1982 erschien das Haindling-Debüt-Album. Seitdem ist Hans-Jürgen Buchner mit seiner Band aus der Musikszene nicht mehr wegzudenken. Am 18. Juli tritt er auf der Plassenburg auf. Im Interview erzählt er über seine Karriere, wie er sich fit für Auftritte macht und was er von Casting-Shows hält.
                           
          
           
   
          Es heißt, Sie mögen es nicht, als Haindling angesprochen zu werden.Hans-Jürgen Buchner: Das höre ich zum ersten Mal. Was nicht alles erzählt wird. Mir macht es nichts aus, mit Haindling angesprochen zu werden. Das ist mein Künstlername. Sängerin Nicki heißt ja auch Doris, was kaum einer weiß. Außerdem wohne ich in Haindling. Ich bin stolz, dass ich so heiße wie das Dorf, in dem ich wohne.
Sie sind gerade im Studio. Arbeiten Sie an einer neuen CD?Eigentlich mache ich jeden Tag was im Studio, derzeit arbeite ich aber an nichts Ernsthaftem. Zurzeit habe ich fünf Speicherchips voll mit 200 Aufnahmen auf meinem Pocket-Rekorder. Die muss ich jetzt erstmal auswerten. Das ist eine Höllenarbeit. Mir fällt den ganzen Tag was ein - einmal eine Melodie, einmal ein Trommelrhythmus. 
Das fliegt mir mehr oder weniger zu. Ich pfeife beim Spaziergehen was und denke mir dann, das ist eine schöne Melodie. Bei mir stehen auch überall Trommel und Gongs herum, da schlage ich im Vorbeigehen drauf. Die ganze Umwelt ist voller Geräusche. Eine quietschende Tür ist Musik für mich. 
Sie traten zuletzt am 17. Juli 2005 auf der Plassenburg auf. Fast auf den Tag genau zehn Jahre später sind Sie wieder da. Können Sie sich noch an das Konzert erinnern?Das kann ich noch sehr gut - wegen der außergewöhnlichen Örtlichkeit. Zudem waren Bekannte von mir aus Politik und Wissenschaft mit da. Der Soundcheck fand bei schönem Wetter statt, das habe ich genossen.
Was können die Kulmbacher diesmal erwarten?Wer Haindling kennt, weiß, was auf ihn zukommt. Wer nicht, soll uns anschauen. 
Wir sind einzigartig, allein schon wegen unseres Instrumentariums. 
Dass ist schon erstaunlich, dass Sie das noch wissen.Ich erinnere mich noch daran, weil ich nie so viele Konzerte gebe. Andere haben 200 Auftritte im Jahr, ich etwa 15. Wenn man aber einmal drei Auftritte hintereinander hat, dann überlegt man schon: Wo war ich eigentlich gestern? Aber normalerweise kann ich das schon stemmen.
Können Sie Ihre Hits wie "Lang scho nimmer g'sehn" noch hören? Macht es noch Spaß, die Songs zu spielen?Die Hits spiele ich gern. Wenn man die glücklichen Gesichter der Menschen sieht, fühlt man sich wahnsinnig wohl. Das ist wie ein Fest, das man miteinander feiert. Ich bin froh, dass die Leute bei den ersten Tönen zu klatschen beginnen, dass man einen Hit hatte, den sie heute noch mögen. 
Die Besucher wollen die Lieder hören, weil sie damit ein bestimmtes Gefühl verbinden. Wir spielen aber auch Sachen, die nicht so bekannt sind. 
Jetzt sind Sie schon 70 Jahre alt. Wie halten Sie sich für eine Tour fit?Wenn es los geht, geht es los. Wir treffen uns ein paar Tage vor Tourbeginn im Übungsraum, dann weiß der Körper, es ist wieder soweit. Ansonsten lebe ich nicht so ungesund. Ich gehe spazieren, ein Fitnessprogramm habe ich aber noch nie zusammengestellt. Lediglich einmal in der Woche mache ich Übungen für die Bandscheibe, nachdem ich vor 17 Jahren einen Bandscheibenvorfall auf der Bühne hatte. Damals habe ich noch vier Konzerte gespielt, das war die Hölle. Aber da muss man durch, wenn man Musiker ist. Das ist toll für die Disziplin. Man kann ja dem Publikum nicht einfach sagen, dass es einem nicht gut geht. 
