"Hart am Limit" gewinnt Rotes Kreuz als Partner

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Elisabeth Reiser-Klötzer und Marina Paulini vom BRK haben die ersten Brückengespräche mit Jugendlichen, die wegen Alkoholvergiftung ins Klinikum Kulmbach eingeliefert worden sind, geführt. Foto: Sonja Adam
Elisabeth Reiser-Klötzer und Marina Paulini vom BRK haben die ersten Brückengespräche mit Jugendlichen, die wegen Alkoholvergiftung ins Klinikum Kulmbach eingeliefert worden sind, geführt. Foto: Sonja Adam

Das Anti-Alkohol-Projekt "Hart am Limit" - kurz HaLT - hat einen neuen Kooperationspartner: das Bayerische Rote Kreuz. Die Mitarbeiter führen erste Gespräche mit Jugendlichen, die wegen einer Alkoholvergiftung im Klinikum behandelt wurden.

In den letzten vier Wochen sind zwei Jugendliche wegen einer akuten Alkoholvergiftung ins Klinikum Kulmbach eingeliefert worden. Sie waren 15 und 17 Jahre alt. "Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Mädchen und Jungen", sagt Oberarzt Herbert Mädl. Sein jüngster Fall, der mit Alkoholvergiftung stationär behandelt werden musste, war gerade einmal zwölf Jahre alt. "Promillemäßig kriegen wir meist Fälle zwischen einem und 2,5 Promille", sagt der Arzt.

Jetzt ist ein neuer Kooperationspartner beim HaLT-Projekt mit dabei: das Bayerische Rote Kreuz. Elisabeth Reiser-Klötzer, die beim BRK für Sozialarbeit und psychosoziale Hilfe zuständig ist, und Marina Paulini, BRK-Sozialpädagogin, sind zwei von insgesamt sechs BRK-Mitarbeitern, die zur Stelle sind, wenn ein Jugendlicher mit Alkoholvergiftung ins Klinikum eingeliefert worden ist.
Die beiden wollen am Tag nach der Einlieferung den Jugendlichen, aber auch deren Eltern zur Seite stehen: Sie bieten das Gespräch an.

Im Bundesdurchschnitt ist mit rund zwanzig Fällen pro Jahr zu rechnen - auch in Kulmbach. "Aber die Dunkelziffer ist natürlich hoch. Viele kommen gar nicht in die Klinik, sondern viele Fälle werden im privaten Bereich gehalten", weiß Landrat und BRK-Kreisvorsitzender Klaus Peter Söllner.

Bei den "Brückengesprächen" geht es in erster Linie darum, bei den Betroffenen über das eigene Trinkverhalten oder über den "Ausrutscher" zu reflektieren. Betroffenen und Eltern sollen Hilfen angeboten werden. "Aber zum Glück sind von denen, die wegen Alkoholvergiftung ins Klinikum eingeliefert werden, nur 15 bis zwanzig Prozent wirkliche Problemfälle, die irgend wann einmal gefährdet sein könnten", sagt Reiser-Klötzer.

"Wir als Klinikum sind natürlich dankbar, dass das BRK diese Hilfe anbietet", sagt Oberarzt Herbert Mädl. Denn nach der Nacht auf der Intensivstation, wo die Jugendlichen stabilisiert werden, werden sie meistens schon am nächsten Tag wieder entlassen. "Und wir sind froh, dass das BRK dann sozusagen die Weiterbehandlung übernimmt", so Mädl. Im intensivmedizinischen Bereich bleibe für solch eine intensive Auseinandersetzung mit den Beweggründen leider keine Zeit.


Kater noch deutlich zu spüren

Tatsächlich ist es wichtig, sofort vor Ort zu sein, wenn die Folgen und die Ursachen für den Vollrausch noch frisch im Kopf sind, wissen Marina Paulini und Elisabeth Reiser-Klötzer aus ersten Erfahrungen. "Meistens sind wir morgens, wenn der Kater noch deutlich zu spüren ist, bei den Jugendlichen", verrät Marina Paulini.

"Es ist uns wichtig, wirklich sofort die Jugendlichen mit riskantem Alkohlkonsum zu erreichen", sagt auch der Leiter des Gesundheitsamtes, Dieter Weiss. Doch neben dem sogenannten reaktiven Bestandteil, setzt das bundesweite Projekt "Hart am Limit" auch auf Prävention. "Alkohol wird seit Jahrtausenden getrunken, aber punktuell spitzt sich die Lage zu", bringt es die stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes, Camelia Sancu, auf den Punkt.

Seit vier Jahren ist Kulmbach beim HaLT-Projekt dabei. "Das ist wichtig. Wir versuchen auch die Vereine und alle die, die Jugendarbeit machen, aufzuklären", erklärt Landrat Klaus Peter Söllner den Hintergrund der Aktion. "So ist beispielsweise unsere Softbar überall präsent - auch bei der Bierwoche. Wir wollen zeigen, dass man auch ohne Alkohol lustig sein kann", bekräftigt auch Klaus Schröder, Leiter des Jugendamtes Kulmbach.

Im Rahmen des HaLT-Projektes gibt es Gruppenangebote, einen Risiko-Check. Mit dem neuen Kooperationspartner BRK ist das HaLT-Projekt in Kulmbach im Landkreis und im Klinikum bestens vernetzt, freut sich Söllner auf eine konstruktive Zusammenarbeit. Der bisherige Kooperationspartner hat auch die Landkreise Coburg, Kronach und Lichtenfels noch mitbetreut, war nicht vor Ort ansässig. Durch den neuen Kooperationspartner BRK versprechen sich alle Beteiligten noch mehr Vernetzung vor Ort und eine noch intensivere Zusammenarbeit.