In der Blaich lebt die Wiesenfest-Tradition

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Fotos: Repors Erich Olbrich
Fotos: Repors Erich Olbrich
Auch für diejenigen Blaicher, die schon längst der Schule entwachsen waren, war das Wiesenfest ein Höhepunkt im Jahreslauf.
Auch für diejenigen Blaicher, die schon längst der Schule entwachsen waren, war das Wiesenfest ein Höhepunkt im Jahreslauf.
 
Wenn "Poldi" Schott mit seiner Knabenkapelle zum Wiesenfest aufspielte, war das Gedränge um den Pavillon im Mönchshofgarten groß.
Wenn "Poldi" Schott mit seiner Knabenkapelle zum Wiesenfest aufspielte, war das Gedränge um den Pavillon im Mönchshofgarten groß.
 
 
 
 
 
 

Die Schule im Kulmbacher Stadtteil Blaich begeht heuer ein Jubiläum: Seit 100 Jahren ziehen die Kinder am Ende des Schuljahres in einem bunten Festzug durch den Stadtteil. Es gibt Blasmusik und Spiele - so, wie im Jahr 1913.

Wenn am nächsten Dienstag die Buben und Mädchen der Johann-Georg-Wilhelm-Meußdoerffer-Schule in der Blaich ihr Wiesenfest feiern, ist das nicht nur für die Kinder ein besonderer Tag. Auch Schulleiterin Karin Zrenner freut sich sehr auf das Fest, das für sie mit vielen Kindheitserinnerungen verbunden ist.

Die Rektorin war von 1974 bis 1977 selbst Schülerin an der Blaicher Schule. Ihr Vater Horst Degelmann arbeitete etliche Jahre als Lehrer in der Blaich - das Wiesenfest war also stets ein wichtiger Termin im Familienkalender. Die kleine Karin freilich war von dem Fest nicht sonderlich begeistert. Zwar gab es extra für diesen Anlass ein neues Kleid und ein Blumenkörbchen - was die kleine Karin aber eher als unangenehm empfand: "Beim Wurstschnappen und am Kletterbaum war das Kleid eher hinderlich."

Das Wurstschnappen gibt's heute nicht mehr.
Aber das Fest ist lebendig wie eh und je, obwohl es sehr in die Jahre gekommen ist: Seit 100 Jahren feiert die Blaich ihr Wiesenfest - und hat sich sowohl dem im Jahr 1923 geäußerten Ansinnen widersetzt, das Fest mit dem städtischen Gregoriusfest zusammenzulegen, als auch der Verlegung des Festes auf einen Samstag - so, wie es beim städtischen "Gregori" mittlerweile der Fall ist. In der Blaich hält man an der Tradition fest: Wiesenfest ist immer am Dienstag der letzten vollen Schulwoche vor den Sommerferien.

Am 20. Juni 2013 wurde das Fest zum ersten Mal im "Volksgarten" der Mönchshof-Brauerei abgehalten. Einen Umzug mit Blasmusik und anschließende Belustigung für die Kinder gab es schon damals.

Kinder finden das Fest cool

100 Jahre sind eine lange Zeit. Zumal für Knirpse, die gerade einmal sieben oder acht Jahre zählen. Ist so ein Fest überhaupt noch zeitgemäß? Passt der Name "Wiesenfest" überhaupt noch - wenn am Festgelände weit und breit keine Wiese mehr zu sehen ist? Und was halten die Kinder vom Ablauf? Diese Fragen haben auch Karin Zrenner, ihre Lehrerkollegen und den Wiesenfest-Ausschuss beschäftigt. Um zu erfahren, was die Kinder wirklich denken über das Fest, das von Traditionen lebt, wurde im Februar eigens eine Umfrage unter den Schülern gestartet.

Das Ergebnis war für die meisten Beteiligten überraschend. "Die Kinder haben uns gesagt, dass das Fest gut ist, so wie es ist", sagt die Schulleiterin. "Ich freue mich riesig darüber, dass ein Fest mit einer so langen Tradition heute noch bei den Kindern ankommt. Die finden es cool!"

Und deswegen wird das Wiesenfest auch in diesem Jahr ganz traditionell gefeiert. Mit Umzug, Blasmusik und Spielen im Mönchshof-Garten. Kleine Zugeständnisse an die Moderne sind nicht ausgeschlossen. Und wenn all diejenigen, die am Fest beteiligt sind, überhaupt etwas bedauern, dann ist das der Umstand, dass der Wiesenfest-Tag seinen Charakter als Fest- und Feiertag verloren hat: Für die meisten Eltern und Anwohner ist es heute ein ganz normaler Arbeitstag.