Der Ratskeller war jahrelang leer gestanden . Jetzt ist die Firma ESR Lab in das 600 Quadratmeter große Büro eingezogen.
Das Gebäude des ehemaligen Ratskellers ist frisch saniert. Die alten Fachwerkbalken sind erhalten, auch die Treppe, der Umlauf im Innenhof und die Gewölbe im Obergeschoss erzählen jahrhundertealte Geschichte. Im Untergeschoss ist ein einzigartiges Blumengeschäft eingezogen, in den Obergeschossen residiert seit neuestem ein High Tech Unternehmen.
Der Chef ist Wolfgang Köcher. Er führt gleichberechtigt mit Gerd Schäfer das börsennotierte Unternehmen. ESR steht für "Embedded Software Research Laboratory". Das Unternehmen, dessen Name wörtlich übersetzt "einbettetes Software Forschungs Labor" heißt, beschäftigt rund 150 Mitarbeiter, davon 110 in München. Etliche sind freiberuflich, einige sitzen in den Niederlassungen in Ingolstadt oder Nürnberg. Oder eben in der Niederlassung in Kulmbach. "Aktuell sind wir hier 20 Mitarbeiter, mittelfristig wollen wir auf 30 bis 35 aufstocken", erklärt der Vorstand Wolfgang Köcher.
Das Business des High-Tech-Unternehmens, das übrigens wie auf englisch Isar-Lab ausgesprochen werden sollte - als Erinnerung an den Gründungsstandort München -, ist Software für die Automobilindustrie. Gleich neben dem Rathaus in Kulmbach wird diese entwickelt. "Wir machen aber keine Motorsteuerung, mit dem Dieselskandal haben wir nichts zu tun", stellt Köcher von vornherein klar.
"Kulmbach hat Charme"
Das Business von ESR Lab ist anders. "Wir bringen die Fahrzeuge ins Internet", sagt der Chef der Firma. Klingt einfach, dennoch ist die Arbeit der spezialisierten Ingenieure schwer zu erklären. "Was wir machen, sieht kein Mensch. Wir sind das, was in den schwarzen Teilen drinsteckt", erklärt Köcher und zeigt auf eine kleine grüne Platte, die mit undefinierbaren schwarzen Kästchen bestückt ist.
In Kulmbach ist das Unternehmen übrigens nicht ganz neu, sondern schon seit 2013 ansässig. Früher hatte es seinen Sitz im ehemaligen KDM. "Kulmbach liegt sehr zentral. Unsere Mitarbeiter kommen aus den umliegenden Gegenden - und Kulmbach hat Charme", sagt Köcher. Das hat ihn auch bewogen, in die Bierstadt zu ziehen.
Der Vorstandschef des Unternehmens ist sicher, dass das Beispiel seiner Firma, nicht alles auf die Landeshauptstadt zu konzentrieren, Schule machen wird. "Kulmbach hat eben das nicht, was man sich in München nicht leisten kann", lacht der Chef verschmitzt und findet das gar nicht schlimm.
Persönlich fährt er mehrmals pro Woche nach München. Das ist doch normal, findet er.