Ich denke, hier wurde ein plakativer Titel verwendet. Die meisten Menschen denken bei dem Wort "Biene" wahrscheinlich an die Honigbiene, weil sie diese kennen und sie eher positiv besetzt ist. Vielleicht haben einige auch schon einmal vom sogenannten "Bienensterben" gehört, welches Zusammenbrüche von Honigbienenkolonien bezeichnet. Die Honigbiene ist aber fast schon ein Haustier. Honigbienen kommen mittlerweile selten in der Natur vor - sie sind stark domestiziert. Imker helfen diesen Tieren, über Phasen der Nahrungs- oder Wasserknappheit hinwegzukommen und auch bei der Bekämpfung von Schädlingen im Bienenstock. Was sind die wichtigsten Maßnahmen des Volksbegehrens? Die im Volksbegehren vorgeschlagenen Maßnahmen beziehen sich einerseits auf Veränderungen in der Agrarwirtschaft - wie etwa, dass 30 Prozent der Flächen ökologisch genutzt werden sollten oder auch dem Verbot bestimmter Pestizide, die nachweislich auch Nützlinge unter den Insekten wie Wildbienen schädigen. Solche Maßnahmen kommen vielen Insekten zu Gute, nicht nur Bienen.
Dies ist aber auch wichtig, denn Ökosystemdienstleistungen wie Bestäubung werden nicht nur von Honigbienen, sondern allen möglichen Insekten wie Hummeln oder Schwebfliegen ausgeführt. Die Honigbiene kann andere Insekten nicht ersetzen. Es sollte generell um den Schutz von Insekten gehen.
Solche Aufrufe implizieren immer auch: Jemand muss schuld sein am Ist-Zustand. Viele Landwirte sehen sich an den Pranger gestellt.
Es steht zunächst einmal außer Frage, dass wir landwirtschaftlich genutzte Flächen für die Produktion von Nahrungsmitteln benötigen. Wir müssen uns aber als Gesellschaft Gedanken machen, wie nachhaltige Landwirtschaft aussehen soll. Die intensive und industrielle Nutzung großer Flächen trägt erwiesenermaßen massiv dazu bei, dass Insekten hinsichtlich ihrer Biomasse zurückgehen. Großflächige Maisfelder bieten nur wenigen Insekten Nahrung oder Lebensraum. Der Einsatz von Pestiziden wie Neonicotinoiden schädigt Nützlinge wie Hummeln gleichermaßen wie Schädlinge. Über Flurbereinigungsmaßnahmen sind viele wichtige Kleinstrukturen wie Hecken auf Landschaftsebene in den letzten Jahrzehnten weggefallen.
Aber wir machen es uns zu einfach, wenn wir alles auf die Landwirtschaft schieben. Ein zweiter wichtiger Faktor sind Urbanisierung und die Versiegelung von Flächen sowie die sogenannte Lichtverschmutzung. Immer noch verlieren wir ständig Habitate, die vielen Arten Unterschlupf bieten würden. Ein weiterer Faktor ist natürlich auch das Verhalten jedes Einzelnen. Für Insekten wären etwas unordentlichere Privatgärten mit höher gewachsenem Gras, Wildblumen und Ecken mit Totholz oder Laubstreu wesentlich besser als die momentan um sich greifenden Beton-Steingärten.
Eine Studie provoziert eine Gegenstudie - der Dschungel an Erhebungen scheint undurchdringlich. Was kann die Wissenschaft zur Versachlichung beitragen?
Es ist wichtig, die Gründe für das Insektensterben klar herauszuarbeiten und Handlungsempfehlungen zu geben. Man muss aber die Menschen mitnehmen. Ich kann als Wissenschaftlerin nur sagen: Wenn Landwirtschaft in einer bestimmten Form betrieben wird, wirkt sich das so aus und in einer anderen Form so. Letztendlich entscheiden aber Gesellschaft und Politik, ob und wie wir eine nachhaltigere Landwirtschaft haben möchten und wie dies erreicht werden kann. Und hier setzt die Politik nach wie vor falsche Anreize.
Zur Person: Heike Feldhaar Warum gibt es in der Tierwelt eine so große Formenvielfalt? Welche Rolle spielen Wechselwirkungen mit anderen Organismen? Spezialistin für diese Fragen ist Professorin Heike Feldhaar, die seit 2011 am Lehrstuhl Tierökologie der Uni Bayreuth forscht. Sie befasst sich zudem mit den Auswirkungen der Landnutzung auf Insektengemeinschaften im heimischen Grasland und Wald.
Bauern üben heftige Kritik
In Südbayern gehen Landwirte ihrerseits mit Transparenten auf die Straßen und skandieren "Nein zum Volksbegehren". Sie fordern ein Ende des "Bauern-Ba shings" und wollen sich nicht als Sündenböcke brandmarken lassen. Diverse Bauernverbände kritisieren den Ansatz des Volksbegehrens, das am morgigen Donnerstag startet, denn die Zielsetzung der Initiatoren sei einseitig auf die Landwirtschaft gerichtet. Es käme einer Enteignung gleich, weil die Bauern nicht mehr selbst bestimmen dürften, wie sie ihre Flächen bewirtschaften. Die Vorgaben und Regelungen aus einem verschärften Artenschutzgesetz würden vielen, gerade kleineren Betrieben die Existenzgrundlage vernichten.
Viele tragen Verantwortung
In diesen Kanon mit ein stimmt auch BBV-Geschäftsführer Harald Köppel. Er verwahrt sich dagegen, die Landwirtschaft als den einzig Schuldigen zu geißeln. "Wir tragen Verantwortung - wie viele andere aber auch. Was ist mit dem Gartenbesitzer, auf dessen Grundstück der Mähroboter alles auf Millimeterhöhe runterraspelt? Welchen Anteil hat der Autoverkehr, der sich verzigfacht hat, ebenso wie der Flugverkehr? Was ist mit der zunehmenden Lichtverschmutzung, die Millionen Lichter, die nachts Insekten anlocken und töten? Es gibt mannigfaltige Gründe für den Rückgang."
Seine Gilde verschließe sich nicht den Neuerungen, von denen belegt sei, "dass sie alle Seiten weiterbringen". Die Bauern leisteten bereits gute Ansätze für die Bewahrung der Artenvielfalt - aber das alles zählt nichts", betont er. Viele Landwirte hätten sich ihrerseits vertraglich dazu verpflichtet. Fast 40 Prozent der Fläche in Bayern würden ohnehin bereits nach den strengen Richtlinien der Agrarumweltprogramme bewirtschaftet. "Das Volksbegehren mit seinen Verordnungen macht diese guten Ansätze kaputt. Es liest sich vielleicht gut auf dem Papier, aber in der Realität sieht man: Es hat viele Schattenseiten."
Gegen eine Zwangsquote
Eine davon: Die angestrebte Erhöhung der Quote von Biobetrieben auf 30 Prozent sei kontraproduktiv und schädige just die Branche, die sie zu unterstützen vorgebe. "Wir kommen bei der Bio-Vermarktung schon jetzt an Grenzen, Molkereien haben bereits Wartelisten." Was, so Köppel, passiert, wenn viele weitere Betriebe - staatlich verordnet - auf den ohnehin überschaubaren Markt drängten? "Dann werden auch diejenigen, die mühsam umgestellt haben, die nötigen Erlöse nicht mehr erzielen können. Bio und regional ist prima - aber der Verbraucher müsste die Produkte dann auch stärker als bisher nachfragen und höhere Preise dafür zahlen."