Samstagvormittag beim Einkaufen: Zwischen Regalen mit Nudeln, Tomatensoße und Tütensuppe steht ein Einkaufswagen. In dem sitzt ein kleiner Kerl, der ganz offensichtlich ziemlich schlechte Laune hat.
Drei Erwachsene bemühen sich um ihn: Mama, Oma, Opa. "Er hat Hunger", stellt die Mama fest. Opa bekommt den Auftrag, das Kind zu beruhigen. Mama und Oma schwärmen aus, schaffen Kekse heran und einen Getränkekarton, dessen Inhalt vermutlich deutlich weniger Vitamine hat als die auf der Pappschachtel aufgedruckte Orange. Eilig wird die Kekstüte aufgerissen, der Strohhalm in den Karton gerammt. Schlechte Laune beim kleinen Prinzen: Das geht gar nicht.
Wenig später treffen wir uns an der Kasse wieder. Aus der Kekstüte bröselt es aufs Transportband. Mit spitzen Fingern zieht die Kassiererin den klebrigen leeren Getränke karton über den Scanner. Aber immerhin: Der Kleine gibt Ruhe.
Ich komme ins Grübeln, kann mich nicht erinnern, für meine Kinder jemals eine solche Notversorgung benötigt zu haben.
Wir haben vor dem Einkaufen gefrühstückt, und der Hinweis "Bald gibt's Mittagessen" musste reichen, um die kleinen Nörgler zu stoppen. So blieb über Jahre hinweg die obligatorische Gelbwurst beim Metzger das Einzige, was meine Kinder noch während des Einkaufs aufgegessen haben. Gequengelt haben sie übrigens nie viel. "Es hätte ja eh' keinen Sinn gehabt", erklärte meine mittlerweile erwachsene Tochter einmal. Eben jene Tochter übrigens sagt heute, dass ihre Kindheit trotz allem glücklich gewesen sei.
Wenn ein Kind quengelt, nervt nicht das Kind, auch wenns so ausschaut. Die Eltern nerven, weil sie sich nicht konsequent durchsetzen können.