AfD-Politiker Höcke in Kulmbach: 1000 Menschen bei Gegendemo - Zwischenfall in der Halle
Autor: Katrin Geyer, Alexander Hartmann, Alexander Müller, Alexander Kroh
Kulmbach, Samstag, 15. Februar 2020
Der Auftritt des umstrittenen AfD-Politikers Björn Höcke löste am Freitag eine starke Gegenbewegung in Kulmbach aus. In der Stadthalle kommt es am Abend zu einem Zwischenfall.
Etwa 1000 Menschen haben am Freitag vor der Kulmbacher Stadthalle gegen einen Wahlkampfauftritt des Thüringer AfD-Fraktionschefs Björn Höcke demonstriert.
Es ist ein Moment von bewegender Symbolkraft: Um 19.33 Uhr erklingen die Glocken von Spitalkirche, Petrikirche, Nikolaikirche, der Stadtpfarrkirche Unsere Liebe Frau und der Kirchen in Mangersreuth und Ziegelhütten. Zwölf lange Minuten läuten sie - bis 19.45 Uhr.
Höcke in Kulmbach: Fast 1000 Menschen demonstrieren für Demokratie
1933 bis 1945 - eine dunkle Zeit in der deutschen Geschichte, an die Erinnerungen wach werden, wenn Demagogen vom Schlage eines Björn Höcke das Wort ergreifen. Der AfD-Rechtsaußen spricht am Freitagabend in der Dr.-Stammberger-Halle in Kulmbach. Draußen, auf dem Eku-Platz, haben sich annähernd 1000 Menschen versammelt, die schweigen, solange die Glocken läuten, sich spontan zu einem großen Kreis formieren: Protest gegen die AfD und ihre völkisch-nationalen Parolen. "Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus" sagt der evangelische Dekan Thomas Kretschmar, als die Glocken verstummen.
Bereits ab 17 Uhr begann sich der Eku-Platz mit Teilnehmern des bunten Festes zu füllen, zu dem SPD, Grüne, FDP, CSU, WGK, Freie Wähler, Linke, Mut-Partei, Gewerkschaften, Kirchen und Künstler aufgerufen hatten.
Organisiert haben die Protestveranstaltung Matthias Hahn und Michael Otte. Die sind in unterschiedlichen politischen Parteien aktiv, der eine in der SPD, der andere in der FDP. Aber Parteizugehörigkeit soll an diesem Abend keine Rolle spielen, ebenso wenig wie Religion oder Nationalität. Was allein entscheidet: Das Bekenntnis zu Demokratie, Toleranz und Menschlichkeit.
"Wir können seit 70 Jahren in Deutschland in Frieden und Freiheit leben, das haben wir dem Staatssystem der Demokratie zu verdanken", sagte der prominenteste Redner des Abends, FDP-Kommunalpolitiker Karl Schenk Graf von Stauffenberg. Teile der AfD seien angetreten, dieses System zu untergraben. Mitorganisator und FDP-Kreisvorsitzender Otte sagte: "Ich fordere alle verantwortlichen Politiker der demokratischen Mitte auf, mehr zusammenzurücken und einen respektvolleren Umgang untereinander zu pflegen."
Ähnlich äußern sich viele andere. Am offenen Mikrofon, aber auch in Video-Statements, die an eine Hauswand projiziert werden. Vertreter von Parteien, von Kirchen, Künstler, Gewerkschaftler, Mitarbeiter von Amnesty International - viele schließen sich dem Protest an. Es gibt Musikbeiträge, Poetry Slam und viele Statements. Auch die Türkische Gemeinde Kulmbach beteiligt sich an der Veranstaltung und schenkt Tee aus.