In diesem Januar hatte ich eine so starke Grippe, dass zwei Konzerte ausgefallen sind - die einzigen Konzertabsagen in 33 Jahren.
Gibt es ein Verfallsdatum für Haindling?Es gibt kein Datum, an dem ich sage, jetzt ist Schluss. So lange es gut geht, mache ich weiter. Musik macht Spaß und hält jung und fit. Bei einer neuen Tour merkt der Körper: Jetzt geht es los. Für mich ist das was Gesundes.
Sie haben vorhin gesagt, Sie leben relativ gesund. Das denkt man von Musikern eigentlich nicht.Man muss schon aufpassen, dass man nach Konzerten nicht zu viel trinkt. Früher war ich oft bis 6 Uhr früh in der Bar, hatte schon ein paar üble Kreislauf-Erlebnisse. Da schwört man sich immer: Nie mehr! Aber da kommt am nächsten Tag nach dem Konzert einer mit einem Glas Sekt ... und am nächsten Tag geht es einem noch dreckiger. 
Aber es war schön, das alles einmal mitgemacht zu haben. Die jungen, gecasteten Bands sind so diszipliniert, das ist einfach nichts. Das früher waren schöne Erlebnisse und auch ein Grund, dass ich mit der Musik angefangen habe. Denn da ist einiges erlaubt, was man sonst nicht macht. 
Haben Sie schon einmal bereut, den Weg so eingeschlagen zu haben?Noch nie. Auch wenn man mal Lampenfieber hatte - das geht vorbei. Es sind die Extreme, die man erlebt. Das Musikerleben ist eine extreme Herausforderung. Ein Musiker darf nicht oft krank werden und muss was aushalten.
Nachdem das Thema Casting-Shows schon angesprochen wurde: Was halten Sie davon?Das ist ein wahnsinniges Geschäft. Klar, dass der Bohlen danach die Lieder macht. Die jungen Leute sollen ihre Erfahrungen machen. 
Aber es ist peinlich, wenn man die weinenden Menschen sieht, alles ausgetreten wird und die Tränen in Nahaufnahme gezeigt werden. Neulich habe ich eine Sendung gesehen, in der Kinder gecastet wurden. Die haben die gleichen Lieder gesungen und sich so bewegt wie die Erwachsenen. Ich finde das entsetzlich und geschmacklos. Aber es ist halt ein Riesengeschäft.
Haben Sie als deutschsprachiger Künstler einen Aufwind durch den Erfolg von Helene Fischer gespürt?Deutschsprachige Musik hat es schon immer gegeben. Aber durch Helene Fischer ist der Schlager klientelmäßig verrutscht in Richtung junger Leute. Schlager ist heute mehr ein Event. Das sieht man daran, dass Helene Fischer in Fußballstadien auftritt. Da ist die Musik aber im Hintergrund, das ist alles ein Event. Aber Hut ab vor Helene Fischer: Sie ist eine ganz disziplinierte Frau. 
Welche Musik hören Sie privat?Eigentlich höre ich sehr wenig. Derzeit läuft zum Beispiel Agnes Obel. Ich kaufe mir immer wieder eine CD, auch Hip Hop. Da interessiert mich aber nicht der Text, sondern das Arrangement. Hip Hop mit Motherfucker, den Armbewegungen und den hüpfenden Männchen finde ich lächerlich. 
Was war denn Ihr Karriere-Highlight?Zum Beispiel ein Auftritt in Wackersdorf vor 100 000 Leuten. Es gibt so viele Sachen, die man auf der Bühne erlebt. Aber nach zwei, drei Tagen kommt schon wieder was Neues. Wir haben in China, Südafrika und Kanada gespielt, das waren wunderbare Erlebnisse.