Umsturz, Revolution, Bürgerkrieg - nach radikalen Äußerungen in einer AfD-Chatgruppe hat die Münchner Generalstaatsanwaltschaft die Wohnung des Kulmbacher Kreisvorsitzenden durchsuchen lassen. Georg Hock ist sich selbst keiner Schuld bewusst.
Umsturz, Revolution, Bürgerkrieg - radikale Begriffe, die einem Beitrag des Bayerischen Rundfunks zufolge in einer internen Chatgruppe prominenter AfD-Mitglieder mit dem Namen "Alternative Nachrichtengruppe Bayern" gefallen sein sollen. Ein Mitglied: der Kulmbacher AfD-Kreisvorsitzende, Stadt- und Kreisrat Georg Hock, der dem Landesvorstand angehört und dem rechten Flügel der Partei um Björn Höcke zugerechnet wird.
Aussagen sorgen für Empörung
Im Messenger-Dienst Telegram sind nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks Äußerungen wie "Ohne Umsturz und Revolution erreichen wir hier keinen Kurswechsel mehr", "Wahlen helfen ohnehin nicht mehr" oder "Denke, dass wir ohne Bürgerkrieg aus dieser Nummer nicht mehr rauskommen werden" gepostet worden. Die Empörung darüber war im Landtag groß. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat den Verfassungsschutz zum Handeln aufgefordert. "Wir sind von der AfD viel gewohnt, aber das hat eine völlig neue Qualität. Das Aufrufen zum Bürgerkrieg und zu Gewalt ist nicht mehr zu tolerieren."
Mobiltelefon sichergestellt
Die Generalstaatsanwaltschaft München hat angekündigt, die Äußerungen in den Chats zu prüfen. Zuständig ist hier die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET). Die Ermittlungen haben eine Münchner Abordnung nun auch nach Kulmbach geführt: Am Freitagmorgen rückten Vertreter der Generalstaatsanwaltschaft mit Beamten des Landeskriminalamtes zu einer Durchsuchung in Georg Hocks Wohnung an. Elektronische Geräte wurden mitgenommen, Hocks Computer und Smartphone sichergestellt.
Landeskriminalamt koordiniert Einsatz
Wie die Generalstaatsanwaltschaft gestern auf unsere Anfrage hin mitteilte, fand nicht nur in Kulmbach, sondern auch in Oberbayern eine Wohnungsdurchsuchung statt. Es bestehe der Verdacht, dass sich die beiden Beschuldigten im Dezember 2020 in der aus 200 Mitgliedern bestehenden Telegram-Gruppe geäußert und hierdurch unter anderem den Straftatbestand der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten erfüllt haben. "Ziel der Durchsuchung war das Auffinden und die Sicherung von Beweismitteln, darunter insbesondere der Kommunikation der Chatgruppe. Im Rahmen der Durchsuchung wurden unter anderem Mobiltelefone sichergestellt", so Oberstaatsanwalt Florian Weinzierl, der stellvertretender Pressesprecher der Generalstaatsanwaltschaft ist. Ob sich der Verdacht erhärte, könne frühestens nach Auswertung der sichergestellten Beweismittel beurteilt werden. "Sodann kann auch beurteilt werden, ob sich gegebenenfalls weitere Personen strafbar gemacht haben", heißt es aus München. Seitens der Polizei würden die Ermittlungen durch das Bayerische Landeskriminalamt geführt und koordiniert.
In der Schusslinie
Hock ist nach dem Bericht des Bayerischen Rundfunks nicht nur ins Visier der Justiz, sondern auch in Kulmbach in die Schusslinie geraten. Empört, entsetzt und enttäuscht zeigen sich die kommunalen Gremien. "Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ein Mitglied unseres Kreistages unsere freiheitlich-demokratischen Grundordnung infrage stellt", sagte Landrat Klaus Peter Söllner (FW). "Die Recherchen des Bayerischen Rundfunks über interne Chatprotokolle werfen ein erschütterndes Bild auf die antidemokratischen und verfassungsfeindlichen Einstellungen in weiten Teilen der AfD, vor allem aber auch auf den Kulmbacher AfD-Kreisvorsitzenden und Kulmbacher Kreisrat und Stadtrat Georg Hock", stellten die Kreistagsfraktionen in ihrer Erklärung fest. Hock wurde geraten, seine Eignung für ein kommunales Ehrenamt zu überdenken.
Einen Rücktritt hat Hock ausgeschlossen. Der Bayerischen Rundschau gegenüber betonte er: "In diesem Chat waren einige Hundert Mitglieder, auch Mandatsträger aus verschiedenen Bereichen und Ebenen. Eine Mitgliedschaft in einem Chat ist per se noch kein Rücktrittsgrund." Er distanzierte sich ausdrücklich von einer Äußerung wie "Wir brauchen die totale Revolution".
Hock solltn aufgrund seiner unzähligen antidemokratischen Äußerungen von den politisch Verantwortlichen nur noch ein Minimum an demokratischen Rechten eingeräumt werden. Das gilt für Stadtrat und Kreistag, keine Sitzungsvorlagen von internen Punkten mehr, kein Rederecht in Ausschüssen (da nicht Mitglied) usw. Dann lernt er vielleicht dazu.. Er ist ein Alleinunterhalter, aber trotzdem sehr gefährlich für die Demokratie. Und die Staatsanwaltschaft sollte endlich einmal ihre Aufgabe wahrnehmen, solche zersetzende Gedanken auch rechtlich zu würdigen. Hock braucht Zeit zum Nachdenken, warum nich in einer kleinen zelle?