Plan. Und vor Weihnachten spitzt sich die Lage zu. Denn dann kommen auch noch Konzerte dazu.
Doch auch privat wird derzeit geprobt. "Wir machen wieder ein Programm für Weihnachten", verrät Juilan Scheffold. Im vergangenen Jahr haben die Scheffolds ein kleines Konzert an Heiligabend gegeben - nicht nur mit weihnachtlichen Weisen, sondern auch mit Auszügen aus "Tanz der Vampire" und "Phantom der Oper".
Noch stehen die Proben für das häusliche Konzert allerdings am Anfang. Es steht noch nicht einmal fest, wer welches Instrument spielt. Nur eins ist klar: Sicherlich wird Saskia Scheffold am Heiligen Abend mit ihrer Harfe alle verzaubern. "Aber ich spiele jedes Instrument sehr gerne", sagt Saskia. Allein die Harfe zu stimmen, ist sehr aufwändig. "Die Harfe hat 47 Saiten, ich brauche ungefähr eine Viertelstunde, bis sie richtig gestimmt ist", berichtet Saskia Scheffold. Wenn sie in Kirchen spielt, muss sich die Harfe akklimatisieren - manchmal muss sie noch einmal nachgestimmt werden, wenn die Leute in die Kirche kommen. Denn dann verändert sich die Luftfeuchtigkeit - und damit auch die Stimmung.
"Zur Zeit üben wir oft auch ,Highland Cathedral' - das ist ein Stück aus dem Vororchester", verrät Silke Scheffold. Vielleicht kommt auch dieses Stück an Heiligabend aufs Konzertprogramm. Viele verschiedene Stimmen haben die Scheffolds ja. "Auf jeden Fall wird bei uns Weihnachten musiziert. Eine halbe Stunde mindestens, erst dann ist Bescherung", freut sich Papa Bernd Scheffold schon auf die Klänge seiner Lieben.